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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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deinen Vater,
    Weil jener floh, und schickt dich Arme betteln,
    Wenn du am Leben hängst und alles leugnest,
    Was du gethan. Doch nein, das werd’ ich nicht,
    Und müßt’ ich tropfenweis den Tod verschlucken.
    Mir schwindelt! Seit zwei Tagen aß ich nichts,
    Trank etwas Wasser nur und schloß kein Auge.
    Erlöse mich von meinen Leiden, Tod,
    Daß ich verrückt nicht werde, mich ersäufe,
    Erdolche oder hänge! Brich, Natur,
    Zusammen, da die besten Stützen wanken.
    Wo geh’ ich hin? Wohin, als in das Grab,
    Auf jedem andern Wege find’ ich Qualen.
    Die Heimchen zirpen schon, der Mond geht unter,
    Der Eule Schrei verscheucht die Dämmerung.
    Die Nacht hat ihr Geschäft vollbracht, nur meines
    Blieb ungethan; doch alles muß zuletzt
    Ein Ende nehmen, das ist noch das Beste!
    (Ab.)
    ¶

Dritte Szene
    (Derselbe Theil des Waldes wie in der ersten Scene.)
    Arcites tritt auf; er bringt Essen, Wein, Feilen u.s.w. getragen.
    Arcites
.
    Hier bin ich nah’ dem Ort. Palämon – ho –
    (Palämon kommt.)
    Palämon
.
    Arcites?
    Arcites
.
    Ja! Ich bring’ dir Speis’ und Feilen,
    Komm, fürchte nichts, kein Theseus lauert hier.
    Palämon
.
    Nein, keiner, der so edel.
    Arcites
.
    Laß das jetzt,
    Davon nachher! Nun fasse frischen Muth,
    Du sollst nicht sterben wie ein Vieh. Da, trink’!
    Du kannst ja kaum mehr stehn; – das Weitre später.
    Palämon
.
    Du könntest mich vergiften, Vetter.
    Arcites
.
    Freilich,
    Das könnt’ ich, aber dann müßt’ ich dich fürchten.
    Sitz’ ruhig hin und laß nun das Gewäsch,
    Wir kennen uns und wissen, was wir werth sind,
    So reden Narr’n und Feige miteinander.
    Hier trink’ ich auf dein Wohl!
    Palämon
.
    Wie dir’s gefällt.
    Arcites
.
    Und sprich jetzt von Emilia nicht mehr,
    Bei Ehr’ und Ehrlichkeit beschwör’ ich dich,
    Das bringt uns nur zusammen, – davon später!
    Palämon
.
    Nun wohl, ich thu’ Bescheid dir.
    Arcites
.
    Trinke tüchtig,
    Das macht frisch Blut; he, merkst du, daß es wirkt?
    Palämon
.
    Erst ein paar Züge noch, dann sag’ ich’s dir.
    Arcites
.
    Nur nicht geschont, der Herzog hat noch mehr.
    Jetzt aber iß!
    Palämon
.
    Gewiß!
    Arcites
.
    Ich freu’ mich nur,
    Daß du so einen guten Magen hast.
    Palämon
.
    Und ich noch mehr, daß ich für diesen Magen
    So gute Speise habe.
    Arcites
.
    Sage, Vetter,
    Es läßt sich wohl recht schlecht im Wald hier hausen?
    Palämon
.
    Für jeden, der ein schlecht Gewissen hat.
    Arcites
.
    Wie schmeckt das Essen dir? Mir scheint, dein Hunger
    Bedarf der Saucen nicht?
    Palämon
.
    Da hast du recht!
    Und so ist’s gut; die deine, Vetter, wäre
    Mir doch zu beißend. Was für Fleisch ist das?
    Arcites
.
    Ich glaube Wildpret.
    Palämon
.
    Delicat, fürwahr.
    Schenk’ ein! Hier, auf das Wohl der hübschen Mädchen,
    Die wir zu uns’rer Zeit gekannt. Erinnerst
    Du dich des Mundschenks schöner Tochter noch?
    Arcites
.
    Und du?
    Palämon
.
    Sie liebte einen jungen Mann
    Mit dunkelbraunem Haar –
    Arcites
.
    Nun wohl, was weiter?
    Palämon
.
    Der, wie die Rede ging, Arcites hieß –
    Arcites
.
    Nur frisch heraus!
    Palämon
.
    In einer Laube trafen
    Sie oft zusammen, Vetter; wozu das?
    Spielt’ er ihr etwas vor auf dem Spinett?
    Worüber sie dann einen ganzen Mond,
    Ja zwei und drei und zehn hat seufzen müssen!
    Arcites
.
    Nicht besser ging’s, wenn ich mich recht entsinne
    Des Marschalls Schwester, nicht? Denn wenigstens
    Sprach man so etwas. Stoße an auf sie!
    Palämon
.
    Ich bin bereit!
    Arcites
.
    Ein allerliebstes Mädchen.
    Einmal geschah’s, da gingen junge Leute
    Zum Jagen in den Wald, – dort stand ’ne Birke,
    Und an die Birke hing sich ein Geschichtchen.
    Ei, ei!
    Palämon
(aufspringend).
    Bei Gott, Emilia allein!
    Hinweg mit alle dieser Narretei.
    Ich sag’s noch einmal, dieser Seufzer galt
    Emilien, und du, verdammter Vetter,
    Fängst jetzt schon wieder an!
    Arcites
.
    Da irrest du!
    Palämon
.
    Bei Erd’ und Himmel, nichts an dir ist ehrlich.
    Arcites
.
    Ich gehe, denn du gleichst jetzt einer Bestie!
    Palämon
.
    Ja, dazu hast du mich gemacht, Verräther!
    Arcites
.
    Du hast jetzt alles, was du brauchst, hast Feilen,
    Hast Oel und Salben und ein frisch Gewand.
    Nach zween Stunden bin ich wieder hier,
    Dann bring’ ich was uns weiter Ruh’ soll schaffen.
    Palämon
.
    Ja, Schwert und Rüstung.
    Arcites
.
    Fürchte nichts von mir.
    Jetzt bist du noch zu schwach mir. Lebe wohl,
    Trag’ deine Sachen fort; nichts soll dir mangeln!
    Palämon
.
    Ha, Vetter!
    Arcites
.
    Geh’, ich will nichts

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