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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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stolzieren!
    Cleopatra
.
    Kam’s so weit?
    Antonius
.
    Ich fand Euch, einen kaltgewordnen Bissen
    Auf Cäsars Teller, ja ein Überbleibsel
    Cnejus Pompejus’; andrer heißer Stunden
    Gedenk’ ich nicht, die Eure Lust sich auflas
    Und nicht der Leumund nennt: denn ganz gewiß,
    Wenn Ihr auch ahnen mögt, was Keuschheit sei,
    Ihr habt sie nie gekannt! –
    Cleopatra
.
    Was soll mir das?
    Antonius
.
    Daß solch ein Sklav’, der wohl ein Trinkgeld nimmt
    Und spricht: »Gott lohn’ Euch!« keck sich wagt an meine
    Gespielin, Eure Hand, dies Königssiegel
    Und großer Herzen Pfand! O daß ich stände
    Auf Basans Hügel, die gehörnte Herde
    Zu überbrüllen! Ward ich doch zum Stier:
    Dies sanft verkünden, wär’ wie ein armer Sünder,
    Der mit umstricktem Hals dem Henker dankt,
    Daß er’ s so rasch gemacht. –
    Diener kommen mit Thyreus zurück.
    Ward er gepeitscht? –
    Diener
.
    Recht derb, mein Feldherr.
    Antonius
.
    Schrie er? fleht’ um Gnade? –
    Diener
.
    Er bat um Schonung.
    Antonius
.
    Hast du ’nen Vater noch, der soll’s bereun,
    Daß du kein Weib geworden. Dir sei Angst,
    Cäsarn in seinem Glück zu folgen, seit
    Du für dein Folgen wardst gepeitscht: Fortan
    Schreck’ dich im Fieber jede Damenhand,
    Und schüttle dich der Anblick! Geh zum Cäsar,
    Erzähl’ ihm deinen Willkomm’; sag ihm ja,
    Daß er mich zornig macht: er scheint durchaus
    Stolz und Verschmähn, nur schauend, was ich bin,
    Vergessend, was ich war. Er macht mich zornig;
    Und dazu kommt es leicht in dieser Zeit,
    Seit gute Sterne, die mich sonst geführt,
    Verließen ihre Bahn und ihren Glanz
    Zum Pfuhl der Hölle sandten. Steht mein Wort
    Und was geschehn Cäsarn nicht an, sag ihm,
    Hipparchus, meinen Freigelass’nen, hab’ er,
    Den soll nach Lust er peitschen, hängen, foltern,
    Dann ist er wett mit mir: so zeig’ ihm an! –
    Nun fort mit deinen Striemen! – Geh! –
    Thyreus ab.
    Cleopatra
.
    Seid Ihr zu Ende?
    Antonius
.
    Ach! unser ird’scher Mond
    Ist nun verfinstert, und das deutet nur
    Den Fall des Marc Anton!
    Cleopatra
.
    Ich muß schon warten.
    Antonius
.
    Cäsarn zu schmeicheln, konntest du liebäugeln
    Dem Sklaven, der den Gurt ihm schnallt?
    Cleopatra
.
    Das glaubst du?
    Antonius
.
    Kalt gegen mich?
    Cleopatra
.
    Ah, Teurer, ward ich das,
    Verhärte Zeus mein kaltes Herz zu Hagel,
    Vergift’ ihn im Entstehn, und send’ auf mich
    Die erste Schloße: wie sie trifft mein Haupt,
    Schmelze mein Leben hin! Cäsarion töte
    Die nächst’, und das Gedächtnis meines Schoßes,
    Und nach und nach mein ganz Ägypter Volk
    Lieg’ ohne Grab, wenn der kristallne Regen
    Zergeht, bis Nilus’ Mücken sie und Fliegen
    Als Raub bestatteten!
    Antonius
.
    Ich bin befriedigt. –
    Cäsar rückt vor auf Alexandrien;
    Da will ich ihn erwarten. Unser Landheer
    Hielt rühmlich stand; auch die zerstreuten Schiffe
    Sind nun vereint und drohn im Meer als Flotte. –
    Wo warst du, kühnes Herz? ... Hörst du, Geliebte:
    Wenn ich vom Schlachtfeld nochmals wiederkehre,
    Den Mund zu küssen, komm’ ich ganz in Blut;
    Ich und mein Schwert sind Schnitter für die Chronik;
    ’s ist noch nicht aus! –
    Cleopatra
.
    Das ist mein wackrer Held! –
    Antonius
.
    Ich will verdoppeln Herz und Mut und Sehnen,
    Und wütig fechten. Sonst, als meine Zeit
    Noch leicht und hell, erkauft’ ein Mann sein Leben
    Durch einen Scherz; nun setz’ ich ein die Zähne,
    Zur Höll’ entsendend, was mich aufhält. Kommt,
    Noch einmal eine wilde Nacht: ruft mir
    All meine ernsten Krieger; füllt die Schalen,
    Die Mitternacht noch einmal wegzuspotten! –
    Cleopatra
.
    Morgen ist mein Geburtstag:
    Ich wollt’ ihn still begehn, doch da mein Herr
    Antonius wieder ward, bin ich Cleopatra.
    Antonius
.
    So halten wir uns dran.
    Cleopatra
.
    Ruft alle tapfern Krieger meines Herrn!
    Antonius
.
    Tut das, ich sprech’ sie an. Heut nacht soll Wein
    Aus ihren Narben glühn. Kommt, Königin,
    Noch frischer Mut! Und kämpf’ ich morgen, soll
    Der Tod in mich verliebt sein; denn wetteifern
    Will ich mit seiner völkermäh’nden Sichel.
    Antonius mit Cleopatra und Gefolge ab.
    Enobarbus
.
    Den Blitz nun übertrotzt er. Tollkühn sein,
    Heißt aus der Furcht geschreckt sein: so gelaunt,
    Hackt auf den Strauß die Taub’; und immer seh’ ich,
    Wie unserm Feldherrn der Verstand entweicht,
    Wächst ihm das Herz. Zehrt Mut das Urteil auf,
    Frißt er das Schwert, mit dem er kämpft. Ich sinne,
    Auf welche Art ich ihn verlassen mag. –
    Ab.
    ¶

VIERTER AUFZUG
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