Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
Aber wir haben ihn schon fast müde gehetzt, und Ihr sollt ihn diese Nacht fallen sehn; denn in der Tat, er verdient Euer Gnaden Achtung nicht.
    Erster Edelmann
. Wir wollen Euch erst noch eine kleine Jagd mit dem Fuchs halten, eh’ wir ihn abstreifen. Der alte Herr Lafeu hat ihn zuerst ausgewittert; wenn er seine Maske einmal abgelegt, sollt Ihr sehn, was für einen Zeisig Ihr an ihm habt, und noch diesen Abend werdet Ihr’s erleben.
    Zweiter Edelmann
. Ich muß gehn und nach meinen Leimruten sehn; er wird bald fest sein.
    Bertram
.
    Doch erst soll Euer Bruder mit mir gehn.
    Zweiter Edelmann
.
    Wie’s Euch gefällt; ich will mich Euch empfehlen.
    Bertram
.
    Nun führ’ ich Euch zum Haus, Ihr seht das Mädchen,
    Von der ich sprach.
    Erster Edelmann
.
    Doch sagt Ihr, sie sei keusch?
    Bertram
.
    Das ist ihr Fehl; ich sprach sie einmal nur,
    Und fand sie seltsam streng; doch schickt’ ich ihr
    Durch jenen Narr’n, den wir entlarven wollen,
    Geschenk’ und Briefe, die zurück sie sandte. –
    So stehn wir nun; sie ist ein reizend Kind:
    Wollt Ihr sie sehn?
    Erster Edelmann
.
    Sehr gern, mein gnäd’ger Herr.
    Sie gehn ab.
    ¶

Siebente Szene
    Florenz. Ein Zimmer im Hause der Witwe.
    Helena und die Witwe treten auf.
    Helena
.
    Wenn Ihr’s bezweifelt, ich sei Helena,
    Kann ich Euch nicht noch mehr Beweise geben,
    Will ich nicht selbst die Hülfe mir zerstören.
    Witwe
.
    Obgleich verarmt, bin ich aus gutem Haus;
    Ich wußte nie von solcherlei Geschäft;
    Ich möchte jetzt nicht meinen Namen leihn
    Zweideut’gem Tun.
    Helena
.
    Das war auch nie mein Wunsch.
    Vornehmlich glaubt, der Graf sei mein Gemahl,
    Und was ich insgeheim Euch anvertraut,
    Sei wahr von Wort zu Wort: dann irrt Ihr nicht,
    Wenn Ihr mir, so wie ich gebeten, helft,
    Und bleibt von Tadel frei.
    Witwe
.
    Ich sollt’ Euch glauben;
    Denn was Ihr mir geboten, macht es klar,
    Ihr seid sehr reich! –
    Helena
.
    Nehmt diese Börse Gold;
    Und laßt mich Euren güt’gen Dienst erkaufen,
    Den ich noch einmal, zweimal will bezahlen,
    Wenn’s mir gelang. – Der Graf bestürmt Eu’r Kind,
    Sein üpp’ger Sinn belagert ihre Schönheit,
    Und strebt nach Sieg: – sie geb’ ihm endlich nach;
    Wir zeigen ihr, wie sich’s am besten fügt.
    Sein ungestümes Blut wird nichts verweigern,
    Was sie begehrt. Der Graf trägt einen Ring.
    Seit alter Zeit vererbt in seinem Stamm
    Von Sohn zu Sohn, vier, fünf Geschlechter durch,
    Seit ihn der erste trug: er hält dies Kleinod
    In höchstem Preis; doch in der heft’gen Glut
    Nach seinem Ziele scheint’s ihm wohl nicht teuer,
    Bereut er’s auch hernach.
    Witwe
.
    Nun seh’ ich schon
    Das Ziel, wonach Ihr strebt.
    Helena
.
    Ihr seht, es ist erlaubt. Nicht mehr verlang’ich,
    Als daß Eu’r Kind, eh’ sie gewonnen scheint,
    Den Ring verlangt, ihm eine Zeit bestimmt,
    Und endlich mir das Weitre überläßt, –
    Sie selbst in zücht’ger Ferne. Dann versprech’ ich
    Zum Brautschatz außer dem, was ich gelobt,
    Dreitausend Kronen noch.
    Witwe
.
    Ich bin gewonnen:
    Lehrt meine Tochter, wie sie sich verhalte,
    Daß Zeit und Stunde dem erlaubten Trug
    Behülflich sei’n. Er kommt an jedem Abend
    Mit aller Art Musik und Sang, gedichtet
    Auf ihren Unwert; und es hilft uns nichts,
    Vom Haus ihn schelten, denn er bleibt beharrlich,
    Als gölt’ es ihm sein Leben.
    Helena
.
    Wohl, heut nacht
    Beginnen wir das Spiel, das, wenn’s gelungen,
    Durch bösen Vorsatz frommen Zweck errungen,
    Erlaubte Absicht in erlaubter Tat,
    Schuldlosen Wandel auf des Lasters Pfad.
    Kommt denn, es auszuführen! –
    Sie gehn ab.
    ¶

VIERTER AUFZUG
Erste Szene
    Im florentinischen Lager.
    Ein französischer Edelmann tritt auf. Fünf oder sechs Soldaten im Hinterhalt.
    Edelmann
. Er kann nirgend anders herkommen, als an dieser Zaunecke. Wenn ihr auf ihn losstürzt, redet irgend eine fürchterliche Sprache, welche ihr wollt, wenn ihr sie auch selbst nicht versteht, gleichviel; denn wir müssen nicht tun, als verständen wir ihn, außer einem von uns, den wir für unsern Dolmetscher ausgeben müssen.
    Soldat
. Lieber Hauptmann, laßt mich den Dolmetscher sein!
    Edelmann
. Bist du nicht mit ihm bekannt? Kennt er deine Stimme nicht?
    Soldat
. Nein, Herr, gewiß nicht.
    Edelmann
. Aber was für Kauderwelsch willst du uns erwidern?
    Soldat
. Eben solches, als Ihr mir sagen werdet.
    Edelmann
. Er muß uns für einen Haufen Fremder halten, die in feindlichem Solde stehn. Nun hat er von allen benachbarten Sprachen etwas aufgeschnappt, darum muß

Weitere Kostenlose Bücher