Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
tragt.
    Doch wüßtet Ihr, wem Ihr die Ehr’ erzeigt,
    Welch einem biedern Mann Ihr Hülfe sendet,
    Welch einem lieben Freunde Eures Gatten,
    Ich weiß, Ihr wäret stolzer auf das Werk,
    Als Euch gewohnte Güte dringen kann.
    Porzia
.
    Noch nie bereut’ ich, daß ich Gutes tat,
    Und werd’ es jetzt auch nicht: denn bei Genossen,
    Die mit einander ihre Zeit verleben,
    Und deren Herz ein Joch der Liebe trägt,
    Da muß unfehlbar auch ein Ebenmaß
    Von Zügen sein, von Sitten und Gemüt.
    Dies macht mich glauben, der Antonio,
    Als Busenfreund von meinem Gatten, müsse
    Durchaus ihm ähnlich sein. Wenn es so ist,
    Wie wenig ist es, was ich aufgewandt,
    Um meiner Seele Ebenbild zu lösen
    Aus einem Zustand höll’scher Grausamkeit!
    Doch dies kommt einem Selbstlob allzu nah:
    Darum nichts mehr davon; hört andre Dinge!
    Lorenzo, ich vertrau’ in Eure Hand
    Die Wirtschaft und die Führung meines Hauses,
    Bis zu Bassanios Rückkehr; für mein Teil
    Ich sandt’ ein heimliches Gelübd’ zum Himmel,
    Zu leben in Beschauung und Gebet,
    Allein begleitet von Nerissa hier,
    Bis zu der Rückkunft unser beider Gatten.
    Ein Kloster liegt zwei Meilen weit von hier,
    Da wollen wir verweilen. Ich ersuch’ Euch,
    Lehnt nicht den Antrag ab, den meine Liebe
    Und eine Nötigung des Zufalls jetzt
    Euch auferlegt.
    Lorenzo
.
    Von ganzem Herzen, Fräulein,
    In allem ist mir Euer Wink Befehl.
    Porzia
.
    Schon wissen meine Leute meinen Willen
    Und werden Euch und Jessica erkennen
    An meiner eignen und Bassanios Statt.
    So lebt denn wohl, bis wir uns wiedersehn!
    Lorenzo
.
    Sei froher Mut mit Euch und heitre Stunden!
    Jessica
.
    Ich wünsch’ Eu’r Gnaden alle Herzensfreude.
    Porzia
.
    Ich dank’ Euch für den Wunsch und bin geneigt,
    Ihn Euch zurückzuwünschen. – Jessica, lebt wohl!
    Jessica und Lorenzo ab.
    Nun Balthasar,
    Wie ich dich immer treu und redlich fand,
    Laß mich auch jetzt dich finden: nimm den Brief,
    Und eile, was in Menschenkräften steht,
    Nach Padua; gib ihn zu eignen Händen
    An meinen Vetter ab, Doktor Bellario.
    Sieh zu, was er dir für Papiere gibt
    Und Kleider, bringe die in höchster Eil’
    Zur Überfahrt an die gemeine Fähre,
    Die nach Venedig schifft. Verlier’ die Zeit
    Mit Worten nicht: geh, ich bin vor dir da.
    Balthasar
.
    Fräulein, ich geh’ mit aller schuld’gen Eil’.
    Balthasar ab.
    Porzia
.
    Nerissa, komm: ich hab’ ein Werk zur Hand,
    Wovon du noch nicht weißt; wir wollen unsre Männer,
    Eh’ sie es denken, sehn.
    Nerissa
.
    Und werden sie uns sehn?
    Porzia
.
    Jawohl, Nerissa, doch in solcher Tracht,
    Daß sie mit dem versehn uns denken sollen,
    Was uns gebricht. Ich wette, was du willst:
    Sind wir wie junge Männer aufgestutzt,
    Will ich der feinste Bursch von beiden sein,
    Und meinen Degen mit mehr Anstand tragen,
    Und sprechen, wie im Übergang vom Knaben
    Zum Mann, in einem heiseren Diskant.
    Ich will zwei jüngferliche Tritte dehnen
    In einen Männerschritt; vom Raufen sprechen
    Wie kecke junge Herrn; und artig lügen,
    Wie edle Frauen meine Liebe suchten,
    Und, da ich sie versagt, sich tot gehärmt, –
    Ich konnte nicht mit allen fertig werden:
    Und dann bereu’ ich es, und wünsch’, ich hätte
    Bei allem dem sie doch nicht umgebracht.
    Und zwanzig solcher kleinen Lügen sag’ ich,
    So daß man schwören soll, daß ich die Schule
    Schon seit dem Jahr verließ. – Ich hab’ im Sinn
    Wohl tausend Streiche solcher dreisten Gecken,
    Die ich verüben will.
    Nerissa
.
    So sollen wir in Männer uns verwandeln?
    Porzia
.
    Ja, komm, ich sag’ dir meinen ganzen Anschlag,
    Wenn wir im Wagen sind, der uns am Tor
    Des Parks erwartet: darum laß uns eilen,
    Denn wir durchmessen heut noch zwanzig Meilen.
    Ab.
    ¶

Fünfte Szene
    Belmont. Ein Garten.
    Lanzelot und Jessica kommen.
    Lanzelot
. Ja, wahrhaftig! Denn seht Ihr, die Sünden der Väter sollen an den Kindern heimgesucht werden: darum glaubt mir, ich bin besorgt für Euch. Ich ging immer grade gegen Euch heraus, und so sage ich Euch meine Deliberazion über die Sache. Also seid gutes Mutes, denn wahrhaftig, ich denke, Ihr seid verdammt. Es ist nur eine Hoffnung dabei, die Euch zu statten kommen kann, und das ist auch nur so ’ne Art von Bastardhoffnung.
    Jessica
. Und welche Hoffnung ist das?
    Lanzelot
. Ei, Ihr könnt gewissermaßen hoffen, daß Euer Vater Euch nicht erzeugt hat, daß Ihr nicht des Juden Tochter seid.
    Jessica
. Das wäre in der Tat eine Art von Bastardhoffnung: dann würden die Sünden meiner Mutter an mir

Weitere Kostenlose Bücher