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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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auf dreibein’gem Stuhl ich sitz’, erzählend
    Von Kriegertat, durch mich vollbracht, fliegt seine
    Begeist’rung in mein Reden; – sprech’ ich:
    »So fiel mein Feind, so setzt’ ich meinen Fuß
    Auf seinen Nacken!« – alsbald steigt dann
    Sein Fürstenblut ihm in die Wang’, er schwitzt
    Und spannt die jungen Muskeln in der Stellung,
    Die meine Schild’rung malt. Der jüngre, Cadwal
    (Arviragus sonst), gleich heftig in Gebärden,
    Leiht Leben meinem Wort, mehr selbst erregt
    Als hörend. – Horch! Das Wild ist aufgescheucht! –
    O Cymbeline! Gott weiß und mein Gewissen,
    Wie ungerecht du mich verbanntest: damals
    Stahl ich, zwei und drei Jahr alt, diese Kinder;
    Nachkommen wollt’ ich dir entziehn, wie du
    Die Güter mir geraubt. Du säugtest sie,
    Euriphile, du galt’st als Mutter ihnen,
    Und täglich ehren sie dein Grab; mich selbst,
    Bellarius (Morgan jetzt geheißen), halten
    Für ihren Vater sie. – Die Jagd beginnt.
    Er geht ab.
    ¶

Vierte Szene
    In der Nähe von Milford Hafen.
    Imogen und Pisanio treten auf.
    Imogen
.
    Als wir vom Pferde stiegen, sagtest du,
    Wir wären gleich zur Stelle. – Niemals sehnte
    Sich meine Mutter so nach mir, als ich jetzt. –
    Pisanio! Mann! Wo ist nun Posthumus?
    Was ist dir im Gemüt, daß du so starrst?
    Warum aus deiner innern Brust dies Ächzen?
    Ein Mensch, so nur gemalt, ihn kennte jeder
    Als Bildnis des Entsetzens, spräch’ er nichts:
    Zeig’ dich in minder schrecklicher Gestalt,
    Eh’ Wahnwitz meinen festern Sinn bewältigt!
    Was gibt es? Warum reichst du mir dies Blatt,
    Mit diesem wilden Blick? Ist’s Frühlingskunde,
    So lächle erst: ist’s winterlich, so paßt
    Die Miene gut dazu. – Des Gatten Hand!
    Italiens Gifthauch hat ihn angesteckt,
    Er ist in schwerer Drangsal. – Sprich! Dein Mund
    Mildert vielleicht den Greuel, der gelesen
    Mir tödlich werden kann.
    Pisanio
.
    Ich bitte, lest;
    Dann seht Ihr, daß mich armen Mann das Schicksal
    Ins tiefste Elend stürzte.
    Imogen
liest. »Deine Gebieterin, Pisanio, hat als Metze mein Bett entehrt: die Beweise davon liegen blutend in mir. Ich spreche nicht aus schwacher Voraussetzung, sondern aus einem Zeugnis, so stark wie mein Gram, und so gewiß, wie ich Rache erwarte. Diese Rolle, Pisanio, mußt du an meiner Statt spielen, wenn deine Treue nicht durch den Bruch der ihrigen befleckt ist. Mit eigner Hand nimm ihr das Leben: ich verschaffe dir Gelegenheit dazu bei Milford Hafen. Sie bekommt deshalb einen Brief von mir; wenn du dich fürchtest, sie zu töten, und mir nicht gewisse Nachricht davon gibst, so bist du der Kuppler ihrer Schmach, und im Verrat gegen mich verbunden.«
    Pisanio
.
    Was brauch’ ich noch mein Schwert zu ziehn? Der Brief
    Durchstach ihr schon das Herz. – Nein, ’s ist Verleumdung,
    Sie schneidet schärfer als das Schwert; ihr Mund
    Vergiftet mehr als alles Nilgewürm:
    Ihr Wort fährt auf dem Sturmwind und belügt
    Jedweden Erdstrich: Kaiser, Königinnen,
    Fürsten, Matronen, Jungfrau’n, ja in Grabes
    Geheimnis wühlt das Natterngift Verleumdung. –
    Wie ist Euch, Fürstin?
    Imogen
.
    Falsch seinem Bett? Was heißt das, falsch ihm sein?
    Wachend drin liegen, und an ihn nur denken?
    Weinend von Stund’ zu Stund’? Erliegt Natur
    Dem Schlaf, auffahren mit furchtbarem Traum
    Von ihm; erwachen gleich in Schreckenstränen?
    Heißt das nun falsch sein seinem Bette? Heißt es?
    Pisanio
.
    Ach, gute Fürstin!
    Imogen
.
    Ich falsch! Ha, eigne Schuld nur: – Jachimo,
    Als du der Unenthaltsamkeit ihn zeihtest,
    Da glichst du einem Schuft; doch scheint mir jetzt
    Dein Aussehn leidlich gut. – ’ne röm’sche Elster,
    Die Tochter ihrer Schmink’, hat ihn verführt:
    Ich Ärmste bin unschmuck, ein Kleid nicht modisch;
    Und weil zu reich ich bin, im Schrank zu hängen,
    Muß ich zerschnitten sein: – in Stücke mit mir! – Oh!
    Der Männer Schwüre sind der Frau’n Verräter!
    Durch deinen Abfall, o Gemahl, gilt selbst
    Der beste Schein für Bosheit; heimisch nicht
    Da, wo er glänzt, nur angelegt als Köder
    Für Frau’n.
    Pisanio
.
    Oh, hört mich, teuerste Prinzessin!
    Imogen
.
    Des bravsten Manns Erzählung galt für falsch
    In jener Zeit, weil falsch Äneas war;
    Die frommsten Tränen schmähte Sinons Weinen,
    Das wahrste Elend fand Erbarmen nicht:
    So wirst du, Posthumus,
    Vergiften alle Männer schöner Bildung!
    Edel und ritterlich scheint falsch, meineidig,
    Seit deinem großen Fall. – Komm, sei du redlich,
    Tu’ deines Herrn Geheiß: wenn du ihn

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