Sämtliche Dramen
Ephesus
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Hieher geführt vom Herzog Menaphon,
Dem tapfern Helden, Euerm würd’gen Ohm.
Adriana
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Wer von euch beiden speiste heut bei mir?
Antipholus von Syrakus
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Ich, werte Frau.
Adriana
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Und seid Ihr nicht mein Mann?
Antipholus von Ephesus
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Nicht doch! Da tu’ ich Einspruch.
Antipholus von Syrakus
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Das tu’ ich auch, obgleich Ihr so mich nanntet,
Und dieses schöne Fräulein, Eure Schwester,
Mich Bruder hieß. Was ich Euch da gesagt,
Das hoff’ ich alles bald noch gut zu machen,
Wenn nur kein Traum ist, was ich jetzt erlebt.
Angelo
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Das ist die Kette, Herr, die ich Euch gab!
Antipholus von Syrakus
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Ich will’s Euch glauben, Herr, ich leugn’ es nicht.
Antipholus von Ephesus
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Und Ihr, Herr, nahmt mich fest um diese Kette.
Angelo
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Ich glaub’, ich tat es, Herr, ich leugn’ es nicht.
Adriana
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Ich hatt’ Euch Gold geschickt, Euch loszukaufen,
Durch Dromio; doch ich glaub’, er bracht’ es nicht.
Dromio von Ephesus
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Nein, nichts durch mich.
Antipholus von Syrakus
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Die Börse mit Dukaten kam an mich,
Und Dromio, mein Diener, gab sie mir;
Ich seh’, wir trafen stets des andern Diener,
Und mich hielt man für ihn, wie ihn für mich;
Daraus entstanden diese Irrungen.
Antipholus von Ephesus
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Mit diesem Gold erlös’ ich meinen Vater.
Herzog
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Es tut nicht not; dein Vater bleibt am Leben.
Kurtisane
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Herr, meinen Diamant gebt mir zurück!
Antipholus von Ephesus
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Nehmt ihn, und vielen Dank für Eure Mahlzeit!
Äbtissin
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Erhabner Fürst, geruht Euch zu bemühn,
Mit uns in die Abtei hineinzugehn
Und unser ganzes Schicksal zu vernehmen.
Und alle, die ihr hier versammelt seid
Und littet durch die vielverschlungne Irrung
Des einen Tags, Gesellschaft leistet uns,
Und wir versprechen, euch genug zu tun.
Ja, fünfundzwanzig Jahr lag ich in Weh’n
Mit euch, ihr Söhn’, und erst in dieser Stunde
Genas ich froh von meiner schweren Bürde. –
Der Fürst, mein Gatte, meine beiden Kinder,
Ihr, die Kalender ihrem Wiegenfeste,
Kommt mit hinein, wir feiern’s heut aufs beste;
So eilt nach langem Gram zum Wiegenfeste!
Herzog
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Gern will ich als Gevatter euch begleiten.
Alle gehn ab; es bleiben die beiden Antipholus und die beiden Dromio.
Dromio von Syrakus
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Herr, hol’ ich Eure Waren aus dem Schiff?
Antipholus von Ephesus
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Ei, Dromio, was für Waren hab’ ich dort?
Dromio von Syrakus
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Das Gut, das im Zentauren war gelagert!
Antipholus von Syrakus
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Er spricht zu mir; ich, Dromio, bin dein Herr.
Komm, geh mit uns, das wird hernach besorgt;
Umarm’ den Bruder jetzt und freu’ dich sein!
Die beiden Antipholus gehn ab.
Dromio von Syrakus
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Die dicke Schönheit dort bei deinem Herrn,
Die heute mich am Küchentisch verpflegt,
Wird meine Schwester nun, nicht meine Frau? –
Dromio von Ephesus
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Mich dünkt, du bist mein Spiegel, nicht mein Bruder.
Ich seh’ an dir, ich bin ein hübscher Bursch.
Sag, kommst du mit hinein zum Patenschmaus?
Dromio von Syrakus
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Ich nicht; du bist der Ältste.
Dromio von Ephesus
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Das fragt sich noch; wie führst du den Beweis?
Dromio von Syrakus
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Wir wollen Halme ziehn ums Seniorat;
Bis dahin geh voran!
Dromio von Ephesus
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Nein; sei’s denn so:
Als Bruder und Bruder sah man uns ein in das Leben wandern,
Drum laß uns Hand in Hand auch gehn, nicht einer nach dem andern.
Sie gehn ab.
¶
Personen
Don Pedro
, Prinz von Arragon
Leonato
, Gouverneur von Messina
Don Juan
, Pedros Halbbruder
Claudio
, ein florentinischer Graf
Benedikt
, ein Edelmann aus Padua
Antonio
, Leonatos Bruder
Balthasar
, Don Pedros Diener
Borachio
und
Konrad
, Don Juans Begleiter
Holzapfel
und
Schlehwein
, einfältige Gerichtsdiener
Ein Schreiber
Hero
, Leonatos Tochter
Beatrice
, Leonatos Nichte
Margareta
und
Ursula
, Heros Kammerfrauen
Ein
Mönch
Ein Knabe, Boten, Wachen, Gefolge
Die Szene ist in Messina
ERSTER AUFZUG
Erste Szene
Leonato, Hero, Beatrice und ein Bote treten auf.
Leonato
. Ich sehe aus diesem Briefe, daß Don Pedro von Arragon diesen Abend in Messina eintrifft.
Bote
. Er kann nicht mehr weit sein: er war kaum drei Meilen von der Stadt entfernt, als ich ihn verließ.
Leonato
. Wie viel Edelleute habt ihr in diesem Treffen verloren?
Bote
. Überhaupt nur wenig Offiziere, und keinen von großem Namen.
Leonato
. Ein Sieg gilt doppelt, wenn der Feldherr seine volle Zahl wieder heimbringt. Wie ich sehe, hat Don Pedro einem jungen Florentiner, namens Claudio, große Ehre
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