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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Diener!
    Alle
.
    Tag des Jammers!
    Antonius
.
    Nein, Kinder, schmeichelt nicht dem argen Schicksal,
    Gönnt ihm nicht euren Kummer: heißt willkommen,
    Was uns als Strafe naht, so strafet ihr’s,
    Indem ihr’s leicht ertragt. Nun hebt mich auf!
    Ich führt’ euch oft: nun tragt mich, liebe Freunde,
    Und nehmt für alles Dank! –
    Sie tragen den Antonius weg.
    ¶

Dreizehnte Szene
    Daselbst. Ein Monument.
    Cleopatra, Charmion und Iras erscheinen oben auf dem Monument.
    Cleopatra
.
    O Charmion, ich will nie von hier mehr gehn.
    Charmion
.
    O tröstet Euch, Verehrte!
    Cleopatra
.
    Nein, ich will nicht;
    Entsetzen sei und Schrecknis mir willkommen,
    Doch Trost verschmähn wir: unsres Schmerzes Größe,
    Der Ursach’ gleich gemessen, sei so furchtbar,
    Als was ihn uns erregt.
    Diomedes tritt auf.
    Sprich, ist er tot?
    Diomedes
.
    Sein Tod schwebt über ihm, doch lebt er noch.
    Schaut nur nach jener Seite Eures Grabmals,
    Dort bringt ihn schon die Wache.
    Antonius wird von der Wache hereingetragen.
    Cleopatra
.
    O du Sonne,
    Verbrenne deine Sphäre! Nacht, steh fest
    Auf wechselnden Weltfluren! O Antonius,
    Anton, Anton! O Charmion, hilf, hilf, Iras,
    Helft, Freunde, unten. Zieht herauf ihn!
    Antonius
.
    Still!
    Nicht Cäsars Kraft besiegte Marc Anton,
    Nein, Marc Anton erlag sich selber nur!
    Cleopatra
.
    So mußt’ es sein; Antonius konnt’ allein
    Anton bewältigen: doch weh dem Tag!
    Antonius
.
    Ich sterb’, Ägypten, sterbe; nur ein Weilchen
    Lass’ ich den Tod noch warten, bis ich dir
    Von so viel tausend Küssen den armen letzten
    Auf deine Lippen drückte.
    Cleopatra
.
    Ich wag’ es nicht, –
    O teurer Herr, vergib! – Ich wag’ es nicht,
    Sie fahn mich sonst. Nein! nicht das Siegsgepränge
    Des hochbeglückten, übermüt’gen Cäsar
    Zier’ ich jemals. Bleibt Messern, Giften, Schlangen
    Nur Schärfe, Kraft und Stachel, bin ich sicher.
    Eu’r Weib Octavia mit dem kalten Blick
    Und stillem Gleichmut soll nicht Ehr’ empfangen,
    Indem sie streng mich ansieht. Komm, Antonius,
    Helft, meine Frau’n, wir ziehn dich hier herauf;
    Faßt alle an!
    Antonius
.
    O schnell, sonst bin ich hin.
    Cleopatra
.
    O seltsam Spiel! Wie schwer du wiegst, Geliebter!
    All unsre Stärke ging in Schwermut unter,
    Das mehrt die Last. Hätt’ ich der Juno Macht,
    Merkur, der Kraftbeschwingte, höbe dich,
    Und setzte dich an Jovis Seite. Komm nur!
    Wünschen war nimmer Torheit: komm, komm, komm:
    Willkommen, willkommen! Stirb nun, wo du lebtest,
    Leb’ auf im Kuß! Vermöchten das die Lippen,
    Wegküssen sollt’st du sie! –
    Alle
.
    O jammervoll!
    Antonius
.
    Ich sterb’, Ägypten, sterbe! –
    Reicht mir ein wenig Wein, daß ich noch rede! –
    Cleopatra
.
    Nein, laß mich reden, laß so laut mich schelten,
    Bis sie, gekränkt, das falsche Weib Fortuna,
    Ihr spinnend Rad zerbricht.
    Antonius
.
    Ein Wort, Geliebte:
    Beim Cäsar such’ dir Schutz und Ehre ... Oh!
    Cleopatra
.
    Die gehn nicht mit einander.
    Antonius
.
    Hör’ mich, Liebe:
    Von Cäsars Volk trau’ nur dem Proculejus!
    Cleopatra
.
    Ich trau’ auf meinen Mut und meine Hand,
    Keinem von Cäsars Volk.
    Antonius
.
    Den jammervollen Wechsel und mein Sterben –
    Beweint, beklagt sie nicht; stärkt Eu’r Gedächtnis
    An der Erinn’rung meines frühern Glücks,
    Das mich erhob zum ersten Weltgebieter,
    Zum edelsten; und jetzt, nicht feige sterb’ ich,
    Noch ehrlos, neige meinen Helm dem Landsmann,
    Ein Römer, männlich nur besiegt vom Römer.
    Jetzt nun entflieht mein Geist, das Wort erstirbt.
    Er stirbt.
    Cleopatra
.
    O edelster der Männer! willst du scheiden?
    So sorgst du nicht um mich? Aushalten soll ich
    In dieser schalen Welt, die ohne dich
    Nicht mehr ist als ein Viehstall? Seht, ihr Frau’n,
    Die Krone schmilzt der Erde! O mein Herr!
    Oh, hingewelkt ist aller Siegeslorbeer,
    Gestürzt des Kriegers Banner: Dirn’ und Knabe
    Stehn jetzt den Männern gleich: kein Abstand mehr,
    Nichts Achtungswertes bietet mehr sich dar
    Unter dem späh’nden Mond.
    Sie fällt in Ohnmacht.
    Charmion
.
    O Fassung, Fürstin!
    Iras
.
    Sie stirbt auch, unsre Königin!
    [Charmion
.
    Herrin!
    Iras
.
    Fürstin!]
    Charmion
.
    O Fürstin, Fürstin, Fürstin! –
    Iras
.
    Ägyptens Krone, unsre Herrscherin!
    Charmion
.
    Still, Iras, still!
    Cleopatra
.
    Nichts mehr, als jeglich Weib, und untertan
    So armem Schmerz, als jede Magd, die melkt
    Und niedern Hausdienst tut. Nun könnt’ ich gleich
    Mein Szepter auf die neid’schen Götter schleudern,
    Und rufen, diese Welt

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