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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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gethan!
    Ich aber lieb’ ihn, brünstig, ohne maßen,
    Zum Wahnsinn, und ich hab’s ihm auch gesagt.
    Es ist mir alles gleich, ich bin verzweifelt!
    Wenn das Gesetz mich faßt und mich verdammt,
    So werden mitleidherz’ge Jungfrau’n mir
    Ein Grablied singen und im Tode noch
    Als Märtyrin mich preisen.
    Dorthin ging er,
    Das ist auch mein Weg. Sicher wird er nicht.
    So schmachvoll handeln und mich sitzen lassen.
    Wenn er das thäte, würde nie ein Mädchen
    Den Männern mehr vertrau’n! – Und doch – er hat
    Für das, was ich gethan, mir nicht gedankt,
    Mich nicht einmal geküßt. Das war nicht recht!
    Kaum daß ich ihn zur Flucht bewegen konnte;
    Er fürchtete für mich und meinen Vater
    Die schlimmsten Folgen. – Aber mit der Zeit,
    So hoff’ ich, wird er mich ja doch noch lieben.
    Wenn er nur sanft und freundlich mit mir ist,
    So ist’s schon gut, dann thu’ er, was er will.
    Doch ist er das nicht, sag’ ich ins Gesicht ihm,
    Daß er kein guter und gerechter Mann!
    Nun muß ich ein’ges noch für ihn besorgen
    Und meine Kleider packen. – Wo er weilt,
    Da will ich bei ihm sein, und wie sein Schatten
    Ihn nicht verlassen. – Nur ein Stündchen noch,
    So schallt der Wache Nachtruf durchs Gefängniß,
    Dann küss’ ich den, den ihr zu hüten glaubt.
    Leb’ wohl, mein Vater! Wenn du solcher Töchter
    Und solcher Staatsgefangnen viele hättest,
    Du würdest bald allein sein. Jetzt zu ihm!
    (Ab.)
    (Der Vorhang fällt.)
    ¶

DRITTER AUFZUG
Erste Szene
    (Ein Wald nahe bei Athen.)
    Arcites tritt auf.
    Arcites
.
    Der Herzog sucht Hippolyta. Sie ritt
    Nach andrer Richtung. – Heute feiert man
    Das Fest des Blumenmonds im grünen Walde
    Hier bei Athen. – Emilia, Königin,
    Du, frischer als der Mai, viel schöner du
    Als seine goldnen Knösplein an den Zweigen,
    Als all der Gärten und der Wiesen Zier,
    Was ist die Nymphe, die des Baches Ufer
    Mit Blumen schmückt, was ist sie gegen dich?
    Du bist des Waldes, bist der Welt Juwel,
    Und heiligst jeden Ort, an dem du weilst.
    O, daß du manchmal meiner doch gedächtest,
    Und unsere Gedanken so sich träfen!
    Dreimal gesegnet nenn’ ich mein Geschick,
    Das solche edle Herrin mir beschieden.
    Sag’ mir, Fortuna, – du, die nächst Emilia
    Gebietest über mich, was darf ich hoffen?
    Gewogen scheint sie mir, hält mich um sich
    Und hat mir heut an diesem schönen Morgen,
    Dem lieblichsten des Jahrs, zwei prächt’ge Pferde,
    Die selbst gekrönte Könige zu tragen
    Zu schlecht nicht wären, zum Geschenk gemacht. –
    Palämon, armer Vetter, dich Gefangnen
    Bedaur’ ich! Ach! So wenig ahnest du,
    Wie glücklich ich jetzt bin, daß du dich selbst
    Für den Beglückten hältst, weil du Emilien
    Dich näher glaubst; doch wenn dir jemand sagte,
    Daß der Geliebten Athem mich umweht,
    Mein Ohr sie hört, in ihrem Blick ich lebe,
    O, Vetter, dich verzehrte Eifersucht!
    (Palämon tritt aus einem Gebüsch heraus, noch mit den Fesseln beladen; er hebt gegen Arcites die Faust auf.)
    Palämon
.
    Verrätherischer Vetter! Hinderten
    Nicht diese Zeichen der Gefangenschaft
    Den Arm mir, hätt’ ein Schwert ich in der Hand,
    So wollt’ ich meinen Zorn dich fühlen lassen,
    Bekennen solltest du dich als Verräther
    Vor mir und meiner Liebe Richterstuhl!
    Treuloser mit des Edelmanns Mienen,
    Ehrloser, der der Ehre Zeichen trägt,
    Heimtück’scher Vetter, der sein Blut verleugnet –
    Du nennst sie dein? Beweisen will ich dir’s,
    Gefesselt wie ich bin, mit diesen Händen,
    Wie ich da steh’, daß du ein Lügner bist,
    Ein Liebesdieb, ein unverschämter Prahler,
    Der selbst den Namen Schurke nicht verdient!
    Hätt’ ich ein Schwert und wär’ der Fesseln ledig –
    Arcites
.
    Palämon, lieber Vetter! –
    Palämon
.
    Gib mir Antwort,
    Wie’s einem Mann geziemt! –
    Arcites
.
    Ich finde nichts
    In meiner Brust, dein Drohen zu erwidern!
    Hör’ mich mit Ruhe an: Die Leidenschaft
    Führt irre dich, sie ist dein eigner Feind
    Und darum auch der meine. Ehr’ und Treue
    Sind heilig mir, wie sehr du mir sie auch
    Absprechen willst! Mit ihnen, guter Vetter,
    Bring’ ich in Einklang alles, was ich that;
    Ein Ebenbürt’ger steht dir gegenüber!
    Fügt’ ich dir Unrecht zu, so sag’ es mir
    In würd’ger Weise, – und mit Wort und Schwert
    Werd’ ich als Edelmann dir Rede stehn!
    Palämon
.
    Das wagtest du, Arcit?
    Arcites
.
    Ei, ei, Palämon!
    Ich denke doch, du wüßtest, was ich wage,
    Mein Schwert kennt keine Furcht! Wahrhaftig, niemand
    Bezweifelt meine Tapferkeit

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