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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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ich kann nichts dawider sagen; – und verständig, ausgenommen, daß sie in mich verliebt sei: – nun, – meiner Treu, das ist eben kein Zuwachs ihrer Verständigkeit, aber doch kein großer Beweis ihrer Torheit, denn ich will mich entsetzlich wieder in sie verlieben. – Ich wage es freilich drauf, daß man mir etliche alberne Späße und Witzbrocken zuwirft, weil ich selbst so lange über das Heiraten geschmäht habe; aber kann sich der Geschmack nicht ändern? Es liebt einer in seiner Jugend ein Gericht, das er im Alter nicht ausstehn kann: sollen wir uns durch Sticheleien und Sentenzen und jene papiernen Kugeln des Gehirns aus der rechten Bahn unsrer Laune schrecken lassen? Nein, die Welt muß bevölkert werden. Als ich sagte, ich wolle als Junggeselle sterben, dacht’ ich es nicht zu erleben, daß ich noch eine Frau nehmen würde. Da kommt Beatrice. Beim Sonnenlicht, sie ist schön! Ich erspähe schon einige Zeichen der Liebe an ihr.
    Beatrice kommt.
    Beatrice
. Wider meinen Willen hat man mich abgeschickt, Euch zu Tische zu rufen.
    Benedikt
. Schöne Beatrice, ich danke Euch für Eure Mühe.
    Beatrice
. Ich gab mir nicht mehr Mühe, diesen Dank zu verdienen, als Ihr Euch bemüht, mir zu danken. Wär’ es mühsam gewesen, so wär’ ich nicht gekommen.
    Benedikt
. Die Bestellung machte Euch also Vergnügen?
    Beatrice
. Ja, grade so viel, als Ihr auf eine Messerspitze nehmen könnt, um’s einer Dohle beizubringen. Ihr habt wohl keinen Appetit, Signor? So gehabt Euch wohl! Ab.
    Benedikt
. Ah, »wider meinen Willen hat man mich abgeschickt, Euch zu Tische zu rufen!« das kann zweierlei bedeuten: – »es kostete mich nicht mehr Mühe, diesen Dank zu verdienen, als Ihr Euch bemüht, mir zu danken«: das heißt so viel als: jede Mühe, die ich für Euch unternehme, ist so leicht als ein Dank. Wenn ich nicht Mitleid für sie fühle, so bin ich ein Schurke; wenn ich sie nicht liebe, so bin ich ein Jude. Ich will gleich gehn und mir ihr Bildnis verschaffen. Ab.
    ¶

DRITTER AUFZUG
Erste Szene
    [Leonatos Garten.]
    Es treten auf Hero, Margareta, Ursula.
    Hero
.
    Lauf’, Margarete, in den Saal hinauf,
    Dort find’st du meine Muhme Beatrice
    Mit Claudio und dem Prinzen im Gespräch:
    Raun’ ihr ins Ohr, daß ich und Ursula
    Im Garten sind und unsre Unterhaltung
    Nur sie betrifft; sag, daß du uns behorcht.
    Dann heiß’ sie schleichen in die dichte Laube,
    Wo Geißblattranken, an der Sonn’ erblüht,
    Der Sonne Zutritt wehren: – wie Günstlinge,
    Von Fürstenstolz gemacht, mit Stolz verschatten
    Die Kraft, die sie erschaffen. – Dort versteckt,
    Soll sie uns reden hören: dies besorge,
    Mach’ deine Sachen gut und laß uns jetzt!
    Margareta
.
    Ich schaffe gleich sie her, verlaßt Euch drauf.
    Ab.
    Hero
.
    Nun, Ursula, wenn Beatrice kommt
    Und wir im Baumgang auf und nieder wandeln,
    Sei einzig nur von Benedikt die Rede.
    Wenn ich ihn nenne, stimme gleich mir bei,
    Und preis’ ihn, mehr als je ein Mann verdient.
    Darauf erzähl’ ich dir, wie Benedikt
    In Beatricen sterblich sei verliebt.
    So schnitzt der kleine Gott die schlauen Pfeile,
    Die schon durch Hören treffen. Jetzt fang’ an:
    Denn sieh nur, Beatrice, wie ein Kiebitz,
    Schlüpft dicht am Boden hin, uns zu belauschen.
    Beatrice schleicht in die Laube.
    Ursula
.
    Die Lust beim Angeln ist, sehn, wie der Fisch
    Den Silberstrom mit goldnen Rudern teilt,
    Den tück’schen Haken gierig zu verschlingen.
    So angeln wir nach jener, die sich eben
    Geduckt dort in die Geißblatthülle birgt.
    Sorgt nicht um meinen Anteil am Gespräch!
    Hero
.
    Komm näher nun, daß nichts ihr Ohr verliere
    Vom süßen Köder, den wir trüglich legen.
    Sie nähern sich der Laube.
    Nein, wahrlich, Ursula, sie ist zu stolz.
    Ich kenn’ ihr Herz, es ist so spröd’ und wild
    Wie ungezähmte Falken.
    Ursula
.
    Ist’s denn wahr?
    Liebt Benedikt so einzig Beatricen?
    Hero
.
    So sagt der Prinz und auch mein Bräutigam.
    Ursula
.
    Und trugen sie Euch auf, es ihr zu sagen?
    Hero
.
    Sie baten mich, ich mög’ es ihr entdecken:
    Ich sprach, da Benedikt ihr Freund, sie möchten
    Ihm raten, diese Neigung zu besiegen,
    Daß Beatrice nie davon erfahre.
    Ursula
.
    Warum, mein Fräulein? Sagt, verdienet er
    So reiche, vollbeglückte Ehe nicht,
    Als Beatrice je gewähren kann?
    Hero
.
    Beim Liebesgott! Ich weiß es, er verdient
    So viel, als man dem Manne nur vergönnt.
    Doch schuf Natur noch nie ein weiblich Herz
    Von spröderm Stoff, als das der Beatrice;
    Hohn und Verachtung sprüht

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