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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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erschien,
    Sie beide gleich, ja älter fast der unsre, –
    Die Brems’ auf ihr, wie eine Kuh im Junius,
    Hißt alle Segel auf und flieht.
    Enobarbus
.
    Ich sah’s;
    Mein Aug’ erkrankte, wie’s geschah; nicht konnt’ es
    Ertragen, mehr zu schaun.
    Scarus
.
    Sie kaum gewandt,
    Als ihres Zaubers edler Wrack, Antonius,
    Die Schwingen spreitend wie ein brünst’ger Entrich,
    Die Schlacht verläßt auf ihrer Höh’, und fliegt
    Ihr nach: –
    Noch nimmer sah ich eine Tat so schändlich;
    Erfahrung, Mannheit, Ehre hat noch nie
    Sich selber so vernichtet! –
    Enobarbus
.
    Weh uns! weh! –
    Canidius tritt auf.
    Canidius
.
    Zur See ist unser Glück ganz außer Atem
    Und sinkt höchst jammervoll. War unser Feldherr heut
    Nur, wie er selbst sich kannte, ging es gut!
    Oh, er hat Beispiel unsrer Flucht gegeben,
    Höchst schmählich, durch die eigne! –
    Enobarbus
beiseit:
    Ho! steht die Sache so? Dann freilich ist
    Es aus.
    Canidius
.
    Zum Peloponnes sind sie entflohn.
    Scarus
.
    Der läßt sich bald erreichen; dort erwart’ ich,
    Was weiter folgt.
    Canidius
.
    Ich überliefre Cäsarn
    Die Reiter und Legionen; schon sechs Kön’ge
    Zeigten, wie man die Waffen streckt.
    Enobarbus
.
    Noch will ich
    Dem wunden Glück Antonius’ folgen, hält
    Vernunft schon mit dem Gegenwind die Richtung.
    Gehn ab.
    ¶

Neunte Szene
    Alexandrien. Ein Zimmer im Palast.
    Antonius tritt auf, von einigen Dienern begleitet.
    Antonius
.
    Horch! Mir verbeut der Boden, ihn zu treten,
    Er schämt sich, mich zu tragen! Freunde, kommt:
    Bin ich doch so verspätet in der Welt,
    Daß ich den Weg verlor auf ewig. Nehmt
    Mein Schiff mit Gold beladen; teilt es, flieht,
    Und macht mit Cäsar Frieden!
    Alle
.
    Fliehn? Nicht wir! –
    Antonius
.
    Ich selber floh, und lehrte Memmen fliehn
    Und ihren Rücken zeigen. Freunde, geht:
    Zu neuer Laufbahn hab’ ich mich entschlossen,
    Die euer nicht bedarf: drum geht,
    Mein Schatz liegt dort im Hafen, nehmt ihn! – Oh,
    Dem folgt’ ich, was mich rot macht es zu schaun;
    Ja selbst mein Haar empört sich; denn das weiße
    Tadelt des braunen Raschheit, dies an jenem
    Feigheit und Wahnwitz! – Freunde, geht! Ich will
    Euch Brief’ an solche geben, die den Weg
    Euch ebnen sollen. Bitt’ euch, seid nicht traurig,
    Erwidert nicht mit Trübsinn, nehmt die Weisung,
    Die mir Verzweiflung rät: verlassen sei,
    Was selber sich verläßt! Geht stracks zur See,
    Ich schenk’ euch jenes Schiff und alles Gold. –
    Laßt mich, ich bitt’, ein wenig: ich bitt’ euch jetzt,
    O tut’s! denn mein Befehl ist nun zu Ende,
    Drum bitt’ ich euch. – Ich folg’ euch augenblicks.
    Er setzt sich nieder.
    Cleopatra, geführt von Charmion und Iras, und Eros treten auf.
    Eros
.
    O güt’ge Frau, zu ihm! O tröstet ihn! –
    Iras
.
    Tut es, geliebte Fürstin!
    Charmion
.
    Ja, tut es: was auch sonst?
    Cleopatra
.
    Laß mich niedersitzen! O Juno!
    Antonius
.
    Nein, nein, nein, nein! –
    Eros
.
    Seht Ihr hier, o Herr?
    Antonius
.
    O pfui, pfui, pfui! –
    Charmion
.
    Gnädige Frau! –
    Iras
.
    O Fürstin, güt’ge Kaiserin! –
    Eros
.
    Herr, Herr! –
    Antonius
.
    Ja, Herr, o ja! – Er, zu Philippi, führte
    Sein Schwert recht wie ein Tänzer, während ich
    Den hagern, finstern Cassius schlug! Ich fällte
    Den tollen Brutus; er ließ andre handeln
    An seiner Statt und hatte nicht Erfahrung
    Im wackern Kampf des Felds. Doch jetzt, – es tut nichts! –
    Cleopatra
.
    Oh, steht zurück! –
    Eros
.
    Die Königin, Herr, die Königin!
    Iras
.
    Geht zu ihm, Fürstin, sprecht zu ihm! –
    Er ist sich selbst entfremdet vor Beschämung! –
    Cleopatra
.
    Nun wohl denn, – führt mich: – Oh!
    Eros
.
    Erhabner Herr, steht auf: die Königin naht,
    Ihr Haupt gesenkt: der Tod ergreift sie, – nur
    Durch Euren Trost kann sie genesen.
    Antonius
.
    Verletzt hab’ ich die Ehre: –
    So schändlich zu entfliehn!
    Eros
.
    Die Fürstin, Herr ...
    Antonius
.
    Oh, wohin bracht’st du mich, Ägypten? Sieh,
    Wie ich die Schmach entziehe deinem Auge
    Und seh’ zurück auf das, was ich verließ,
    Zerstört in Schande! –
    Cleopatra
.
    O mein teurer Herr,
    Vergib den scheuen Segeln! Nimmer glaubt’ ich,
    Du würdest folgen.
    Antonius
.
    Wußt’st du nicht, Ägypten,
    Mein Herz sei an dein Steuer fest gebunden,
    Und daß du nach mich rissest? Ha, du kanntest
    Die Oberherrschaft über meinen Geist,
    Und daß dein Wink vom göttlichen Gebot
    Zurück mich herrschte!
    Cleopatra
.
    Oh, verzeih’!
    Antonius
.
    Nun muß ich
    Dem jungen Mann

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