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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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gern.
    Pisanio
.
    Gut denn, dies ist die Sache:
    Ihr müßt die Frau vergessen, und Befehl
    In Dienst verwandeln; Scheu und Zierlichkeit
    (Der Frau’n Begleiterinnen, ja, vielmehr
    Der Frauen zartes Selbst) in kecken Mut;
    Gewandt im Spotten, trotzig, schnell von Zunge,
    Und zänkisch wie das Wiesel: ja, Ihr müßt
    Vergessen diese Kleinod’ Eurer Wangen,
    Und sie (o hartes Herz! Doch muß es sein)
    Der gierigen Berührung Titans bieten,
    Der alles küßt; vergessen Eure schmucken,
    Mühsam geflochtnen Locken, die den Neid
    Der großen Juno wecken.
    Imogen
.
    Nun, sei kurz:
    Ich merke deinen Zweck, und bin fast schon
    Zum Mann geworden.
    Pisanio
.
    Schafft Euch erst den Schein!
    Dies vorbedenkend, hab’ ich schon bereit
    In meinem Mantelsack Wams, Hose, Hut
    Und allen Zubehör: so ausgestattet,
    Und im erborgten Anstand eines Jünglings
    So zarten Alters, stellt dem edlen Lucius
    Euch vor, daß er in Dienst Euch nehme; sagt ihm,
    Worin Ihr seid geschickt: das merkt er bald,
    Wenn für Musik er Sinn hat; ohne Zweifel
    Nimmt er Euch gern. Er ist ein Mann von Ehre,
    Und, was noch mehr ist, fromm. Auswärts zu leben,
    Gebraucht, was mein ist, und es fehlt Euch nicht
    Für jetzt und künftig.
    Imogen
.
    Du bist aller Trost,
    Den mir die Götter gönnen. Bitte, fort:
    Noch mehr ist zu bedenken; schlichten wir’s,
    Wie’s uns die Zeit erlaubt: dem Unternehmen
    Werb’ ich mich an, und will es auch bestehn
    Mit Fürstenmut. Ich bitte dich, hinweg!
    Pisanio
.
    Prinzessin, laßt uns kurzen Abschied nehmen,
    Damit, werd’ ich vermißt, man Eure Flucht
    Vom Hof mir nicht zur Last legt. Edle Fürstin,
    Dies Fläschchen nehmt, mir gab’s die Königin;
    Was drin, ist kostbar; seid Ihr krank zur See,
    Wohl auch zu Lande schwach, ein wenig hievon
    Vertreibt die Übelkeit. – Geht dort ins Dickicht,
    Und schafft Euch um zum Mann! Die Götter leiten
    Zum besten alles!
    Imogen
.
    Amen! Habe Dank!
    Sie gehn ab.
    ¶

Fünfte Szene
    In Cymbelines Palast.
    Es treten auf Cymbeline, die Königin, Cloten, Lucius und Gefolge.
    Cymbeline
.
    So weit; und nun lebt wohl!
    Lucius
.
    Dank, großer König!
    Mein Kaiser schrieb, und ich muß eilig fort,
    Und bin betrübt, daß ich Euch melden muß
    Als meines Herren Feind.
    Cymbeline
.
    Es will mein Volk
    Sein Joch nicht länger tragen, und ich selbst
    Erschiene, zeigt’ ich wen’ger Herrscherstolz,
    Unköniglich.
    Lucius
.
    Herr, so vergönnt mir denn
    Geleit nach Milford Hafen, durch das Land! –
    Kön’gin, Euch wünsch’ ich alles Heil, und Euch!
    Cymbeline
.
    Mylords, ihr seid zu diesem Dienst erlesen;
    Versäumt der Ehre Pflicht in keinem Punkt! –
    Lebt, edler Lucius, wohl!
    Lucius
.
    Prinz, Eure Hand!
    Cloten
.
    Empfangt sie freundschaftlich; doch von jetzt an
    Gebrauch’ ich sie als Feind.
    Lucius
.
    Der Ausgang, Prinz,
    Nennt erst des Siegers Namen. Lebt denn wohl!
    Cymbeline
.
    Laßt nicht den würd’gen Lucius, edle Herrn,
    Bis er jenseit der Severn! – Glück mit Euch!
    Lucius geht ab mit Gefolge.
    Königin
.
    Im Zorne geht er fort; doch ehrt es uns,
    Daß wir ihm Ursach’ gaben.
    Cloten
.
    Um so besser;
    Der tapfern Briten Wunsch wird nun erfüllt.
    Cymbeline
.
    Lucius hat seinem Kaiser schon geschrieben,
    Wie es hier steht. Drum ist’s die höchste Zeit,
    Daß unsre Ross’ und Wagen wir bereiten;
    Die Truppen, die er schon in Gallien hat,
    Sind schnell versammelt; von dort kommt sein Kriegsheer
    Nach unserm Land.
    Königin
.
    Nicht frommt Saumseligkeit;
    Mit Kraft und Schnelle müssen wir uns rüsten.
    Cymbeline
.
    Erwartung, daß dies kommen werde, trieb uns
    Zur Vorbereitung. Doch wo, teure Kön’gin,
    Mag unsre Tochter sein? Nicht vor dem Römer
    Erschien sie, und versagt auch uns die Pflicht
    Des Morgengrußes: ein Geschöpf, mich dünkt,
    Aus Bosheit mehr geschaffen als Gehorsam –
    Wir merkten’s wohl. – Ruft sie herbei; wir waren
    Zu lässig im Erdulden.
    Ein Diener geht ab.
    Königin
.
    Großer König,
    Seit Posthumus’ Verbannung führte sie
    Ein einsam Leben; solcher Wunden Arzt
    Ist nur die Zeit. Geruh’ Eu’r Majestät,
    Nicht hart mit ihr zu reden: tief empfindet
    Verweise sie, so daß ihr Worte Streiche,
    Und Streiche Tod sind.
    Der Diener kommt zurück.
    Cymbeline
.
    Nun, wo bleibt sie? Was
    Entschuldigt ihren Starrsinn?
    Diener
.
    Herr, vergebt,
    Ihr Zimmer ist verschlossen, und es folgt
    Auf unser lautstes Klopfen keine Antwort.
    Königin
.
    Sie bat mich, da ich sie zuletzt besuchte,
    Bei Euch ihr einsam Leben zu entschuld’gen;
    Ihr

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