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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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bei unsrer Synagoge, Tubal! Ab.
    ¶

Zweite Szene
    Belmont. Ein Zimmer in Porzias Hause.
    Bassanio, Porzia, Graziano, Nerissa und Gefolge treten auf.
    Die Kästchen sind ausgestellt.
    Porzia
.
    Ich bitt’ Euch, wartet; ein, zwei Tage noch,
    Bevor Ihr wagt: denn wählt Ihr falsch, so büße
    Ich Euren Umgang ein; darum verzieht!
    Ein Etwas sagt mir (doch es ist nicht Liebe),
    Ich möcht’ Euch nicht verlieren; und Ihr wißt,
    Es rät der Haß in diesem Sinne nicht.
    Allein damit Ihr recht mich deuten möchtet,
    (– Und doch, ein Mädchen spricht nur mit Gedanken, –)
    Behielt’ ich gern Euch ein paar Tage hier,
    Eh’ Ihr für mich Euch wagt. Ich könnt’ Euch leiten
    Zur rechten Wahl, dann brech’ ich meinen Eid;
    Das will ich nicht: so könnt Ihr mich verfehlen.
    Doch wenn Ihr’s tut, macht Ihr mich sündlich wünschen,
    Ich hätt’ ihn nur gebrochen. O der Augen,
    Die so mich übersehn und mich geteilt!
    Halb bin ich Eu’r, die andre Hälfte Euer –
    Mein, wollt’ ich sagen; doch wenn mein, dann Euer,
    Und so ganz Euer. O die böse Zeit,
    Die Eignern ihre Rechte vorenthält!
    Und so, ob Euer schon, nicht Euer. – Trifft es,
    So sei das Glück dafür verdammt, nicht ich.
    Zu lange red’ ich, doch nur, um die Zeit
    Zu dehnen, in die Länge sie zu ziehn,
    Die Wahl noch zu verzögern.
    Bassanio
.
    Laßt mich wählen:
    Denn wie ich jetzt bin, leb’ ich auf der Folter.
    Porzia
.
    Bassanio, auf der Folter? So bekennt,
    Was für Verrat in Eurer Liebe steckt!
    Bassanio
.
    Allein der häßliche Verrat des Mißtrauns,
    Der mich am Glück der Liebe zweifeln läßt.
    So gut verbände Schnee und Feuer sich
    Zum Leben, als Verrat und meine Liebe.
    Porzia
.
    Ja, doch ich sorg’, Ihr redet auf der Folter,
    Wo sie, gezwungen, sagen, was man will.
    Bassanio
.
    Verheißt mir Leben, so bekenn’ ich Wahrheit.
    Porzia
.
    Nun wohl, bekennt und lebt!
    Bassanio
.
    Bekennt und liebt!
    Mein ganz Bekenntnis wäre dies gewesen.
    O sel’ge Folter, wenn der Folterer
    Mich Antwort lehrt zu meiner Lossprechung!
    Doch laßt mein Heil mich bei den Kästchen suchen!
    Porzia
.
    Hinzu denn! Eins darunter schließt mich ein:
    Wenn Ihr mich liebt, so findet Ihr es aus.
    Nerissa und ihr andern, steht beiseit! –
    Laßt nun Musik ertönen, weil er wählt!
    So, wenn er fehltrifft, end’ er Schwanen-gleich,
    Hinsterbend in Musik; daß die Vergleichung
    Noch näher passe, sei mein Aug’ der Strom,
    Sein wäßrig Totenbett. Er kann gewinnen,
    Und was ist dann Musik? Dann ist Musik
    Wie Paukenklang, wenn sich ein treues Volk
    Dem neugekrönten Fürsten neigt; ganz so
    Wie jene süßen Tön’ in erster Frühe,
    Die in des Bräut’gams schlummernd Ohr sich schleichen
    Und ihn zur Hochzeit laden. Jetzo geht er
    Mit minder Anstand nicht, mit weit mehr Liebe
    Als einst Alcides, da er den Tribut
    Der Jungfrau’n löste, welchen Troja heulend
    Dem Seeuntier gezahlt. Ich steh’ als Opfer;
    Die dort von fern sind die Dardan’schen Frau’n,
    Mit rotgeweinten Augen, ausgegangen,
    Der Tat Erfolg zu sehn. – Geh, Herkules!
    Leb’ du, so leb’ ich: mit viel stärkerm Bangen
    Seh’ ich den Kampf, als du ihn eingegangen.
    Musik, während Bassanio über die Kästchen mit sich zu Rate geht.
    Lied
    Erste Stimme
.
    Sagt, woher stammt Liebeslust?
    Aus den Sinnen, aus der Brust?
    Ist euch ihr Lebenslauf bewußt?
    Zweite Stimme
.
    In den Augen erst gehegt,
    Wird Liebeslust durch Schaun gepflegt;
    Stirbt das Kindchen, beigelegt
    In der Wiege, die es trägt,
    Läutet Totenglöckchen ihm;
    Ich beginne: Bim! bim! bim!
    Chor
.
    Bim! bim! bim!
    Bassanio
.
    – So ist oft äußrer Schein sich selber fremd,
    Die Welt wird immerdar durch Zier berückt.
    Im Recht, wo ist ein Handel so verderbt,
    Der nicht, geschmückt von einer holden Stimme,
    Des Bösen Schein verdeckt? Im Gottesdienst,
    Wo ist ein Irrwahn, den ein ehrbar Haupt
    Nicht heiligte, mit Sprüchen nicht belegte,
    Und bürge die Verdammlichkeit durch Schmuck?
    Kein Laster ist so blöde, das von Tugend
    Im äußern Tun nicht Zeichen an sich nähme.
    Wie manche Feige, die Gefahren stehn
    Wie Spreu dem Winde, tragen doch am Kinn
    Den Bart des Herkules und finstern Mars,
    Fließt gleich in ihren Herzen Blut wie Milch?
    Und diese leihn des Mutes Auswuchs nur,
    Um furchtbar sich zu machen. Blickt auf Schönheit,
    Ihr werdet sehn, man kauft sie nach Gewicht,
    Das hier ein Wunder der Natur bewirkt
    Und, die es tragen, um so lockrer macht.
    So diese schlänglicht krausen goldnen Locken,
    Die mit den Lüften so

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