Sämtliche Dramen
ein echt Zigeunerweib, betrogst mich
Beim falschen Spiel um meinen ganzen Einsatz!
He, Eros! Eros!
Cleopatra kommt.
Ah, du Blendwerk! Fort!
Cleopatra
.
Was tobt mein Freund so gegen die Geliebte?
Antonius
.
Entfleuch, sonst zahl’ ich dir verdienten Lohn
Und schände Cäsars Siegszug. Nehm’ er dich;
Hoch aufgestellt den jauchzenden Plebejern,
Folg’ seinem Wagen als der größte Fleck
Des Frau’ngeschlechts! – Laß dich als Monstrum zeigen
Den schäbigsten Gesell’n und Tölpeln; laß
Die sanfte Octavia dein Gesicht zerfurchen
Mit scharfen Nägeln!
Cleopatra ab.
– Gut, daß du gegangen,
Wenn’s gut ist, daß du lebst; doch besser war’s,
Du fielest meiner Wut: der einen Tod
Erhielt’ am Leben viele. – Eros, ha!
Des Nessus Hemd umschließt mich! Lehre mich,
Alcides, großer Ahnherr, deine Wut:
Laß mich ans Horn des Monds den Lichas schleudern,
Und diese Hand, die Riesenkeulen schwang,
Mein edles Selbst zerstören! Tod der Zaub’rin!
Dem Buben Roms gab sie mich preis; ich falle
Durch diesen Trug: drum Tod ihr! – Eros, ho! –
Ab.
¶
Elfte Szene
Alexandrien. Zimmer im Palast.
Cleopatra, Charmion, Iras und Mardian treten auf.
Cleopatra
.
Helft mir! Oh, er rast mehr als Telamon
Um seinen Schild; der Eber von Thessalien
Hat niemals so geschäumt.
Charmion
.
Zum Monument!
Da schließt Euch ein, meldet ihm Euern Tod!
Mehr schmerzt das Scheiden nicht von Seel’ und Leib,
Als Größe, die uns abfällt.
Cleopatra
.
Hin zum Grabmal!
Mardian, geh, sag ihm, ich erstach mich selbst;
Sag ihm, mein letztes Wort war »Marc Anton«;
Und recht wehmütig sprich’s: ich bitt’ dich! Geh,
Mardian, und melde mir, wie er es nimmt!
Zum Monument!
Alle ab.
¶
Zwölfte Szene
Daselbst. Ein anderes Zimmer.
Antonius und Eros treten auf.
Antonius
.
Eros, siehst du mich noch?
Eros
.
Ja, hoher Feldherr.
Antonius
.
Oft sehn wir eine Wolke, drachenhaft,
Oft Dunstgestalten gleich dem Leu, dem Bär,
Der hochgetürmten Burg, dem Felsenhang,
Gezackter Klipp’ und blauem Vorgebirg’,
Mit Bäumen drauf, die nicken auf die Welt,
Mit Luft die Augen täuschend: solche Zeichen sahst du,
Des dunkeln Abends Prachtgebilde.
Eros
.
Ja,
Mein edler Herr.
Antonius
.
Was jetzt ein Pferd noch war, im nächsten Nu
Verschwemmt’s der Wolkenzug, unkenntlich wird’s,
Wie Wasser ist im Wasser. –
Eros
.
Ja, so ist’s.
Antonius
.
Mein guter Freund, solch einem Bilde gleicht
Dein Feldherr jetzt. Noch bin ich Marc Anton;
Doch bleibt mir nicht, mein Freund, dies Lebensbild.
Der Krieg war für Ägypten, – und die Königin –
Ihr Herz, wähnt’ ich, war mein, denn meins war ihr –,
Und als es mein, da zog’s Millionen andre
Mir nach, die jetzt dahin, – sie hat, mit Cäsarn
Die Karten mischend, falsch ihm meinen Ruhm,
Dem Triumph des Feindes zugespielt!
Nein, lieber Eros! Weine nicht! Es blieb noch
Ich selbst, mit mir zu enden. Oh, die Arge! –
Mardian kommt.
Sie hat mein Schwert gestohlen!
Mardian
.
Nein, Antonius,
Meine Herrin liebte dich, und knüpft’ ihr Schicksal
An deines fest.
Antonius
.
Fort, schnöder Hämling, schweig’!
Verraten hat sie mich, und sie soll sterben.
Mardian
.
Den Tod kann jeder Mensch nur einmal zahlen;
Sie hat die Schuld getilgt. Was du gewollt,
Ist schon vollbracht. Ihr letztes Wort im Leben
War »Marc Antonius, edler Marc Anton!« –
Dann brach ein stöhnend Ächzen mitten durch
Das Wort Antonius; es blieb geteilt
So zwischen Herz und Lippen: sie verschied,
Und ward des Namens Grab.
Antonius
.
Tot also?
Mardian
.
Tot.
Antonius
.
– Eros, entwaffne mich:
Des langen Tages Arbeit ist getan,
Ich geh’ zur Ruh’. Daß du in Frieden ziehn magst,
Zahlt reichlich deinen Gang. Fort! Ab! Reiß’ ab! –
Mardian geht.
Nicht Ajax’ siebenfält’ger Schild bewahrte
Vor diesem Sturm mein Herz. O brecht, ihr Seiten!
Herz, diesmal stärker sei als deine Hülle,
Spreng’ dein zerbrechlich Haus! Schnell, Eros, schnell!
Kein Krieger mehr! Lebt wohl, zerschlagne Waffen,
Ihr dientet mir mit Ehren. – Geh ein Weilchen! –
Eros ab.
Ich hole bald dich ein, Cleopatra,
Und weine um Verzeihung: also sei’s!
Aufschub ist Folter; weil dein Licht erlosch,
Ruh’ aus, schweife nicht länger: Jetzt verdirbt
Alles Bemühn das Werk: Kraft selber wird verstrickt
Durch Kraft ... Drum zugesiegelt, dann ist’s gut! –
Eros! – ich komme, Kön’gin! Eros! – Weile noch:
Wo Seelen ruhn auf Blumen, wandeln
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