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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Der Sinn ist mir benommen; ich rieche nichts.
    Margareta
. Benommen? Oder eingenommen? Je nun, man erkältet sich wohl.
    Beatrice
. O Gott steh’ uns bei, Gott steh’ uns bei! Wie lange ist’s denn, daß du Jagd auf Witz machst?
    Margareta
. Seitdem Ihr es aufgegeben habt, mein Fräulein. Steht mein Witz mir nicht vortrefflich?
    Beatrice
. Er scheint noch nicht genug ins Feld, du solltest ihn an deiner Kappe tragen. – Aber auf mein Wort, ich bin recht krank.
    Margareta
. Euer Gnaden sollten sich abgezogenen Kardobenedikt holen lassen und ihn aufs Herz legen: es gibt kein beß’res Mittel für Beklemmungen.
    Hero
. Da stichst du sie mit einer Distel.
    Beatrice
. Benedikt? Warum Benedikt? Soll vielleicht eine Moral in dem Benedikt stecken?
    Margareta
. Moral? Nein, mein’ Treu’, ich meinte nichts Moralisches damit, ich meinte natürliche Kardobenedikten-Distel. Ihr denkt vielleicht, ich halte Euch für verliebt. Nein, beim Himmel, ich bin nicht solch eine Närrin, daß ich alles denken sollte, was mir einfällt, und es fällt mir auch nicht ein, zu denken, was ich könnte. Denn wenn ich mir auch den Kopf ausdächte, so kann ich mir’s nicht denken, daß Ihr, mein Fräulein, verliebt seid, oder jemals sein werdet, oder jemals sein könnt. Und doch war Benedikt auch so einer, und ist jetzt ein Mensch wie andre. Er schwur, er wolle nie heiraten, und jetzt, trotz seinem hohen Sinn, verzehrt er sein Essen ohne Murren. Ob Ihr noch zu bekehren seid, weiß ich nicht; aber mir scheint, Ihr seht auch schon aus den Augen wie andre Mädchen.
    Beatrice
. Was ist das für eine Art von Gang, den deine Zunge nimmt?
    Margareta
. Kein falscher Galopp.
    Ursula
kommt zurück. Gnädiges Fräulein, macht Euch fertig: der Fürst, der Graf, Signor Benedikt, Don Juan und alle jungen Kavaliere aus der Stadt sind da, um Euch zur Kirche zu führen.
    Hero
. Helft mir mich ankleiden, liebe Muhme, liebes Gretchen, liebe Ursula!
    Alle ab.
    ¶

Fünfte Szene
    [Anderes Zimmer in Leonatos Hause.]
    Leonato, Holzapfel, Schlehwein treten auf.
    Leonato
. Was habt Ihr mir zu sagen, mein ehrlicher Nachbar?
    Holzapfel
. Ei, gnädiger Herr, ich möchte gern eine Konfidenz mit Euch haben, die Euch sehr introduziert.
    Leonato
. Macht’s kurz, ich bitt’ Euch: Ihr seht, ich habe viel zu tun.
    Holzapfel
. Ja, gnädiger Herr, so ist es.
    Schlehwein
. Ja, wahrlich, so ist es.
    Leonato
. Was ist es denn, meine guten Freunde?
    Holzapfel
. Der gute, liebe Schlehwein, mein gnädiger Herr, weiß auch ein wenig von der Sache. Ein alter Mann, gnädiger Herr! Und sein Verstand ist nicht so stumpf, Gott sei Dank, als ich’s ihm wünschen wollte. Aber, das muß ich sagen, ehrlich! ehrlich! wie die Haut zwischen seinen Augenbraunen!
    Schlehwein
. Ja, Gottlob, ich bin so ehrlich, als irgendein Mann auf der Welt, der ein alter Mann ist und nicht ehrlicher als ich.
    Holzapfel
. Korporationen sind odorös: palabras, Nachbar Schlehwein!
    Leonato
. Nachbarn, ihr seid mir nach grade ennuyant.
    Holzapfel
. Das sagen Euer Gnaden nur so aus Höflichkeit, denn wir sind des armen Herzogs Gerichtsdiener. Aber wär’ ich auch so ennuyant als ein König, so wollt’ ich’s mich nicht dauern lassen und alles auf Euer Gnaden wenden.
    Leonato
. Dein ganzes Talent zu ennuyieren auf mich?
    Holzapfel
. Ja, und wenn’s noch tausendmal mehr wäre, als es schon ist; denn ich höre eine so gute Exklamation von Euer Gnaden, als von irgend jemand in der Stadt; und obgleich ich nur ein armer Mann bin, so freut’s mich doch, es zu hören.
    Schlehwein
. Und mich auch.
    Leonato
. Wenn ich nur wüßte, was ihr mir denn zu sagen habt.
    Schlehwein
. Seht Ihr, Herr, unsre Wache hat diese Nacht, immer mit Exzeption von Eurer höchsten Gegenwart, ein Paar so durchtriebne Spitzbuben aufgefangen, als nur in Messina zu finden sind.
    Holzapfel
. Ein guter, alter Mann, gnädiger Herr! Er muß immer was zu schwatzen haben, wie man zu sagen pflegt. Wenn das Alter eintritt, geht der Verstand zu Ende. Gott steh’ mir bei! So ist einmal die Bestimmung! Brav, meiner Treu, Nachbar Schlehwein! Seht Ihr, der liebe Gott ist ein guter Mann; wenn ihrer zwei auf einem Pferde reiten, so muß schon einer hinten aufsitzen. Eine ehrliche Seele, meiner Treu! Ja, gnädiger Herr, das ist er, so gut als einer, der Brot ißt. Aber was Gott tut, das ist wohl getan. Die Menschen können nicht alle gleich sein. Ja ja! der liebe, gute Nachbar! –
    Leonato
. In der Tat, Nachbar, er reicht doch nicht an Euch.
    Holzapfel
.

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