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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Allerbeste!
    Tochter
.
    Zweihundert wenigstens sind von ihm schwanger
    Und viere ganz gewiß. Doch ich bin stumm
    Wie eine Muschel. Alles werden Knaben,
    Das weiß er so zu machen. Sind sie dann
    Zehn Jahre alt, so werden’s Musikanten
    Und singen Theseus’ Kriege.
    Zweiter Freund
.
    Wunderbar!
    Tochter
.
    So was ist nicht erhört, doch sag’ nur nichts.
    Von allen Seiten strömen sie ihm zu.
    In letzter Nacht hatt’ er nicht weniger
    Als ihrer zwanzig, aber in zwei Stunden
    Ist er damit zu Ende, wenn er anfängt.
    Kerkermeister
.
    Sie ist von Sinnen, keine Hoffnung mehr!
    Bruder
.
    Verhüten es die Götter!
    Tochter
.
    Du, komm her!
    Du bist ein kluger Mann!
    Erster Freund
.
    Erkennt sie ihn?
    Zweiter Freund
.
    Daß es so wäre!
    Tochter
.
    Bist ein Schiffer? Nicht?
    Wo hast du deinen Kompaß?
    Kerkermeister
.
    Hier!
    Tochter
.
    So dreh’ ihn
    Nach Norden jetzt und nimm den Curs zum Wald,
    Wo mein Palämon nach mir seufzt. Das andre
    Ist meine Sache. Hebt die Anker auf!
    Alle
.
    Hio, hio, hio! Der Wind ist günstig,
    Die Raaen loppt – die Segel aufgespannt,
    Die Pfeife, Meister!
    Bruder
.
    Lasset schneller uns
    Hinein sie bringen!
    Kerkermeister
.
    Auf die Masten, Jungens!
    Bruder
.
    Ruft den Pilot!
    Erster Freund
.
    Hier, hier!
    Tochter
.
    Kennst du die Gegend?
    Zweiter Freund
.
    Ihr meint den großen Wald?
    Tochter
.
    Da steure hin!
    Nun frisch!
    (Singt.)
    »Als Cynthia mit erborgtem Licht.«
    (Man führt sie fort. Alle ab.)
    ¶

Zweite Szene
    (Athen; ein Zimmer im Palast.)
    Emilia, zwei Gemälde in der Hand tragend, tritt auf.
    Emilia
.
    Wie ich auch diese Wunden möcht’ verbinden,
    Aufspringen würden sie und sich verbluten,
    Um meinetwillen! Darum muß ich wählen
    Und enden diesen Streit, denn nimmer sollen
    Zwei schöne, edle Jünglinge wie sie
    Für mich ihr Leben lassen. Ihre Mütter,
    Der Todtenasche ihrer Söhne folgend,
    Sie würden meine Grausamkeit verfluchen! –
    O, welch ein lieblich Antlitz hat Arcites!
    Ja, wahrlich, wär’ Natur, die weise selbst,
    Begabt mit allen Reizen, aller Schönheit,
    Womit sie edle Menschenleiber schmückt,
    Ein sterblich Weib und fühlte sie dabei
    Der jungen Mädchen scheues Widerstreben,
    In diesen Mann verliebte sie sich sicher!
    Wie feurig blitzt, wie zärtlich strahlt sein Auge,
    Die Liebe selbst nahm ihren Sitz darin!
    Mit solchem Auge setzte Ganymed
    In Flammen Zeus und zwang den hehren Gott,
    Daß er den schönen Knaben neben sich
    Als glänzend Sternbild an den Himmel setzte.
    Wie groß ist seine Stirn, wie majestätisch
    Gewölbt, gleich Juno’s, nur um vieles milder,
    Und sanft wie Pelop’s Schulter. Ja, von ihr,
    So will mir dünken, müssen Ruhm und Ehre
    Wie von der Höhe eines Vorgebirgs
    Die Schwingen regen und der niedern Welt
    Der Götter und Heroen Liebesthaten
    Und Kämpfe singen. – Eine Folie nur
    Ist ihm Palämon, mehr nicht als sein Schatten.
    Schwarzbraun und mager, mit so düstrem Blick,
    Als wäre seine Mutter ihm gestorben;
    Ein Träumer, keine Heiterkeit in ihm,
    Und nichts, was ihn erregt und recht belebte,
    Von Witz und Geistesschärfe keine Spur.
    Was Mangel nur zu nennen ist, besitzt er.
    Doch auch Narcissus war ein ernster Jüngling,
    Und dennoch himmlisch schön. Wer kann bestimmen,
    Wohin des Weibes Phantasie sich lenkt?
    Ja, eine Närrin bin ich, – unverständig,
    Und habe keine Wahl; so schmählich log’ ich,
    Daß alle Frauen mich verachten müßten.
    Palämon, ach, verzeih’ mir, du allein
    Bist reizend! Deine Augen sind die Leuchter
    Der Schönheit, welche Liebe von uns fordern.
    Wo ist die Maid, die ihnen widersteht?
    Wie ernst, wie kühn und doch wie liebeheischend
    Ist nicht dein männlich braunes Angesicht!
    Von nun an, Liebe! ist das meine Farbe.
    Mit seiner herrlichen Gestalt verglichen,
    Bist du, Arcit, doch nur ein Wechselbalg.
    Ich bin verwirrt, – der Jungfrau Selbstgefühl
    Hat mich verlassen. Wenn mein Bruder jetzt
    Gefragt mich hätte, wen ich liebt’ von beiden?
    Arcit hätt’ ich gesagt; und fragte dann
    Mich meine Schwester, sagte ich: Palämon.
    Jetzt tretet beide her! Nun frage, Bruder.
    »Ich weiß es nicht!« Jetzt Schwester, frage du:
    »Ich muß sie mir noch einmal recht besehn!«
    O, welch ein Kind ist doch die Phantasie,
    Die unter zweien Dingen – beide herrlich –
    Nicht wählen kann und so nach beiden schreit.
    (Ein Hofherr tritt auf.)
    Was bringt Ihr mir?
    Hofherr
.
    Vom Herzog, Eurem Bruder,
    Die Meldung, daß die Prinzen angekommen.
    Emilia
.
    Den Streit zu

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