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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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keine Schäfer: sonst sehe ich nicht, wie du entwischen könntest.
    Corinnus
. Hier kommt der junge Herr Ganymed, meiner neuen Herrschaft Bruder.
    Rosalinde kommt mit einem Blatt Papier.
    Rosalinde
liest.
    »Von dem Ost bis zu den Inden
    Ist kein Juwel gleich Rosalinden.
    Ihr Wert, beflügelt von den Winden,
    Trägt durch die Welt hin Rosalinden.
    Alle Schilderei’n erblinden
    Bei dem Glanz von Rosalinden.
    Keinen Reiz soll man verkünden
    Als den Reiz von Rosalinden.«
    Probstein
. So will ich Euch acht Jahre hinter einander reimen, Essens- und Schlafenszeit ausgenommen; es ist der wahre Butterfrauentrab, wenn sie zu Markte gehn.
    Rosalinde
. Fort mit dir, Narr!
    Probstein
. Zur Probe:
    Sehnt der Hirsch sich nach den Hinden:
    Laßt ihn suchen Rosalinden.
    Will die Katze sich verbinden:
    Glaubt, sie macht’s gleich Rosalinden.
    Reben müssen Bäum’ umwinden:
    So tut’s nötig Rosalinden.
    Wer da mäht, muß Garben binden:
    Auf den Karrn mit Rosalinden.
    Süße Nuß hat saure Rinden;
    Solche Nuß gleicht Rosalinden.
    Wer süße Rosen sucht, muß finden
    Der Liebe Dorn und Rosalinden.
    Das ist der eigentliche falsche Versgalopp. Warum behängt Ihr Euch mit ihnen?
    Rosalinde
. Still, dummer Narr! Ich fand sie an einem Baum.
    Probstein
. Wahrhaftig, der Baum trägt schlechte Früchte.
    Rosalinde
. Ich will Euch auf ihn impfen, und dann wird er Mispeln tragen: denn Eure Einfälle verfaulen, ehe sie halb reif sind, und das ist eben die rechte Tugend einer Mispel.
    Probstein
. Ihr habt gesprochen, aber ob gescheit oder nicht, das mag der Wald richten.
    Celia kommt mit einem Blatt Papier.
    Rosalinde
. Still! hier kommt meine Schwester und liest: gehn wir beiseit!
    Celia
.
    »Sollten schweigen diese Räume,
    Weil sie unbevölkert? Nein,
    Zungen häng’ ich an die Bäume,
    Daß sie reden Sprüche fein:
    Bald, wie rasch das Menschenleben
    Seine Pilgerfahrt durchläuft;
    Wie die Zeit, ihm zugegeben,
    Eine Spanne ganz begreift.
    Bald, wie Schwüre falsch sich zeigen,
    Wie sich Freund vom Freunde trennt.
    Aber an den schönsten Zweigen,
    Und an jedes Spruches End’
    Soll man Rosalinde lesen,
    Und verbreiten soll der Ruf,
    Daß der Himmel aller Wesen
    Höchsten Ausbund in ihr schuf.
    Drum hieß die Natur sein Wille
    Eine menschliche Gestalt
    Zieren mit der Gaben Fülle,
    Die Natur mischt’ alsobald
    Helenens Wange, nicht ihr Herz;
    Kleopatrens Herrlichkeit;
    Atalantens leichten Scherz
    Und Lukreziens Sittsamkeit.
    So ward durch einen Himmelsbund
    Aus vielen Rosalind’ ersonnen,
    Aus manchem Herzen, Aug’ und Mund,
    Auf daß sie jeden Reiz gewonnen.
    Der Himmel gab ihr dieses Recht,
    Und tot und lebend mich zum Knecht.«
    Rosalinde
. O gütiger Jupiter! – Mit welcher langweiligen Liebespredigt habt Ihr da Eure Gemeinde müde gemacht, und nicht einmal gerufen: »Geduld, gute Leute!«
    Celia
. Seht doch, Freunde hinterm Rücken? – Schäfer, geh ein wenig abseits! – Geh mit ihm, Bursch!
    Probstein
. Kommt, Schäfer, laßt uns einen ehrenvollen Rückzug machen, wenn gleich nicht mit Sang und Klang, doch mit Sack und Pack.
    Corinnus und Probstein ab.
    Celia
. Hast du diese Verse gehört?
    Rosalinde
. O ja, ich hörte sie alle und noch was drüber: denn einige hatten mehr Füße, als die Verse tragen konnten.
    Celia
. Das tut nichts: die Füße konnten die Verse tragen.
    Rosalinde
. Ja, aber die Füße waren lahm und konnten sich nicht außerhalb des Verses bewegen, und darum standen sie so lahm im Verse.
    Celia
. Aber hast du gehört, ohne dich zu wundern, daß dein Name an den Bäumen hängt und eingeschnitten ist?
    Rosalinde
. Ich war schon sieben Tage in der Woche über alles Wundern hinaus: ehe du kamst: denn sieh nur, was ich an einem Palmbaum fand. Ich bin nicht so bereimt worden seit Pythagoras’ Zeiten, wo ich eine Ratte war, die sie mit schlechten Versen vergaben, was ich mir kaum noch erinnern kann.
    Celia
. Rätst du, wer es getan hat?
    Rosalinde
. Ist es ein Mann?
    Celia
. Mit einer Kette um den Hals, die du sonst getragen hast. Veränderst du die Farbe?
    Rosalinde
. Ich bitte dich, wer?
    Celia
. O Himmel! Himmel! Es ist ein schweres Ding für Freunde, sich wieder anzutreffen, aber Berg und Tal kommen im Erdbeben zusammen.
    Rosalinde
. Nein, sag, wer ist’s?
    Celia
. Ist es möglich?
    Rosalinde
. Ich bitte dich jetzt mit der allerdringendsten Inständigkeit, sag mir, wer es ist.
    Celia
. Oh, wunderbar, wunderbar, und höchst wunderbarlich wunderbar, und nochmals wunderbar, und über alle Wunder

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