Sämtliche Dramen
jetzt unter Segel wär’.
Von mir habt Ihr die Kette; könnt Ihr’s leugnen?
Antipholus von Syrakus
.
Mich dünkt, von Euch; noch hab’ ich’s nie geleugnet.
Kaufmann
.
O ja, Ihr tatet’s, Herr, und schwurt sogar!
Antipholus von Syrakus
.
Wer hörte mich das leugnen und verschwören?
Kaufmann
.
Mit diesen Ohren, weißt du, hört’ ich’s selbst.
Schäm’ dich, Elender! daß du lebst und wandelst,
Wo Männer dir von Ehre je begegnen!
Antipholus von Syrakus
.
Du bist ein Schurke, klagst du so mich an;
Ich will dir meine Ehr’ und Redlichkeit
Sogleich beweisen, wagst du’s, mir zu stehn.
Kaufmann
.
Ich wag’s und fodre dich als einen Schurken.
Sie ziehen.
Adriana, Luciana, die Kurtisane und Diener kommen.
Adriana
.
Halt! Tut ihm nichts! Um Gott, er ist verrückt;
Führt ihn von hier, nehmt ihm den Degen weg;
Auch Dromio bindet; bringt sie in mein Haus!
Dromio von Syrakus
.
Lauft, Herr, um Gottes willen! Sucht ein Haus;
Hier ist ein Kloster; fort! Sonst fängt man uns.
Antipholus und Dromio flüchten sich in die Abtei.
Die Äbtissin tritt auf.
Äbtissin
.
Seid ruhig, Leute; welch Gedräng’ ist hier?
Adriana
.
Ich will zu meinem armen tollen Mann;
Laßt uns hinein, damit wir fest ihn binden
Und führen ihn nach Haus, daß er genese.
Angelo
.
Ich dacht’ es gleich, er sei nicht recht bei Sinnen!
Kaufmann
.
Nun tut’s mir leid, daß ich den Degen zog.
Äbtissin
.
Seit wann befiel der Wahnsinn diesen Mann?
Adriana
.
Die letzte Woche war er trüb und still
Und finster, ganz ein andrer Mann wie sonst;
Doch erst heut nachmittag ist seine Krankheit
Zu diesem höchsten Grad von Wut gesteigert.
Äbtissin
.
Verlor er große Güter auf der See?
Begrub er einen Freund? Hat wohl sein Auge
Sein Herz betört zu unerlaubter Liebe?
Der Sünde sind viel junge Männer schuldig,
Die ihrem Blick zu große Freiheit lassen.
An welcher dieser Sorgen liegt er krank? –
Adriana
.
An keiner, wenn es nicht die letzte ist;
Ein Liebchen wohl hat ihm sein Haus verleidet.
Äbtissin
.
Das hättet Ihr ihm dann verweisen sollen.
Adriana
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Das tat ich auch.
Äbtissin
.
Doch wohl nicht scharf genug.
Adriana
.
So scharf, als mir’s Bescheidenheit erlaubte.
Äbtissin
.
Vielleicht geheim nur?
Adriana
.
In Gesellschaft auch.
Äbtissin
.
Ja, doch nicht oft genug?
Adriana
.
Es war der Inhalt jeglichen Gesprächs.
Im Bette schlief er nicht vor meinem Mahnen;
Am Tische aß er nicht vor meinem Mahnen;
Allein wählt’ ich’s zum Text für meine Rede,
Und in Gesellschaft spielt’ ich darauf an;
Stets sagt’ ich ihm, es sei gemein und schändlich.
Äbtissin
.
Und deshalb fiel der Mann in Wahnsinn endlich.
Das gift’ge Schrei’n der eifersücht’gen Frau
Wirkt tödlicher als tollen Hundes Zahn.
Es scheint, dein Zanken hindert’ ihn am Schlaf,
Und daher kam’s, daß ihm der Sinn verdüstert.
Du sagst, sein Mahl ward ihm durch Schmähn verwürzt:
Unruhig Essen gibt ein schlecht Verdaun,
Daher entstand des Fiebers heiße Glut;
Und was ist Fieber, als ein Wahnsinnschauer?
Du sagst, dein Toben störte seine Lust:
Wo süß Erholen mangelt, was kann folgen,
Als trübe Schwermut und Melancholie,
Der grimmigen Verzweiflung nah verwandt?
Und hintendrein zahllos ein siecher Schwarm
Von bleichen Übeln und des Lebens Mördern?
Das Mahl, den Scherz, den süßen Schlummer wehren,
Verwirrt den Geist und muß den Sinn zerstören;
Und hieraus folgt: durch deine Eifersucht
Ward dein Gemahl von Tollheit heimgesucht. –
Luciana
.
Wenn sie ihn schalt, so war es mild und freundlich,
Doch er erwies sich heftig, rauh und feindlich.
Hörst du den Tadel ruhig an und schweigst?
Adriana
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Sie weckt mir des Gewissens eigne Stimme!
Jetzt, Freunde, geht hinein, legt Hand an ihn!
Äbtissin
.
Nein, keine Seele darf mein Haus betreten.
Adriana
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So schickt durch Diener meinen Mann heraus!
Äbtissin
.
Er suchte Schutz in diesem Heiligtum,
Und schirmen soll es ihn vor euern Händen,
Bis ich ihn wieder zur Vernunft gebracht,
Wenn nicht vergeblich alle Mühe bleibt.
Adriana
.
Ich pflege meinen Mann und steh’ ihm bei
Als Krankenwärterin, das ist mein Amt;
Und keinen Anwalt duld’ ich, als mich selbst,
Und deshalb soll er mir nach Hause folgen.
Äbtissin
.
Gib dich zur Ruh’, denn ich entlass’ ihn nicht,
Bis ich versucht die oft erprobten Mittel,
Heilkräft’gen Balsam, Tränke, fromm Gebet,
Zur Manneswürd’ ihn wieder herzustellen.
Es ist ein Tun, das
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