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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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dem Grab,
    Und Krieger werden mir das Grablied singen!
    Theseus
.
    So triff nun deine Wahl!
    Emilia
.
    Unmöglich, Bruder!
    Zu edel sind sie beide, nicht ein Haar
    Von ihrem Haupte falle.
    Hippolyta
.
    Was wird nun
    Aus ihnen?
    Theseus
.
    Hört! Und was ich jetzt befehle,
    Geschehen soll’s, sonst müßt ihr beide sterben.
    Entlassen will ich euch in euer Land;
    Nach einem Monat kehrt von dort zurück,
    Ein jeder in Begleitung dreier Ritter,
    An diesen Ort, wo eine Säule dann
    Soll aufgerichtet stehn. Wer von euch beiden
    Vor uns, die wir dann gegenwärtig sind,
    In ritterlichem Kampf den Vetter zwingt
    Die Säule zu berühren, dem gehört sie;
    Der andre aber, so wie seine Freunde,
    Verlieren ihren Kopf und sollen dann
    Sich nicht beklagen, es geschäh’ um sie!
    Seid ihr’s zufrieden?
    Palämon
.
    Ja! Bis dahin, Vetter
    Arcit, bin ich dein Freund, so wie vorher.
    Arcites
.
    Laß dich umarmen!
    Theseus
.
    Schwester, bist auch du
    Damit zufrieden?
    Emilia
.
    Muß ich es doch sein!
    Theseus
.
    So reicht die Hände euch und gebt nun Acht,
    So wahr ihr Ritter seid, daß euer Streit
    Bis dahin schlafe und ihr Friede haltet.
    Palämon
.
    Verlasset Euch auf uns!
    Theseus
.
    Von nun an will ich
    Als Fürsten und als Freunde euch behandeln.
    Kehrt ihr zurück, dann bleibt der Sieger hier,
    Den Unterliegenden beweinen wir.
    (Alle ab.)
    (Der Vorhang fällt.)
    ¶

VIERTER AUFZUG
Erste Szene
    (Athen; ein Zimmer im Gefängniß.)
    Kerkermeister mit einem Freunde tritt auf.
    Kerkermeister
.
    Was hörtet Ihr? War keine Rede sonst
    Von mir und von Palämon’s Flucht? Denkt nach!
    Freund
.
    Ich hörte nichts, doch mußt’ ich bald nach Haus,
    Eh’ alles noch zu Ende war; so viel
    Nur schien mir sicher, daß den beiden Kämpfern
    Verziehen werden würde. Denn es flehten
    Hippolyta und Theseus’ schöne Schwester
    Auf ihren Knien so leiblich um ihr Leben,
    Daß, wie man sah, der Herzog wankend ward,
    Wem er sollt’ folgen, seinem raschen Schwur
    Oder dem Drängen dieser beiden Frau’n.
    Da nun zuletzt auch noch der edle Prinz
    Pirithous, des Herzogs andre Hälfte,
    Mit ihnen sich verband, so zweifl’ ich nicht,
    Daß alles gut wird enden. Euer Name
    Ward nicht genannt, noch auch der Flucht erwähnt.
    Kerkermeister
.
    Der Himmel gebe, daß Ihr recht gesehn!
    (Ein zweiter Freund tritt auf.)
    Zweiter Freund
.
    Seid guten Muths, ich bringe Nachricht Euch,
    Und zwar vortreffliche.
    Kerkermeister
.
    Sie sei willkommen!
    Zweiter Freund
.
    Palämon spricht von jeder Schuld Euch frei,
    Sodaß Euch keine Strafe droht. Die Flucht
    Hat Eure Tochter ganz allein vermittelt,
    Doch ward auch ihr vom Herzog schon verziehn.
    Und daß sich der Befreite dankbar zeige,
    Hat er als Mitgift eine Summe Geldes
    Ihr ausgesetzt, die sehr ansehnlich ist!
    Kerkermeister
.
    Ihr seid doch wirklich eine treue Seele,
    Die stets nur Gutes bringt!
    Erster Freund
.
    Wie kam’s zuletzt?
    Zweiter Freund
.
    Wie’s kommen mußte. Sie, die nie umsonst
    Zu bitten pflegen, kriegten, was sie baten,
    Und den Gefangnen schenkte er das Leben.
    Erster Freund
.
    Ich wußte gleich, daß es so enden würde!
    Zweiter Freund
.
    Doch stellt’ er ihnen noch Bedingungen,
    Von denen ich nachher Euch sprechen werde.
    Kerkermeister
.
    Sind sie annehmbar?
    Zweiter Freund
.
    Wenigstens vertragen
    Sie sich mit ihrer Ehre. Daß sie milde,
    Kann ich nicht sagen!
    Erster Freund
.
    Nun, das wird sich zeigen.
    (Der Freier tritt auf.)
    Freier
.
    Sagt, wo ist Eure Tochter?
    Kerkermeister
.
    Weshalb fragt Ihr?
    Freier
.
    Wann saht Ihr sie zuletzt?
    Zweiter Freund
.
    Wie er verstört!
    Kerkermeister
.
    Heut Morgen!
    Freier
.
    War sie wohl, sagt, war sie wohl?
    Wann schlief sie?
    Erster Freund
.
    Was für sonderbare Fragen!
    Kerkermeister
.
    So recht gesund schien sie mir nicht zu sein!
    Jetzt denk’ ich dran, – ich fragte sie etwas,
    Und sie gab solche quere Antwort mir,
    Betrug sich überhaupt so ungewöhnlich,
    So kindisch und so albern, daß man wirklich
    Hätt’ glauben können, sie sei halb gestört.
    Ich ward ganz ärgerlich. Was ist mit ihr?
    Freier
.
    Ach nichts, als daß ich herzlich Euch bedaure;
    Doch besser ist es, daß von mir Ihr’s hört,
    Als einem andern, der sie nicht so liebt!
    Kerkermeister
.
    Was meint Ihr?
    Erster Freund
.
    Ist sie krank?
    Zweiter Freund
.
    Was fehlt ihr?
    Freier
.
    Ach,
    Die Wahrheit zu gestehn, sie ist verrückt!
    Erster Freund
.
    Unmöglich!
    Freier
.
    Glaubt mir!
    Kerkermeister
.
    Was Ihr mir da sagt,
    Hab’ ich gefürchtet. Helf’ der Himmel

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