Sämtliche Dramen
demüt’gen Vorschlag senden,
Mich windend krümmen niedrigem Vertrag,
Ich, dessen Laune mit des Weltballs Wucht gespielt,
Schicksale schaffend und vernichtend. Ja, du wußtest,
Wie du so ganz mein Sieger warst, und daß
Mein Schwert, entherzt durch meine Lieb’, ihr blind
Gehorchen würde.
Cleopatra
.
O vergib, vergib!
Antonius
.
Laß keine Träne fallen! Eine zahlt
Gewinn so wie Verlust; gib einen Kuß,
Schon dies vergilt mir alles. – Unsern Lehrer sandt’ ich;
Kam er zurück? Ich fühl’ mich schwer wie Blei;
Bringt etwas Wein und Speise! – Glück, du weißt,
Triffst du uns hart, so trotzen wir zumeist.
Alle ab.
¶
Zehnte Szene
Cäsars Lager in Ägypten.
Es treten auf Cäsar, Dolabella, Thyreus und andre.
Cäsar
.
Der trete vor, der vom Antonius kommt; –
Kennst du ihn?
Dolabella
.
’s ist der Lehrer seiner Kinder:
Das zeigt, wie kahl er ist, entsandt’ er uns
Aus seinem Flügel solche dürft’ge Feder,
Er, der vor wenig Monden Könige könnt’
Als Boten schicken.
Euphronius tritt auf.
Cäsar
.
Komm heran und sprich!
Euphronius
.
So wie ich bin, komm’ ich vom Marc Anton:
Ich war noch jüngst so klein für seine Zwecke,
Wie auf dem Myrtenblatt der Morgentau
Dem Meer verglichen.
Cäsar
.
Sei’s! Sag deinen Auftrag!
Euphronius
.
Er grüßt dich, seines Schicksals Herrn, und wünscht
Zu leben in Ägypten. Schlägst du’s ab,
So mäßigt er die Ford’rung, und ersucht dich,
Gönn’ ihm zu atmen zwischen Erd’ und Himmel
Als Bürger in Athen. So viel von ihm.
Dann: Cleopatra huldigt deiner Macht,
Beugt sich vor deiner Größ’, und fleht von dir
Der Ptolemäer Reif für ihre Söhne,
Als Willkür deiner Gnade.
Cäsar
.
Für Anton
Bin ich der Ford’rung taub. Der Königin
Wird nicht Gehör noch Zugeständnis fehlen,
Treibt sie hinweg den schmachentstellten Buhlen,
Oder erschlägt ihn hier: vollbringt sie dies,
Sei ihr Gesuch gewährt. So viel für beide. –
Euphronius
.
Das Glück geleite dich!
Cäsar
.
Führt ihn durchs Heer!
Euphronius ab.
Zum Thyreus.
Nun zeige deine Rednerkunst; enteile,
Gewinn’ Cleopatra ihm ab: versprich
In unserm Namen, was sie heischt, und beut
Nach eignem Sinn weit mehr: Stark sind die Weiber
Im höchsten Glück nicht: Mangel lockt zum Meineid
Selbst der Vestalin Tugend; deine List versuche:
Den Preis der Müh’ bestimme selber dir,
Uns sei Gesetz dein Wort!
Thyreus
.
Cäsar, ich gehe.
Cäsar
.
Betrachte, wie Anton den Riß erträgt,
Und was sein ganz Benehmen dir verkündet
In jeder äußern Regung!
Thyreus
.
Zähl’ auf mich!
Alle ab.
¶
Elfte Szene
Alexandrien. Ein Zimmer im Palast.
Es treten auf Cleopatra, Enobarbus, Charmion und Iras.
Cleopatra
.
Was bleibt uns jetzt noch übrig?
Enobarbus
.
Denken, – sterben.
Cleopatra
.
Hat dies Antonius, – haben wir’s verschuldet?
Enobarbus
.
Anton allein, der seinen Willen machte
Zum Herrscher der Vernunft. Nun, floht Ihr auch
Des Kriegs furchtbares Antlitz, des Geschwader
Einander schreckten: weshalb folgt’ er Euch?
Da durfte seiner Neigung Kitzel nicht
Sein Feldherrntum wegspotten, im Moment,
Da halb die Welt der andern Hälfte trotzte,
Und alles ruht’ auf ihm! Das war ein Schimpf,
So groß als sein Verlust, als er Euch nachzog
Und ließ die Flotte gaffend.
Cleopatra
.
Bitt’ dich, schweig’! –
Antonius tritt auf mit Euphronius.
Antonius
.
Dies seine Antwort?
Euphronius
.
Ja, mein Herr.
Antonius
.
Die Königin
Soll also Gunst erfahren, wenn sie uns
Verraten will?
Euphronius
.
So ist es.
Antonius
.
Nun, so sag ihr’s!
Schick’ dies ergrau’nde Haupt dem Knaben Cäsar,
Dann füllt er dein Begehren bis zum Rand
Mit Fürstentümern.
Cleopatra
.
Dieses Haupt, mein Feldherr?
Antonius
.
Geh wieder hin: Sag ihm, der Jugend Rose
Schmück’ ihn, und Großes fordre drum die Welt
Von ihm. – All seine Schätze, Flotten, Heere
Könnt’ auch ein Feigling führen, dessen Diener
Auf eines Knaben Wort so leicht wohl siegten,
Als unter Cäsar: drum entbiet’ ich ihn,
Sein glänzend Außenwerk beiseit zu tun,
Mit mir Gebeugtem Schwert um Schwert zu fechten,
Er ganz allein. Ich will es schreiben: – Komm!
Antonius und Euphronius ab.
Enobarbus
.
O ja! Recht glaublich! Cäsar, schlachtenstolz,
Sollte sein Glück vernichten, mit dem Fechter
Den Bühnenkampf versuchen? Ich seh’, Verstand
Der Menschen ist ein Teil von ihrem Glück,
Und äußre Dinge ziehn das innre Wesen
Sich nach, daß
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