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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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vernichten, die vernichtet sind;
    Mich Unglückseligen zu unterwerfen,
    Den zu besiegen großen Ruhm nicht schafft.
    Lord
.
    Das ist die kleinste Furcht, denn nach dem Schein
    Der weißen Flaggen bringen sie uns Frieden,
    Und kommen wohl als Helfer, nicht als Feinde.
    Cleon
.
    Du sprichst wie der, der nicht belehrt genug;
    Der schönste Schein birgt meist den schlimmsten Trug,
    Doch bringen sie auch, was sie immer mögen,
    Was soll uns neue Not?
    Wir sind gestorben halb, das ärgst’ ist Tod.
    Sag’ ihrem General, wir warten seiner,
    Weshalb, woher er kommt, hier zu vernehmen,
    Und was er will.
    Lord
.
    Ich gehe schon.
    Geht ab.
    Cleon
.
    Willkommen, bringt er Frieden unserm Land,
    Wenn Krieg, sind wir zu schwach zum Widerstand.
    Perikles kommt mit Gefolge.
    Perikles
.
    Herr Statthalter, (der seid Ihr, wie ich höre)
    Nicht sollen unsre Schiff’ und ihre Mannschaft
    Ein Feuerturm Euch sein, um Euch zu schrecken;
    Wir hörten fern bis Tyrus Euer Elend,
    Und seh’n den Jammer hier in Euern Straßen:
    Nicht sollen reichlicher die Tränen fließen,
    Nein, Euern Kummer wollen wir erleichtern:
    Und diese unsre Schiffe, die Ihr wohl
    Wie der Trojaner Pferd gefüllet meint
    Mit blut’ger Feindschaft, drohendem Verderben,
    Sie bringen Korn, und, was Euch höchlich not,
    Den Halberstorb’nen Leben mit und Brot.
    Alle
.
    Die Götter Griechenlands beschützen Euch!
    Wir wollen für Euch beten.
    Perikles
.
    Stehet auf!
    Wir suchen nicht Verehrung, sondern Liebe,
    Herberg den Schiffen, uns und unsern Leuten.
    Cleon
.
    Wenn einer Euch nicht alle Lieb’ erzeigt,
    Wenn einer in Gedanken undankbar,
    Sein’s unsre Weiber, Kinder oder wir,
    Den treffe Fluch des Himmels und der Menschen!
    Bis dahin, (wie ich hoffe, immerdar)
    Seid Ihr mein Fürst, der Stadt und uns willkommen.
    Perikles
.
    Wir danken Euch, und bleiben hier als Freund,
    Bis unser zorn’ger Stern uns freundlich scheint.
    Sie gehn ab.
    ¶

ZWEITER AUFZUG
Erste Szene
    Gower tritt ein.
    Gower
.
    Ein mächt’ger König hier fürwahr
    Sein Kind zur Blutschand’ brachte gar,
    Ein bess’rer Fürst zeigt auch sich dort,
    Der gottesfürchtig war in Tat und Wort.
    So seid denn still, und hört es an.
    Wie durch das Unglück drang der Mann;
    Ihr seht, daß, wer mit Unglück streitet,
    Das Sandkorn mißt, den Berg erbeutet.
    Der Gute in Gesellenschaft
    (Ich geb’ ihm meines Segens Kraft)
    Ist noch zu Tharsus, jedermann
    Hält heilig, was er sprechen kann;
    Zum Angedenken seiner Milde
    Verehrt man ihn im auferbauten Bilde.
    Doch schlimm’re Nachricht wird vernommen;
    Was sprech’ ich noch? Ihr seht sie kommen. –
    Stummes Spiel
.
    Es tritt auf der einen Seite Perikles auf, im Gespräch
    mit Cleon, der ganze Zug folgt ihnen. Von der anderen Seite kommt ein Edelmann, mit einem Briefe an den Perikles; Perikles zeigt Cleon den Brief, hierauf gibt er dem Boten eine Belohnung und schlägt ihn zum Ritter. Perikles geht auf der einen und Cleon auf der andern Seite ab.
    Gower
.
    Seht, Helicanus saß daheim,
    Schmaus’t nicht, wie Drohnen, Honigseim
    Der andern Bienen, sein Bestreben
    Ist, Bös ertöten, Gut beleben.
    Zu tun, was ihm sein Fürst befahl,
    Schreibt er ihm, was gescheh’n zumal:
    Wie Thaliard kam mit bösem Sinn,
    In Absicht, zu ermorden ihn,
    Drum schien er ihm nicht gut zu tun,
    In Tharsus länger auszuruh’n.
    Er folgt dem Rat und geht zur See,
    Da lernt der Mensch oft Ach und Weh;
    Der Wind nun mächtig stürmen tut,
    Der Donner oben, unten Flut,
    Macht solch Gerümmel, daß sein Schiff,
    Das ihn behaus’t, zerscheitert bricht;
    Der arme Fürst, dem nichts geblieben,
    Von Wogen auf und ab getrieben,
    Verliert den Schatz und die Gesellen,
    Er selber kaum entflieht den Wellen;
    Das Glück, ihn zu verfolgen müde,
    Wirft ihn ans Land, und gibt ihm Friede.
    Hier kommt er, und was nun geschieht,
    Das seht ihr, zu lang wird mein Lied.
    Geht ab.
    ¶

Zweite Szene
    Pentapolis. Ein offener Platz am Meeresufer.
    Perikles tritt auf, ganz durchnäßt.
    Perikles
.
    Genug der Wut, ihr zorn’gen Himmelssterne!
    Denkt, Regen, Donner, Wind, des ird’schen Menschen
    Gebrechlichkeit kann euch nicht widersteh’n;
    Auch meines Leibes Schwäche muß gehorchen!
    Mich hat die See geworfen auf die Felsen,
    Das Leben mir, nach langem Kampf, zu schenken,
    Daß ich auf nichts als nahen Tod kann denken;
    Genüg’ es euch, ihr allgewalt’gen Mächte,
    Ihr raubtet alles einem Könige;
    Es soll mein Grab nicht sein in Wassersmitten,
    Nun will ich nur um sanften Tod euch bitten.
    Drei

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