Sämtliche Dramen
erschien,
Sie beide gleich, ja älter fast der unsre, –
Die Brems’ auf ihr, wie eine Kuh im Junius,
Hißt alle Segel auf und flieht.
Enobarbus
.
Ich sah’s;
Mein Aug’ erkrankte, wie’s geschah; nicht konnt’ es
Ertragen, mehr zu schaun.
Scarus
.
Sie kaum gewandt,
Als ihres Zaubers edler Wrack, Antonius,
Die Schwingen spreitend wie ein brünst’ger Entrich,
Die Schlacht verläßt auf ihrer Höh’, und fliegt
Ihr nach: –
Noch nimmer sah ich eine Tat so schändlich;
Erfahrung, Mannheit, Ehre hat noch nie
Sich selber so vernichtet! –
Enobarbus
.
Weh uns! weh! –
Canidius tritt auf.
Canidius
.
Zur See ist unser Glück ganz außer Atem
Und sinkt höchst jammervoll. War unser Feldherr heut
Nur, wie er selbst sich kannte, ging es gut!
Oh, er hat Beispiel unsrer Flucht gegeben,
Höchst schmählich, durch die eigne! –
Enobarbus
beiseit:
Ho! steht die Sache so? Dann freilich ist
Es aus.
Canidius
.
Zum Peloponnes sind sie entflohn.
Scarus
.
Der läßt sich bald erreichen; dort erwart’ ich,
Was weiter folgt.
Canidius
.
Ich überliefre Cäsarn
Die Reiter und Legionen; schon sechs Kön’ge
Zeigten, wie man die Waffen streckt.
Enobarbus
.
Noch will ich
Dem wunden Glück Antonius’ folgen, hält
Vernunft schon mit dem Gegenwind die Richtung.
Gehn ab.
¶
Neunte Szene
Alexandrien. Ein Zimmer im Palast.
Antonius tritt auf, von einigen Dienern begleitet.
Antonius
.
Horch! Mir verbeut der Boden, ihn zu treten,
Er schämt sich, mich zu tragen! Freunde, kommt:
Bin ich doch so verspätet in der Welt,
Daß ich den Weg verlor auf ewig. Nehmt
Mein Schiff mit Gold beladen; teilt es, flieht,
Und macht mit Cäsar Frieden!
Alle
.
Fliehn? Nicht wir! –
Antonius
.
Ich selber floh, und lehrte Memmen fliehn
Und ihren Rücken zeigen. Freunde, geht:
Zu neuer Laufbahn hab’ ich mich entschlossen,
Die euer nicht bedarf: drum geht,
Mein Schatz liegt dort im Hafen, nehmt ihn! – Oh,
Dem folgt’ ich, was mich rot macht es zu schaun;
Ja selbst mein Haar empört sich; denn das weiße
Tadelt des braunen Raschheit, dies an jenem
Feigheit und Wahnwitz! – Freunde, geht! Ich will
Euch Brief’ an solche geben, die den Weg
Euch ebnen sollen. Bitt’ euch, seid nicht traurig,
Erwidert nicht mit Trübsinn, nehmt die Weisung,
Die mir Verzweiflung rät: verlassen sei,
Was selber sich verläßt! Geht stracks zur See,
Ich schenk’ euch jenes Schiff und alles Gold. –
Laßt mich, ich bitt’, ein wenig: ich bitt’ euch jetzt,
O tut’s! denn mein Befehl ist nun zu Ende,
Drum bitt’ ich euch. – Ich folg’ euch augenblicks.
Er setzt sich nieder.
Cleopatra, geführt von Charmion und Iras, und Eros treten auf.
Eros
.
O güt’ge Frau, zu ihm! O tröstet ihn! –
Iras
.
Tut es, geliebte Fürstin!
Charmion
.
Ja, tut es: was auch sonst?
Cleopatra
.
Laß mich niedersitzen! O Juno!
Antonius
.
Nein, nein, nein, nein! –
Eros
.
Seht Ihr hier, o Herr?
Antonius
.
O pfui, pfui, pfui! –
Charmion
.
Gnädige Frau! –
Iras
.
O Fürstin, güt’ge Kaiserin! –
Eros
.
Herr, Herr! –
Antonius
.
Ja, Herr, o ja! – Er, zu Philippi, führte
Sein Schwert recht wie ein Tänzer, während ich
Den hagern, finstern Cassius schlug! Ich fällte
Den tollen Brutus; er ließ andre handeln
An seiner Statt und hatte nicht Erfahrung
Im wackern Kampf des Felds. Doch jetzt, – es tut nichts! –
Cleopatra
.
Oh, steht zurück! –
Eros
.
Die Königin, Herr, die Königin!
Iras
.
Geht zu ihm, Fürstin, sprecht zu ihm! –
Er ist sich selbst entfremdet vor Beschämung! –
Cleopatra
.
Nun wohl denn, – führt mich: – Oh!
Eros
.
Erhabner Herr, steht auf: die Königin naht,
Ihr Haupt gesenkt: der Tod ergreift sie, – nur
Durch Euren Trost kann sie genesen.
Antonius
.
Verletzt hab’ ich die Ehre: –
So schändlich zu entfliehn!
Eros
.
Die Fürstin, Herr ...
Antonius
.
Oh, wohin bracht’st du mich, Ägypten? Sieh,
Wie ich die Schmach entziehe deinem Auge
Und seh’ zurück auf das, was ich verließ,
Zerstört in Schande! –
Cleopatra
.
O mein teurer Herr,
Vergib den scheuen Segeln! Nimmer glaubt’ ich,
Du würdest folgen.
Antonius
.
Wußt’st du nicht, Ägypten,
Mein Herz sei an dein Steuer fest gebunden,
Und daß du nach mich rissest? Ha, du kanntest
Die Oberherrschaft über meinen Geist,
Und daß dein Wink vom göttlichen Gebot
Zurück mich herrschte!
Cleopatra
.
Oh, verzeih’!
Antonius
.
Nun muß ich
Dem jungen Mann
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