Sämtliche Dramen
nicht.
Dolabella
.
Ganz gewiß, Ihr kennt mich schon.
Cleopatra
.
Gleichviel ja, wen ich kenne, was ich hörte. –
Ihr lacht, wenn Frau’n und Kinder Träum’ erzählen;
Nicht wahr? Ihr lacht? –
Dolabella
.
Was wollt Ihr damit sagen?
Cleopatra
.
Mir träumt’, es lebt’ ein Feldherr Marc Anton, –
Ach, noch ein solcher Schlaf, damit ich nur
Noch einmal sähe solchen Mann! –
Dolabella
.
Gefällt’s Euch ...
Cleopatra
.
Sein Antlitz war der Himmel: darin standen
Sonne und Mond, kreisten und gaben Licht
Dem kleinen O, der Erde.
Dolabella
.
Hohes Wesen, ...
Cleopatra
.
Den Ozean überschritt sein Bein; sein Arm,
Erhoben, ward Helmschmuck der Welt; sein Wort
War Harmonie, wie aller Sphären Klang,
Doch Freunden nur;
Denn galt’s, den Weltkreis stürmisch zu erschüttern,
Ward es ein donnernd Schelten. Seine Güte –
– Kein Winter jemals; immer blieb sie Herbst,
Die mehr noch wuchs im Ernten: Seine Freuden –
Delphinen gleich: – stets ragte hoch sein Nacken
Aus ihrer Flut; es trugen seine Farben
Krone wie Fürstenhut; gleich Münzen fielen
Ihm aus der Tasche Königreich’ und Inseln –
Dolabella
.
Cleopatra, ...
Cleopatra
.
Gab es wohl jemals, gibt’s je solchen Mann,
Wie ich ihn sah im Traum? –
Dolabella
.
Nein; edle Fürstin! –
Cleopatra
.
Du lügst, hinauf bis zu dem Ohr der Götter!
Doch gab es je, gibt’s jemals einen solchen,
So überragt er alle Phantasie: –
Stoff mangelt der Natur,
Die Wunderform des Traums zu überbieten;
Doch daß sie einen Marc Anton ersann,
Dies Kunststück schlug die Traumwelt völlig nieder,
All ihre Schatten tilgend.
Dolabella
.
Fürstin, hört:
Groß wie Ihr selbst ist Eu’r Verlust, und Ihr
Tragt ihn der Last entsprechend. Mög’ ich nie
Ersehntes Ziel erreichen, fühl’ ich nicht
Durch Rückschlag Eures Grams den tiefsten Schmerz,
Bis in des Herzens Grund!
Cleopatra
.
Ich dank’ Euch, Freund. –
Wißt Ihr, was Cäsar über mich beschloß?
Dolabella
.
Ich wollt’, Ihr wüßtet, was ich ungern sage.
Cleopatra
.
Ich bitt’ Euch, Herr ...
Dolabella
.
Wie groß sein Edelmut, –
Cleopatra
.
Er will mich im Triumph aufführen?
Dolabella
.
Fürstin,
So ist’s, ich weiß es.
Hinter der Szene: »Platz! Macht Platz dem Cäsar! –«
Cäsar, Gallus, Proculejus, Mäcenas, Seleucus und Gefolge treten auf.
Cäsar
.
Welch’ ist die Kön’gin von Ägypten?
Dolabella
.
’s ist
Der Imperator, edle Frau.
Cleopatra kniet.
Cäsar
.
Steht auf:
Ihr sollt nicht knien, ich bitt’ Euch drum; steht auf!
Steht auf, Ägypten!
Cleopatra
.
Also wollten es
Die Götter; meinem Sieger und Gebieter
Muß ich gehorchen.
Cäsar
.
Trübes Sinnen, ferne!
Erinn’rung aller Unbill, uns erwiesen,
Sei nur, obschon in unser Blut geschrieben,
Wie Kränkung bloß durch Ungefähr.
Cleopatra
.
Allein’ger Herr der Welt,
Ich kann nicht meinem Tun das Wort so führen,
Daß es ganz klar erscheine: ich bekenn’ es,
Mich drücken solche Schwächen, wie schon sonst
Oft mein Geschlecht beschämt.
Cäsar
.
Cleopatra,
Wir wollen mildern lieber als verstärken:
Wenn Ihr Euch unsrer Absicht fügsam zeigt,
Die gegen Euch sehr sanft ist, findet Ihr
Gewinn in diesem Tausch. Doch wenn Ihr sucht
Auf mich den Schein der Grausamkeit zu werfen,
Antonius’ Bahn betretend, raubt Ihr Euch
Was ich Euch zugedacht: stürzt Eure Kinder
In den Ruin, vor dem ich gern sie schützte,
Wenn Ihr darauf verharrt. – So geh’ ich nun.
Cleopatra
.
Das könnt Ihr, durch die Welt hin! Sie ist Euer,
Und uns, Schildzeichen und Trophäen gleich,
Hängt auf, wo’s Euch gefällt! Hier, edler Herr ...
Cäsar
.
Ihr selbst sollt für Cleopatra mir raten.
Cleopatra
.
Hier steht an Geld, Gerät und Schmuck verzeichnet
Was mein Besitz: es ist genau verfaßt,
Nur Kleinigkeiten fehlen; wo ist Seleucus?
Seleucus
.
Hier, Fürstin.
Cleopatra
.
Dies ist mein Schatzverwalter; fragt ihn, Herr;
Daß ich Euch nichts entzog, laßt ihn versichern
Bei seiner Pflicht! – Seleucus, sprich die Wahrheit! –
Seleucus
.
Eh’ schließt den Mund mir, als daß ich auf Pflicht
Versichre, was nicht wahr!
Cleopatra
.
Was denn verhehlt’ ich?
Seleucus
.
Genug, damit zu kaufen, was Ihr hergabt.
Cäsar
.
Errötet nicht, Cleopatra! Ich lob’ Euch
Für Eure Klugheit.
Cleopatra
.
Seht, o Cäsar, lernt
Des Siegers Macht! Die Meinen werden Euer,
Und tauschen wir das Glück, die Euern mein.
Dieses Seleucus schnöder Undank
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