Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
Szene
    Cäsars Lager bei Alexandrien.
    Cäsar, einen Brief lesend, Agrippa, Mäcenas und andre treten auf.
    Cäsar
.
    Er nennt mich Knabe; schilt, als hätt’ er Macht,
    Mich von hier wegzuschlagen; meine Boten
    Peitscht’ er mit Ruten; bot mir Zweikampf an:
    Anton dem Cäsar! Wiss’ es, alter Raufer,
    Es gibt zum Tod noch andre Weg’; indes
    Verlach’ ich seinen Aufruf.
    Mäcenas
.
    Denkt, o Cäsar,
    Wenn ein so Großer rast, ward er gejagt
    Bis zur Erschöpfung. Komm’ er nicht zu Atem,
    Nutzt seinen Wahnsinn: nimmer hat die Wut
    Sich gut verteidigt.
    Cäsar
.
    Tut den Führern kund,
    Daß morgen wir die letzte vieler Schlachten
    Zu fechten denken! In den Reih’n der Unsern
    Sind, die noch kürzlich dienten Marc Anton,
    Genug, ihn einzufangen. Dies besorgt,
    Und gebt dem Heer ein Mahl! Wir haben Vorrat,
    Und sie verdienten’s wohl. Armer Antonius! –
    Gehn ab.
    ¶

Zweite Szene
    Alexandrien. Ein Zimmer im Palast.
    Es treten auf Antonius, Cleopatra, Enobarbus, Cftarmion, Iras, Alexas und andre.
    Antonius
.
    Er schlug den Zweikampf aus, Domitius?
    Enobarbus
.
    Ja.
    Antonius
.
    Und warum tat er’s?
    Enobarbus
.
    Er meinte, weil er zehnmal glücklicher,
    Sei er zehn gegen einen.
    Antonius
.
    Morgen schlag’ ich
    Zu Meer und Land; dann leb’ ich, oder bade
    Die sterbende Ehre im Blute mir,
    Das wieder Leben schafft. Wirst du brav einhaun?
    Enobarbus
.
    Fechten und schrein: »Jetzt gilt’s!« –
    Antonius
.
    Brav! Geh, mein Freund,
    Ruf meine Hausbedienten! Diese Nacht
    Seid fröhlich beim Gelag’! – Gib mir die Hand,
    Du warst ehrlich und treu: und so auch du,
    Und du, und du, und du: ihr dientet brav,
    Und Kön’ge waren eure Kameraden.
    Cleopatra
.
    Was soll das?
    Enobarbus
beiseit.
    Solch seltsam Ding, wie Kummer sprossend treibt
    Aus dem Gemüt.
    Antonius
.
    Und ehrlich bist auch du. –
    Würd’ ich in euch, die vielen, doch verwandelt,
    Und ihr zusammen ausgeprägt zu einem
    Antonius, daß ich euch könnte dienen,
    So bündig, wie ihr mir!
    Diener
.
    Verhüt’ es Gott!
    Antonius
.
    Gut denn, Kam’raden, heut bedient mich noch,
    Füllt fleißig meine Becher; ehrt mich so,
    Als wäre noch mein Weltreich eu’r Kam’rad,
    Und folgsam meinem Ruf!
    Cleopatra
.
    Was sinnt er nur?
    Enobarbus
.
    Zum Weinen sie zu bringen.
    Antonius
.
    Pflegt mich heut:
    Kann sein, es ist das eure letzte Pflicht!
    Wer weiß, ob ihr mich wiederseht, und tut ihr’s,
    Ob nicht als blut’gen Schatten; ob nicht morgen
    Ihr einem andern folgt. Ich seh’ euch an,
    Als nähm’ ich Abschied. Ehrliche, liebe Freunde,
    Ich stoß’ euch nicht von mir, nein, bleib’ eu’r Herr,
    Vermählt bis in den Tod so treuem Dienst. –
    Gönnt mir zwei Stunden noch, mehr bitt’ ich nicht,
    Und lohnen’s euch die Götter! –
    Enobarbus
.
    Herr, was macht Ihr,
    Daß Ihr sie so entmutigt? Seht, sie weinen,
    Ich Esel rieche Zwiebeln auch: ei, schämt Euch,
    Und macht uns nicht zu Weibern! –
    Antonius
.
    Ha, ha, ha! –
    So will ich doch verhext sein, meint’ ich das!
    Heil sprieße diesem Tränentau! Herzfreunde,
    Ihr nehmt mich in zu schmerzensvollem Sinn,
    Denn ich sprach euch zum Trost: ich wünschte ja,
    Daß wir die Nacht durchschwärmten; wißt ihr, Kinder,
    Ich hoff’ auf morgen Glück, und will euch führen,
    Wo ich ein siegreich Leben eh’r erwarte,
    Als Tod und Ehre. Kommt zum Mahle, kommt,
    Und alle Sorg’ ertränkt!
    Alle ab.
    ¶

Dritte Szene
    Daselbst vor dem Palast.
    Zwei Soldaten auf ihrem Posten treten auf.
    Erster Soldat
.
    Bruder, schlaf’ wohl! Auf morgen ist der Tag.
    Zweiter Soldat
.
    Dann wird’s entschieden, so oder so: leb wohl! –
    Vernahmst du nichts Seltsames auf der Straße?
    Erster Soldat
.
    Nichts. Was geschah?
    Zweiter Soldat
.
    Vielleicht ist’s nur ein Märchen; –
    Nochmals gut’ Nacht!
    Erster Soldat
.
    Gut’ Nacht, Kam’rad!
    Zwei andre Soldaten kommen.
    Zweiter Soldat
.
    Soldaten,
    Seid ja recht wach!
    Dritter Soldat
.
    Ihr auch: gut’ Nacht, gut’ Nacht!
    Die beiden ersten Soldaten stellen sich auf ihren
    Posten.
    Vierter Soldat
.
    Hier stehn wir: wenn’s nur morgen
    Der Flotte glückt, so hoff’ ich sehr gewiß,
    Die Landmacht hält sich brav.
    Dritter Soldat
.
    Ein wackres Heer,
    Voll Zuversicht.
    Hoboen unter der Bühne.
    Vierter Soldat
.
    Still! welch ein Klingen?
    Erster Soldat
.
    Horch!
    Zweiter Soldat
.
    Hört!
    Erster Soldat
.
    In der Luft Musik?
    Dritter Soldat
.
    Im Schoß der Erde! –
    Vierter Soldat
.
    Das ist ein gutes Zeichen, meint ihr nicht?
    Dritter

Weitere Kostenlose Bücher