Sämtliche Dramen
überschwelle,
Und mich in Lust ertränk’. – O komm hierher,
Du, die erzeugt, der dein Erzeuger war,
Du, seegeboren, zu Tharsus begraben,
Zur See gefunden wieder? – Helicanus,
Auf deine Knie, den heil’gen Göttern danke
So laut, wie Donner schilt: – Dies ist Marina! –
Wie hieß die Mutter? Sage nur noch das –
Wahrheit kann nie genug bekräftig’t sein,
Und wenn auch jeder Zweifel schläft.
Marina
.
Ich bitte, Herr, wie seid Ihr denn genannt?
Perikles
.
Ich bin von Tyrus Perikles; nun nenne
Noch meiner meerbegrab’nen Königin Namen,
Dann, wie du warst den Göttern gleich vollkommen
In allem, bist du Erbin großer Reiche,
Und ganz ein zweiter Perikles, dein Vater.
Marina
.
Nur dieses fehlt’, um Tochter Euch zu sein,
Daß ich Thaisa, meine Mutter nenne?
Thaisa hieß die Mutter, die geendet
Im Augenblick, als ich begann.
Perikles
.
Mein Segen dir. Steh’ auf, du bist mein Kind. –
Mir frisch Gewand! – Sie ist mein, Helicanus,
Sie starb zu Tharsus nicht, wie sie gesollt
Vom wilden Cleon – sie wird dir erzählen,
Dann wirst du knien, erkennend huldigen.
Sie ist die echte Erbin. – Wer ist dies?
Helicanus
.
Der Statthalter von Mitylene ist’s,
Der herkam, Euch zu seh’n, da er gehört
Von Eu’rer Trauer.
Perikles
.
Ich umarm’ Euch. – Kleider
Gebt her! Ich schau’ so wild. – Mein Mädchen segne,
O Himmel! – Aber horcht! Was für Musik? –
Wie, Helicanus? – Du Marina
Erzähl’s ihm Punkt für Punkt, denn er scheint noch
Zu zweifeln, daß du meine Tochter sei’st. –
Wo ist denn die Musik?
Helicanus
.
Ich höre keine.
Perikles
.
Nicht? – Die Musik der Sphären. – Horch, Marina!
Lysimachus
.
Sagt ja: es ist nicht gut, ihm widersprechen.
Perikles
.
Herrlicher Klang! Hört Ihr?
Lysimachus
.
Musik hör’ ich, mein König.
Perikles
.
Recht himmlische Musik,
Sie schläfert ein im Lauschen; Schlummer dämmernd
Hängt auf den Augen mir – nun laßt mich ruh’n.
Er schläft.
Lysimachus
.
Ein Kissen für sein Haupt. – Verlaßt ihn all’.
Marina
.
Wenn dies entspricht meinem Erwarten, Mädchen,
Gefährtinnen, will ich Euch wohl bedenken.
Alle ziehen sich zurück, Diana kommt, und tritt vor Perikles.
Diana
.
Mein Tempel steht in Ephesus, fahr’ hin geschwind,
Auf meinem Altar bringe Opfer dort,
Und wenn die Jungfrau’npriester kommen sind,
Mußt du vor allem Volke reden,
Wie du verlorst die Gattin auf der See;
Ruf’ aus, was du erlitt’st, die Tochter, jeden
Unfall erneu’re, jedes Leid und Weh;
Tu’ dies, sonst wirst in Elend du gezogen,
Tust du’s, beglückt, bei meinem Silberbogen!
Erwach’, erzähle deinen Traum.
Geht ab.
Perikles
.
Diana, himmlische, Göttin im Silberglanz,
Dir will ich folgen. – Helicanus! –
Nach Tharsus wollt’ ich, dort den Gastverletzer
Cleon zu schlagen, doch vollbring’ ich erst
Andächtig Tun: drum lenkt nach Ephesus
Die vollen Segel, bald wißt Ihr den Grund. –
Erfrischen wir uns wohl auf Eu’rer Küste?
Wir zahlen Gold für solchen Vorrat, als
Wir noch bedürfen.
Lysimachus
.
Ja, vom ganzen Herzen,
Und wenn wir auf dem Lande sind, so hört Ihr
Auch eine Bitte meinerseits.
Perikles
.
Sie ist gewährt, und wär’s um meine Tochter,
Denn edel, scheint es, seid Ihr ihr gewesen.
Lysimachus
.
Gebt mir den Arm.
Perikles
.
Komm denn, Marina, Kind.
Alle gehn ab.
¶
Dritte Szene
Vor dem Tempel der Diana in Ephesus.
Gower tritt auf.
Gower
.
Fast verlaufen ist der Sand,
Etwas noch, dann Stillestand,
Und gewährt als letzte Gunst mir,
(Denn es wirkt nur eure Kunst hier)
Daß ihr mit geschickten Sinnen,
Euch denkt, was Lust und Spiel beginnen.
Der Herrscher läßt in Mitylen’,
Was für Gesang und Aufzug schön,
Zum Gruß des Königs. Er verfehlt
Des Zweckes nicht, denn er erhält
Als Braut Marina, doch nur dann,
Wenn erst das Opfer ist getan,
So wie Diana hieß; so weit
Vernichtet alle Zwischenzeit;
Die Segel bläst ein frischer Wind,
Es wird der Wunsch erfüllt geschwind,
Hier Ephesus, den Tempel seht,
Den König, und wer mit ihm geht,
Daß er so balde hierher kam,
Hat eure Phantasie getan.
Geht ab.
¶
Vierte Szene
m Tempel der Diana in Ephesus.
Von der einen Seite treten auf Perikles, Marina, Lysimachus, Helicanus und Gefolge, von der andern die Priesterinnen der Diana, Thaisa unter diesen, Cerimon im Gefolge.
Perikles
.
Diana, Heil! Zu tun, was du befahlst,
Bekenn’ ich laut: ich bin von Tyrus König,
Gescheucht von
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