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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Abtei.
    Ägeon
.
    Erhabner Herzog, gönnt mir jetzt ein Wort!
    Ich fand zum Glück den Freund, der mich erlöst
    Und zahlt die Summe, die mir Freiheit schafft.
    Herzog
.
    Sprich offen, Syrakuser, was du willst.
    Ägeon
.
    Herr, ist Eu’r Name nicht Antipholus?
    Heißt dieser Sklav’, an Euern Dienst gebunden,
    Nicht Dromio?
    Dromio von Ephesus
.
    Ja, gewiß, ich war gebunden:
    Allein Gott Lob! er biß das Band entzwei;
    Nun bin ich Dromio, sein entbundner Diener.
    Ägeon
.
    Ich weiß, ihr beid’ erinnert euch noch mein!
    Dromio von Ephesus
.
    An uns sind wir durch Euch erinnert, Herr,
    Denn jüngst noch waren wir gleich Euch gebunden.
    Hat Zwick Euch in der Kur? Ich will nicht hoffen.
    Ägeon
.
    Was tut Ihr denn so fremd? Ihr kennt mich wohl!
    Antipholus von Ephesus
.
    Ich sah Euch nie im Leben, Herr, bis jetzt.
    Ägeon
.
    Oh! Gram hat mich gewelkt, seit Ihr mich saht,
    Und Sorg’ und die entstell’nde Hand der Zeit
    Schrieb fremde Furchen in mein Angesicht.
    Doch sag mir, kennst du meine Stimme nicht?
    Antipholus von Ephesus
.
    Auch diese nicht.
    Ägeon
.
    Du auch nicht, Dromio?
    Dromio von Ephesus
.
    Nein, in der Tat nicht, Herr.
    Ägeon
.
    Ich weiß, du kennst sie.
    Dromio von Ephesus
.
    Ich, Herr? Ich weiß gewiß, ich kenne
    Euch nicht. Und was jemand auch immer leugnen mag,
    Ihr seid jetzt verbunden, ihm zu glauben.
    Ägeon
.
    Auch nicht die Stimm’? O Allgewalt der Zeit!
    Lähmst und entnervst du so die arme Zunge
    In sieben kurzen Jahren, daß mein Sohn
    Nicht meines Grams verstimmten Laut mehr kennt?
    Ward gleich mein runzlig Angesicht umhüllt
    Vom flock’gen Schnee des saftverzehr’nden Winters;
    Erstarrten gleich die Adern meines Bluts,
    Doch hat die Nacht des Lebens noch Gedächtnis,
    Mein fast erloschnes Licht noch matten Schein,
    Mein halbbetäubtes Ohr vernimmt noch Töne,
    Und all die alten Zeugen trügen nicht
    Und nennen dich mein Kind Antipholus!
    Antipholus von Ephesus
.
    Nie sah ich meinen Vater, seit ich lebe!
    Ägeon
.
    Du weißt doch, Sohn, es sind jetzt sieben Jahr
    Seit du wegzogst von Syrakus; vielleicht
    Schämst du dich, mich im Elend zu erkennen?
    Antipholus von Ephesus
.
    Der Herzog, und wer in der Stadt mich kennt,
    Kann mir bestät’gen, daß es so nicht ist;
    Nie sah ich Syrakus in meinem Leben.
    Herzog
.
    Ich sag’ dir, Syrakuser, zwanzig Jahr
    Lebt’ unter meinem Schutz Antipholus
    Und war seitdem noch nie in Syrakus;
    Dich macht Gefahr und Alter, scheint mir, kindisch.
    Die Äbtissin kommt mit Antipholus von Syrakus und Dromio von Syrakus.
    Äbtissin
.
    Mein Fürst, viel Unrecht tat man diesem Mann.
    Alle drängen sich, ihn zu sehen.
    Adriana
.
    Zwei Gatten seh’ ich, täuscht mich nicht mein Auge!
    Herzog
.
    Der eine ist des andern Genius;
    Doch nun, wer ist von beiden echter Mensch
    Und wer Erscheinung? Wer entziffert sie?
    Dromio von Syrakus
.
    Ich, Herr, bin Dromio; heißt mir diesen gehn!
    Dromio von Ephesus
.
    Ich, Herr, bin Dromio; bitt’ Euch, laßt mich stehn!
    Antipholus von Syrakus
.
    Seh’ ich Ägeon? oder seinen Geist?
    Dromio von Syrakus
.
    Mein alter Herr? Wer hat Euch hier gebunden?
    Äbtissin
.
    Wer ihn auch band, die Bande lös’ ich jetzt,
    Und seine Freiheit schafft mir einen Gatten.
    Sprich, Greis Ägeon, wenn du’s selber bist,
    War nicht Ämilie deine Gattin einst,
    Die dir ein schönes Zwillingspaar geschenkt?
    Oh, wenn du der Ägeon bist, so sprich,
    Und sprich zu ihr, der nämlichen Ämilia!
    Ägeon
.
    Wenn alles dies kein Traum, bist du Ämilia;
    Und wenn du’s bist, so sprich: wo ist der Sohn,
    Der mit dir schwamm auf jenem leid’gen Floß?
    Äbtissin
.
    Von Epidamnern wurden er und ich
    Mit samt dem Zwilling Dromio aufgefangen;
    Dann kamen rohe Fischer aus Korinth,
    Die meinen Sohn und Dromio mir entführt
    Und mich den Epidamner Schiffern ließen. –
    Was drauf aus ihnen wurde, weiß ich nicht;
    Mir fiel das Los, in dem Ihr jetzt mich seht.
    Herzog
.
    Das paßt ja zu der Mär von heute morgen!
    Die zwei Antipholus, so täuschend gleich,
    Und die zwei Dromio, eins dem Ansehn nach;
    Dazu der Schiffbruch, dessen sie gedenkt! –
    Dies sind die Eltern dieser beiden Söhne,
    Die sich durch Zufall endlich wiederfinden.
    Antipholus’, du kamst ja von Korinth?
    Antipholus von Syrakus
.
    Nein, Herr, ich nicht; ich kam von Syrakus.
    Herzog
.
    Tritt auf die Seit’, ich unterscheid’ euch nicht.
    Antipholus von Ephesus
.
    Ich war’s, der von Korinth kam, gnäd’ger Herr.
    Dromio von Ephesus
.
    Und ich mit ihm.
    Antipholus von

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