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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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mutwillig hüpfen
    Auf angemaßten Reiz: man kennt sie oft
    Als eines zweiten Kopfes Ausstattung:
    Der Schädel, der sie trug, liegt in der Gruft.
    So ist denn Zier die trügerische Küste
    Von einer schlimmen See, der schöne Schleier,
    Der Indiens Schönen birgt; mit einem Wort
    Die Scheinwahrheit, womit die schlaue Zeit
    Auch Weise fängt. Darum, du gleißend Gold,
    Des Midas harte Kost, dich will ich nicht;
    Noch dich, gemeiner, bleicher Botenläufer
    Von Mann zu Mann; doch du, du magres Blei,
    Das eher droht als irgend was verheißt,
    Dein schlichtes Ansehn spricht beredt mich an:
    Ich wähle hier, und sei es wohlgetan!
    Porzia
.
    Wie jede Regung fort die Lüfte tragen,
    Als irre Zweifel, ungestüm Verzagen,
    Und bange Schau’r und blasse Schüchternheit!
    O Liebe, mäß’ge dich in deiner Seligkeit!
    Halt’ ein, laß deine Freuden sanfter regnen;
    Zu stark fühl’ ich, du mußt mich minder segnen,
    Damit ich nicht vergeh’.
    Bassanio
öffnet das bleierne Kästchen.
    Was find’ ich hier?
    Der schönen Porzia Bildnis? Welcher Halbgott
    Kam so der Schöpfung nah? Regt sich dies Auge?
    Wie, oder, schwebend auf der meinen Wölbung,
    Scheint es bewegt? Hier sind erschloßne Lippen,
    Die Nektarodem trennt: so süße Scheidung
    Muß zwischen solchen süßen Freunden sein.
    Der Maler spielte hier in ihrem Haar
    Die Spinne, wob ein Netz, der Männer Herzen
    Zu fangen, wie die Mück’ im Spinngeweb’.
    Doch ihre Augen – oh, wie konnt’ er sehn,
    Um sie zu malen? Da er eins gemalt,
    Dünkt mich, es mußt’ ihm seine beiden stehlen
    Und ungepaart sich lassen. Doch seht, so weit
    Die Wahrheit meines Lobes diesem Schatten
    Zu nahe tut, da es ihn unterschätzt,
    So weit läßt diesen Schatten hinter sich
    Die Wahrheit selbst zurück. – Hier ist der Zettel,
    Der Inbegriff und Auszug meines Glücks.
    »Ihr, der nicht auf Schein gesehn:
    Wählt so recht, und trefft so schön!
    Weil Euch dieses Glück geschehn,
    Wollet nicht nach anderm gehn!
    Ist Euch dies nach Wunsch getan,
    Und find’t Ihr Heil auf dieser Bahn,
    Müßt Ihr Eurer Liebsten nahn,
    Und sprecht mit holdem Kuß sie an!«
    Ein freundlich Blatt – erlaubt, mein holdes Leben,
    er küßt sie
    Ich komm’, auf Schein zu nehmen und zu geben,
    Wie, wer um einen Preis mit andern ringt
    Und glaubt, daß vor dem Volk sein Tun gelingt:
    Er hört den Beifall, Jubel schallt zum Himmel;
    Im Geist benebelt, staunt er – »dies Getümmel
    Des Preises«, fragt er sich, »gilt es denn mir?«
    So, dreimal holdes Fräulein, steh’ ich hier,
    Noch zweifelnd, ob kein Trug mein Auge blend’t,
    Bis Ihr bestätigt, zeichnet, anerkennt.
    Porzia
.
    Ihr seht mich, Don Bassanio, wo ich stehe,
    So wie ich bin: obschon, für mich allein,
    Ich nicht ehrgeizig wär’ in meinem Wunsch,
    Viel besser mich zu wünschen; doch für Euch
    Wollt’ ich verdreifacht zwanzigmal ich selbst sein,
    Noch tausendmal so schön, zehntausendmal
    So reich. –
    Nur um in Eurer Schätzung hoch zu stehn,
    Möcht’ ich an Gaben, Reizen, Gütern, Freunden
    Unschätzbar sein; doch meine volle Summa
    Macht etwas nur: das ist, in Bausch und Bogen,
    Ein unerzognes, ungelehrtes Mädchen,
    Darin beglückt, daß sie noch nicht zu alt
    Zum Lernen ist; noch glücklicher, daß sie
    Zum Lernen nicht zu blöde ward geboren.
    Am glücklichsten, weil sich ihr weich Gemüt
    Dem Euren überläßt, daß Ihr sie lenkt,
    Als ihr Gemahl, ihr Führer und ihr König.
    Ich selbst und was nur mein, ist Euch und Eurem
    Nun zugewandt: noch eben war ich Eigner
    Des schönen Guts hier, Herrin meiner Leute,
    Monarchin meiner selbst; und eben jetzt
    Sind Haus und Leut’, und eben dies Ich selbst
    Eu’r eigen, Herr: nehmt sie mit diesem Ring!
    Doch trennt Ihr Euch von ihm, verliert, verschenkt ihn,
    So prophezei’ es Eurer Liebe Fall,
    Und sei mein Anspruch, gegen Euch zu klagen.
    Bassanio
.
    Fräulein, Ihr habt der Worte mich beraubt,
    Mein Blut nur in den Adern spricht zu Euch;
    Verwirrung ist in meinen Lebensgeistern,
    Wie sie nach einer wohlgesprochnen Rede
    Von einem teuren Prinzen wohl im Kreis
    Der murmelnden zufriednen Meng’ erscheint,
    Wo jedes Etwas, in einander fließend,
    Zu einem Chaos wird von nichts als Freude,
    Laut oder sprachlos. – Doch weicht dieser Ring
    Von diesem Finger, dann weicht hier das Leben:
    O dann sagt kühn, Bassanio sei tot!
    Nerissa
.
    Mein Herr und Fräulein, jetzt ist unsre Zeit,
    Die wir dabei gestanden und die Wünsche
    Gelingen sehn, zu rufen: Freud’ und Heil!
    Habt Freud’ und Heil,

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