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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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ihr!
    Entweder ihre Liebe zu Palämon,
    Oder die Furcht, daß seine Flucht mir schade,
    Vielleicht auch beides, trägt die Schuld daran.
    Freier
.
    Sehr möglich!
    Kerkermeister
.
    Doch was seid Ihr so in Hast?
    Freier
.
    Vernehmt! Ganz unlängst saß ich an dem Teich,
    Dort hinter dem Palaste, dessen Ufer
    Mit Schilf und Binsen dicht bewachsen sind,
    Und angelte. Vertieft in mein Geschäft,
    Hört’ ich auf einmal eine schrille Stimme,
    Dem Klange nach mußt’ sie (so schien es mir)
    Die eines Knaben oder Mädchens sein.
    Ich steckte meine Angel in den Grund
    Und näherte der Stelle mich, von wo
    Die Stimme kam, doch konnte nichts erspähn,
    Da Schilf und Rohr am Sehn mich hinderten.
    Ich legt’ mich also auf den Boden hin,
    Die Worte des Gesanges zu erlauschen,
    Und sah dabei durch eine kleine Oeffnung,
    Daß jene Säng’rin Eure Tochter war!
    Kerkermeister
.
    Ich bitte, fahret fort!
    Freier
.
    Sie sang und sang,
    Doch alles ohne Sinn, nur hört’ ich oft
    Sie wiederholen: »Mein Palämon ging
    Früh in den Wald, um Beeren sich zu pflücken,
    Erst morgen kehrt er wieder!«
    Erster Freund
.
    Arme Seele! –
    Freier
.
    »Verrathen werden seine Fesseln ihn,
    Man wird ihn fangen. Was beginn’ ich dann?
    Will eine Schar schwarzäug’ger Mädchen sammeln,
    Verliebte so wie ich, mit Purpurlippen
    Und Rosenwangen, die von Daffodillen
    Auf ihrem Haupte schöne Kränze tragen.
    Dann tanzen wir dem Herzog etwas vor
    Und betteln um sein Leben.« – Darauf sprach sie
    Von Euch und daß Ihr morgen Euren Kopf
    Verlieren würdet, und daß zum Begräbniß
    Sie Blumen sammeln müßt’ und danach sehn,
    Daß alles hübsch in Ordnung sei zu Hause.
    Dann sang sie Weide, Weide, immer Weide,
    Dazwischen nur Palämon, mein Palämon
    Und: »Ja Palämon war ein schöner Jüngling!«
    Auf tiefer Stelle saß sie, halb im Wasser,
    Um ihre Locken einen Binsenkranz
    Gewunden und mit tausend Wasserblumen
    In allen Farben ihr Gewand geschmückt,
    Sodaß man meint’, des Seees schöne Nymphe
    Zu sehen oder Iris, Juno’s Botin,
    Wie sie vom Himmel hoch herabgestiegen.
    Aus Binsen, die sie abriß, dreht’ sie Ringe
    Und sprach mit ihnen, zierlich, anmuthsvoll:
    »Nun ist für unsre Treulieb’ rechte Zeit,
    Den hier darfst du verlieren, nur nicht mich!«
    Und mehr der Art. Dann wieder weinte sie
    Und sang und seufzte laut und lächelte
    Zum andernmal und küßte ihre Hand.
    Zweiter Freund
.
    O, welch ein Jammer!
    Freier
.
    Als ich zu ihr eilte
    Und sie mich kommen sah, sprang sie ins Wasser,
    Ich sprang ihr nach und brachte sie ans Land.
    Doch dort entfloh sie mir mit lautem Schrei
    Und lief den Weg zur Stadt mit solcher Eile,
    Daß ihr zu folgen mir unmöglich war.
    Von weitem sah ich nur, daß mehre Leute,
    Darunter Euer Bruder, zu ihr rannten;
    Und da sie hinfiel und nicht wieder aufstand,
    Ließ ich mit jenen sie und kam hierher,
    Den Umstand Euch zu melden. Doch da sind sie!
    (Bruder und Tochter des Kerkermeisters nebst
    andern treten auf.)
    Tochter
(singt).
    »Soll nie kein Licht dir leuchten mehr! la, la.«
    Ein schönes Lied, nicht wahr?
    Bruder
.
    Ein trefflich Lied!
    Tochter
.
    Ich kann noch zwanzig andre.
    Bruder
.
    Kannst du wirklich?
    Tochter
.
    Vom zierlichen Rothkehlchen und vom Ginster.
    Sag’ bist du nicht ein Schneider?
    Bruder
.
    Freilich, freilich!
    Tochter
.
    Wo ist mein Hochzeitskleid?
    Bruder
.
    Ich bring’ dir’s morgen!
    Tochter
.
    Doch halte Wort, sonst bin ich nicht zu Haus.
    Die Schwestern muß ich laden und die Sänger
    Bestellen, denn beim ersten Hahnenschrei
    Ist es um meine Jungfernschaft geschehn!
    (Singt.)
    »O, Lieb, mein Lieb.«
    Bruder
.
    Ertrag’s geduldig, Bruder!
    Tochter
.
    Gott grüß’ euch, gute Leute. Habt ihr jemals
    Von einem, der Palämon heißt, gehört?
    Kerkermeister
.
    Gewiß, wir kennen alle ihn!
    Tochter
.
    Nicht wahr,
    Das ist ein feiner Herr?
    Kerkermeister
.
    Das ist er, Liebe!
    Bruder
.
    Gebt ihr nur immer recht, sonst wird sie wild
    Und ist dann schwer zu bändigen!
    Erster Freund
.
    Ei ja,
    Ein feiner Herr!
    Tochter
.
    Nicht wahr? Hast du ’ne Schwester?
    Erster Freund
.
    Ja wohl!
    Tochter
.
    Die wird ihn aber nicht bekommen,
    Das sag’ ihr nur, – ich hab’ ein Zaubermittel.
    Am besten ist’s, wenn sie ihn gar nicht sieht;
    Denn sieht sie ihn, so ist sie gleich verloren
    Im selben Augenblick. Die jungen Mädchen
    Hier in der Stadt sind all in ihn verliebt.
    Doch lach’ ich nur darüber, – laß sie lieben!
    Ist das nicht klug von mir?
    Erster Freund
.
    Das

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