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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Mäcenas
.
    Dolabella!
    Cäsar
.
    Laßt ihn; denn eben jetzt besinn’ ich mich,
    Wozu ich ihn gebraucht. Er muß bald hier sein. –
    Kommt mit mir in mein Zelt; da sollt ihr hören,
    Wie schwer ich mich für diesen Krieg entschied,
    Wie mild und ruhig ich mich stets geäußert
    In allen Briefen. Folgt mir, und erfahrt,
    Was mich euch mitzuteilen drängt!
    Alle ab.
    ¶

Zweite Szene
    Alexandrien. Ein Zimmer im Monument.
    Cleopatra, Charmion und Iras treten auf.
    Cleopatra
.
    Schon gibt Verzweiflung mir ein beßres Leben;
    Armselig ist es, Cäsar sein: da er
    Fortuna nicht, ist er nun Knecht Fortunens,
    Handlanger ihres Willens. – Größe ist’s,
    Das tun, was alle andern Taten endigt,
    Zufall in Ketten schlägt, verrammt den Wechsel,
    Fest schläft, und nicht nach jenem Kot mehr hungert,
    Des Bettlers Amm’ und Cäsars.
    Proculejus, Gallus und Soldaten erscheinen unten an der Tür des Begräbnisses.
    Proculejus
.
    Cäsar begrüßt Ägyptens Königin,
    Und heißt dich sinnen, welchen bill’gen Wunsch
    Er dir gewähren soll.
    Cleopatra
von innen.
    Wie ist dein Name? –
    Proculejus
.
    Mein Nam’ ist Proculejus.
    Cleopatra
.
    Marc Anton
    Sprach mir von Euch, hieß mich auf Euch vertraun;
    Doch wenig soll mich’s kümmern, ob Ihr täuscht,
    Da Gradheit mir nicht nutzt. Will Euer Herr
    Zu seiner Bettlerin ein fürstlich Haupt,
    Sagt: Majestät, schon wohlstandshalber, dürfe
    Nicht wen’ger betteln als ein Reich. Gefällt’s ihm,
    Für meinen Sohn Ägypten mir zu schenken,
    So gibt er mir so viel des Meinen, daß ich
    Ihm knieend danken will.
    Proculejus
.
    Habt guten Mut!
    Ihr fielt in Fürstenhand, seid unbesorgt:
    Vertraut Euch ohne Rücksicht meinem Herrn,
    Der so voll Gnad’ ist, daß sie überströmt
    Auf alle Hülfsbedürft’gen. Ich bericht’ ihm
    Eu’r sanftes Unterwerfen, und als Sieger
    Erscheint er Euch, der das von Euch erbittet,
    Um was Ihr knieend fleht.
    Cleopatra
.
    O meldet ihm,
    Ich, seines Glücks Vasallin, bring’ ihm dar
    Die Hoheit, die er sich gewann; gehorchen
    Lern’ ich jetzt stündlich, und mit Freuden säh’ ich
    Sein Angesicht.
    Proculejus
.
    Dies sag’ ich, werte Fürstin;
    Seid ruhig, denn ich weiß, Eu’r Unglück weckt
    Des Mitleid, der’s veranlaßt.
    Gallus
.
    Ihr seht, wie leicht wir jetzt sie überfallen!
    Proculejus und einige von der Wache ersteigen das Grabmal auf einer Leiter und umringen Cleopatra. Zugleich wird das Tor entriegelt und aufgesprengt.
    Bewacht sie gut, bis Cäsar kommt!
    Ab.
    Iras
.
    O Fürstin!
    Charmion
.
    Cleopatra! Du bist gefangen, – Fürstin! –
    Cleopatra
.
    Schnell, liebe Hand!
    Zieht einen Dolch hervor.
    Proculejus
.
    Halt, edle Frau; laßt ab!
    Ergreift und entwaffnet sie.
    Tut Euch nicht selbst so nah; dies soll Euch retten,
    Nicht Euch verraten!
    Cleopatra
.
    Auch den Tod mißgönnt Ihr,
    Der selbst den Hund von seiner Angst erlöst?
    Proculejus
.
    Entzieht Euch nicht des Feldherrn Gnade, Fürstin,
    Durch Euern Untergang! – Die Welt erfahre
    Das Wirken seiner Großmut, das Eu’r Tod
    Nicht läßt zum Ziel gelangen.
    Cleopatra
.
    Tod, wo bist du? –
    Komm her! Komm, komm! Nimm eine Königin,
    Mehr wert als viele Säuglinge und Bettler! –
    Proculejus
.
    O mäßigt Euch! –
    Cleopatra
.
    Freund, keine Speise nehm’ ich, Freund, nicht trink’ ich,
    Und wenn auch müßig Schwatzen nötig ist,
    Schlaf’ ich auch nicht: dies ird’sche Haus zerstör’ ich;
    Tu’ Cäsar, was er kann. Wißt, Herr, nicht frön’ ich
    In Ketten je an Eures Feldherrn Hof,
    Noch soll mich je das kalte Auge zücht’gen
    Der nüchternen Octavia. Hochgehoben
    Sollt’ ich des schmäh’nden Roms jubelndem Pöbel
    Zur Schau stehn? Lieber sei ein Sumpf Ägyptens
    Mein freundlich Grab! Lieber in Nilus’ Schlamm
    Legt mich ganz nackt, laßt mich die Wasserfliege
    Zum Scheusal stechen; lieber macht Ägyptens
    Erhabne Pyramiden mir zum Galgen,
    Und hängt mich auf in Ketten!
    Proculejus
.
    Ihr dehnt weiter
    Die Bilder solches Schauders, als Euch Cäsar
    Veranlassung wird geben.
    Dolabella tritt auf.
    Dolabella
.
    Proculejus,
    Was du getan, weiß Cäsar, dein Gebieter. –
    Er hat gesandt nach dir; die Königin
    Nehm’ ich in meine Hut.
    Proculejus
.
    Wohl, Dolabella,
    Mir um so lieber. Seid nicht streng mit ihr! –
    Cäsarn bestell’ ich, was du irgend wünschest,
    Wenn du mir’s aufträgst.
    Cleopatra
.
    Sprich, ich wolle sterben!
    Proculejus mit den Soldaten ab.
    Dolabella
.
    Erhabne Kais’rin, hörtet Ihr von mir?
    Cleopatra
.
    Ich weiß

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