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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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beides, Vater bist und Sohn,
    Dein eigen Kind gottlos in Armen hältst,
    (Die Freude, die dem Mann, nicht Vater ziemt)
    Und sie sich nährt von ihrer Mutter Fleisch,
    Da sie das elterliche Bett entehrt,
    Und beide Schlangen gleich, die schöne Blüten
    Genießen, und doch tödlich Gift nur brüten.
    Fahr’ wohl, du Stadt, denn Weisheit lehrt, daß wer
    Nicht Taten, dunkler als die Nacht, vermied,
    Nichts scheuen wird, daß sie das Licht nicht sieht;
    Denn eine Sünde weckt die andre auch,
    Mord ist Nachbar der Lust, wie Flamm’ und Rauch.
    Gift und Verrat sind wohl der Sünde Hände,
    Ja, Schilde auch, die Schande abzuhalten:
    Um euch zu rein’gen, dient euch wohl mein Tod,
    Drum flieh’ ich die Gefahr, die mich bedroht.
    Geht ab.
    ¶

Dritte Szene
    Daselbst.
    Antiochus tritt auf.
    Antiochus
.
    Er fand den Sinn, und drum sind wir gesinnt
    Sein Haupt zu haben.
    Er soll nicht leben, meine Schande zu posaunen,
    Der Welt zu sagen, daß Antiochus
    In Sünde lebt so schwarzer Art.
    Drum sterbe dieser junge Prinz alsbald,
    Denn nur sein Tod ist meiner Ehre Halt. –
    Ist niemand draußen?
    Thaliard kommt.
    Thaliard
.
    Ruft wohl Eure Hoheit?
    Antiochus
.
    Thaliard, du bist mein Kämmerer, mein Geist
    Vertraut sein Inn’res deiner Schweigsamkeit,
    Und deiner Treue halb erhöh’ ich dich;
    Thaliard, sieh, hier ist Gift, und hier ist Gold,
    Ich hasse den von Tyrus, töte ihn.
    Ich will nicht, daß du um die Ursach’ fragst;
    Dir genüge: ich befahl es. Ist’s getan?
    Thaliard
.
    Es ist getan, mein König.
    Antiochus
.
    Nun genug.
    Ein Bote kommt.
    Antiochus
.
    Kühl’ deinen Atem, sage deine Eil.
    Bote
.
    Geflohen ist Prinz Perikles.
    Antiochus
.
    Wie du
    Das Leben liebst, ihm nach! Und wie ein Pfeil
    Aus eines guten Schützen Hand das Ziel
    Unfehlbar trifft, so kehre du nicht wieder,
    Wenn du nicht sagst, Fürst Perikles ist tot.
    Thaliard
.
    Mein Fürst, kommt er mir nah nur auf Pistolenschuß,
    Treff ich ihn sicher. Lebet wohl, mein König.
    Geht ab.
    Antiochus
.
    Leb wohl. Bis Perikles nicht mehr am Leben,
    Kann meinem Haupt das Herz nicht Hülfe geben.
    Geht ab.
    ¶

Vierte Szene
    Tyrus. Ein Zimmer im Palast.
    Perikles, Helicanus, andere Lords.
    Perikles
.
    Es stör’ uns niemand. –
    Wie muß denn diese Wandlung der Gedanken,
    Befreundet mit blödäugiger Melancholie,
    Ein steter Gast mir sein? Daß keine Stunde,
    In Tages frohem Glanz, in stiller Nacht,
    (Dem Grab der Sorge) Ruhe mir gewährt?
    Hier schmeichelt Lust dem Aug’, mein Auge flieht sie;
    Dräu’nde Gefahr ist dort zu Antiochien.
    Zu kurz scheint wohl sein Arm, mich hier zu treffen;
    Doch kann die Lust nicht meinen Geist erfreu’n,
    Noch kann die Ferne jenes Trost gewähren;
    Natürlich ist’s, die Leidenschaft der Seele,
    Die anfangs schwanger von Befürchten wird,
    Bekommt von Sorge Nahrung dann und Leben;
    Erst ist es Furcht, was wohl geschehen möchte,
    Nun älter, Sorge, daß es nicht geschieht.
    So ist’s mit mir. – Antiochus der Große,
    Den zu bestreiten ich zu klein nur bin,
    Setzt durch in Übermacht, was er nur will,
    Er meint, ich spreche, schwör’ ich gleich zu schweigen;
    Mir frommt nicht, daß ich sag’, ich ehre ihn,
    Hat er Verdacht, ich möchte ihn entehren;
    Was ihn erröten mag, wird es bekannt.
    Rät Wegräumung, wodurch es wird bekannt,
    Er wird das Land mit Heerskraft überziehn’,
    Und so gewaltig schau’n im Maß des Krieges,
    Daß das Entsetzen allen Mut verscheucht.
    Mein Volk besiegt, noch vor dem Widerstand,
    Gestraft der Untertan, der nie beleidigt.
    Aus Sorg’ um sie, aus Mitleid nicht mit mir,
    (Der ich den Wipfeln nur der Bäume gleiche,
    Die Schirm den Wurzeln sind, durch die sie wachsen)
    Mein Leib die Qual, die Seele Angst gewinnt,
    Und straft voraus, was er zu strafen sinnt.
    Erster Lord
.
    Nur Freud’ und Trost sei Eurer heil’gen Brust.
    Zweiter Lord
.
    Und mache Euer Herz, da Ihr zurück
    Uns kommt, vergnügt, erfüllt mit Frieden.
    Helicanus
.
    Still! Laßt die Zunge der Erfahrung sprechen!
    Die kränken nur den König, die ihm schmeicheln,
    Denn Schmeicheln facht, ein Blasbalg, an die Sünde;
    Das, dem geschmeichelt wird, ist nur ein Funke,
    Vom Winde erst bekömmt es Kraft und Glut;
    Doch Tadel, der in Demut vorgebracht,
    Geziemt dem König; er ist Mensch, kann irren,
    Wenn hier Herr Süß mit Frieden Euch gesegnet,
    Es schmeichelt nur, führt Krieg mit Eurem Leben.
    Vergebung oder Schlag erwart’ ich hie,
    Viel tiefer fall’ ich nicht als auf die Knie.
    Perikles
.
    Ihr andern laßt uns,

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