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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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als du,
    Der vor dem Altar für sie zeugen sollte.
    Palämon
.
    ’s ist wahr, im Kampf der Männer sah ich dich
    Als Held; man nennt dich einen guten Ritter
    Und tapfer. Aber regnet’s einen Tag,
    So ist die ganze Woche gleich verdorben.
    Verräthern geht die Tapferkeit verloren,
    Sie kämpfen wie gefangne Bären, die
    Viel lieber flöhen, wenn sie frei nur wären.
    Arcites
.
    Sprich immer, stell’ dir’s so im Spiegel vor,
    Nicht mir, der dich verachtet!
    Palämon
.
    Komm heran,
    Nimm mir die Fesseln ab, gib mir ein Schwert,
    Das schlechteste, und – aus Barmherzigkeit
    Etwas zu essen. Dann tritt vor mich hin
    Mit einem guten Schwerte in der Hand
    Und sage, daß Emilia dir gehöre!
    Vergeben will ich alles, was du that’st,
    Ja, meinen Tod selbst, wenn du Sieger bleibst;
    Und wenn mich im Elysium tapfre Seelen,
    Die männlich starben, um der Erde Dinge
    Befragen, will ich ihnen nichts verkünden,
    Als daß du brav und tapfer bist.
    Arcites
.
    Sei ruhig
    Und geh’ zurück jetzt in dein grünes Haus.
    In stiller Nacht komm’ ich mit Speise her,
    Die Fesseln feil’ ich ab und bring’ dir Kleider,
    Auch duftend Oel, des Kerkers Dunst zu scheuchen.
    Sobald du dann gestärkt dich fühlst und sprichst:
    »Arcit, jetzt ist mir wohl!« soll’s auch an Schwert
    Und Rüstung dir nicht fehlen!
    Palämon
.
    O, ihr Götter,
    Ward Missethat so edel je vollbracht?
    Das kann fürwahr Arcit nur, – er allein
    Ist das zu thun im Stande.
    Arcites
.
    Lieber Vetter, –
    Palämon
.
    Dein Anerbieten nehm’ ich an und danke;
    Willkommen ist’s – dein Anerbieten mein’ ich.
    Dich selber aber, offen sprech’ ich’s aus,
    Wünsch’ ich mir vor die Schneide meines Schwertes.
    (Hörnerklang.)
    Arcites
.
    Hörst du die Hörner dort! In das Gebüsch
    Zieh’ dich zurück und laß den Zug vorüber.
    Gib mir die Hand jetzt, lebe wohl! Ich bringe
    Dir alles, was du brauchst, und bitte dich:
    Sei stark und fasse Muth!
    Palämon
.
    Halt dein Versprechen,
    Wie schwer es dir auch wird. Du liebst mich nicht,
    Das weiß ich, darum sprich nur rauh mit mir
    Und laß der Rede glatte Form beiseite;
    Ich möcht’ statt jedes Worts dir Schläge geben,
    Mit Gründen schafft man einmal nichts bei mir.
    Arcites
.
    Das wenigstens ist ehrlich. Jeder macht’s
    Nach seiner Art. Ich schelte nicht mein Pferd,
    Wenn ich es sporne; Aerger wie Gefallen,
    Sie tragen einerlei Gesicht bei mir.
    (Hörnerklang.)
    Jetzt ruft man die Zerstreuten zum Banket,
    Mein Dienst verlangt dorthin mich!
    Palämon
.
    Solch ein Dienst
    Gefällt dem Himmel nicht, denn unbefugt
    Versiehst du ihn.
    Arcites
.
    Man übertrug ihn mir,
    So ist’s mein Recht; doch diese heikle Frage,
    Sie bleibt als Krankheit zwischen uns, die erst
    Durch einen Aderlaß geheilt muß werden.
    So überlaß sie also deinem Schwert
    Und sprich nicht mehr davon.
    Palämon
.
    Nur noch ein Wort:
    Du gehst und wirst jetzt meine Herrin sehn,
    Denn mir gehört sie –
    Arcites
.
    Mir!
    Palämon
.
    Nein, sie ist mein! –
    Durch Speise willst du neue Kraft mir geben,
    Indeß du einer Sonn’ ins Antlitz schaust,
    Die allem Kraft verleiht, auf das sie blickt.
    So bist du doch im Vortheil gegen mich.
    Gleichviel – bis ich es bess’re, sei’s! Leb’ wohl!
    (Beide ab.)
    ¶

Zweite Szene
    (Ein anderer Theil des Waldes.)
    Die Tochter des Gefängnißwärters.
    Tochter
.
    Den Ort, den ich ihm angab, fand er nicht,
    Er irrt umher, und schon beginnt’s zu tagen.
    Was fang’ ich an? Ich wollt’, ’s wär’ ewig Nacht
    Und Finsterniß wär’ Herrscherin der Welt.
    Horch, horch! Das ist ein Wolf! Ach, mir hat Leid
    Die Furcht getödtet. Um Palämon nur
    Bin ich in Sorge; hätt’ er nur die Feilen,
    So möchte mich der Wolf verschlingen. Ha,
    Wie wär’ es, wenn ich ein Hallo erhübe?
    Zu schwach ist meine Stimme! Oder ahm’ ich
    Den Ruf der Eule nach? Er hört es nicht,
    Ich locke damit nur den Wolf heran.
    Was das für ein Geheul die ganz Nacht
    Im Wald hier war! Wenn er nur nicht die Beute
    Der wilden Thiere ward, denn ohne Waffen
    Ist er, und dabei doch am Lauf behindert.
    Das Klirren seiner Ketten lockt die Bestien
    Auf seine Spur, die aus Instinct schon wissen,
    Ob einer wehrlos oder gut gewaffnet
    Zum Widerstande ist. – Gesetzt den Fall,
    Sie hätten, ach, in Stücke ihn zerrissen,
    Denn viele heulten miteinander hier,
    Und können ihn gar leicht verschlungen haben,
    Was dann? Mach’ es dir klar, was dann, was dann?
    Ach, wenn er todt ist, so ist alles aus!
    Doch nicht! Du irrst, dann hängt man

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