Sämtliche Dramen
Prinzen Diensten war: doch kann ich nicht sagen, guter Herr, für welche von seinen Tugenden es war, aber gewiß, er wurde vom Hofe weggepeitscht.
Der junge Schäfer
. Laster wolltest du sagen, denn es gibt keine Tugenden, die vom Hofe gepeitscht werden; sie halten sie dort wert, damit sie bleiben sollen, und doch pflegen sie nur immer durchzureisen.
Autolycus
. Laster wollte ich sagen, Herr. Ich kenne den Mann wohl, er ist seitdem ein Affenführer gewesen, dann ein Gerichtsknecht und Scherge; darauf brachte er zu Wege ein Puppenspiel vom verlornen Sohn, und heiratete eines Kesselflickers Frau, eine Meile von meinem Haus und Hof, und nachdem er jede diebische Profession durchlaufen hatte, setzte er sich endlich als Spitzbube; einige nennen ihn Autolycus.
Der junge Schäfer
. Der Henker hol’ ihn! Ein Gauner, mein’ Seel’, ein Gauner; er treibt sich auf Kirchmessen, Jahrmärkten und Bärenhetzen herum.
Autolycus
. Sehr wahr, Herr, der ist es, Herr; das ist der Schurke, der mich in dies Zeug gesteckt hat.
Der junge Schäfer
. Kein so feiger Schurke in ganz Böhmen; hättest du dich nur etwas in die Brust geworfen und ihn angespuckt, so wäre er davon gelaufen.
Autolycus
. Ich muß gestehn, Herr, ich bin kein Fechter; in dem Punkte steht es schwach mit mir, und das wußte er, das könnt Ihr glauben.
Der junge Schäfer
. Wie geht’s dir nun?
Autolycus
. Viel besser als vorher, süßer Herr, ich kann stehn und gehn; ich will nun Abschied von Euch nehmen und ganz sachte zu meinem Vetter hingehn.
Der junge Schäfer
. Soll ich dich auf den Weg bringen?
Autolycus
. Nein, schöner Herr; nein, mein süßer Herr.
Der junge Schäfer
. So lebe denn wohl; ich muß gehn und für unsre Schafschur Gewürze kaufen. Er geht ab.
Autolycus
. Viel Glück, süßer Herr! – Dein Beutel ist nicht heiß genug, um Gewürz zu kaufen. Ich will Euch auch bei Eurer Schafschur heimsuchen. Wenn ich aus dieser Schelmerei nicht eine zweite hervor bringe, und die Scherer nicht zu Schafen mache, so möge man mich ausstoßen und meinen Namen auf das Register der Tugend setzen!
Frisch auf, frisch auf, den Fußsteig geht,
Über den Graben, lustig in Eil’ ja;
Der Lust’ge läuft von früh bis spät,
Der Mürr’sche kaum ’ne Meil’ ja.
Er geht ab.
¶
Dritte Szene
Freier Platz vor des Schäfers Hütte
Florizel und Perdita treten auf.
Florizel
.
Dies fremde Kleid macht jeden deiner Reize
Lebend’ger: keine Schäferin, nein, Flora,
Dem frühsten Lenz entsprossen. Diese Schafschur,
Versammlung ist sie aller Liebesgötter,
Und du bist ihre Kön’gin.
Perdita
.
Gnäd’ger Herr,
Eu’r seltsam Tun zu schelten ziemt mir nicht;
Verzeiht, ich nenn’ es so; Eu’r hohes Selbst,
Des Landes holden Stern, habt Ihr verdunkelt
Durch Bauerntracht; mich arme, niedre Magd
Geputzt gleich einer Göttin. Die Gewohnheit
Erlaubt viel Törichtes bei unsern Festen,
Gebilligt stets, sonst müßt’ ich wohl erröten,
Euch in dem Kleid zu sehn, gewählt, so mein’ ich,
Ein Spiegel mir zu sein.
Florizel
.
Heil jenem Tage,
Als über deines Vaters Grund hinflog
Mein lieber Falke!
Perdita
.
Füge sich’s zum Guten!
Mich ängstet dieser Abstand: Eure Hoheit
Verschmäht die Furcht; doch mich befällt ein Zittern,
Denk’ ich, es könn’ ein Zufall Euren Vater,
Wie Euch, des Weges führen; o ihr Götter,
Wie würd’ er staunen, in so schlechtem Band
Sein edles Buch zu sehn? Was würd’ er sagen?
Und ich, so in geborgtem Tand, wie könnt’ ich
Die Strenge seines Blicks ertragen?
Florizel
.
Denke
Jetzt nichts als Fröhlichkeit! Die Götter selbst,
Sich vor der Liebe Gottheit beugend, hüllten
Sich oft in Tiergestalten; Jupiter,
Er brüllt’ als Stier; Neptun, der grüne, blökte
Als Widder, und der Gott im Feuerkleid,
Apoll, der goldne, war ein armer Schäfer,
Wie ich jetzt scheine; sie verwandelten
Sich nie um einer holdern Schönheit willen,
Noch in so reiner Meinung, denn mein Wunsch
Geht nicht voraus der Ehr’, und mein Verlangen
Brennt heißer nicht als meine Treu’.
Perdita
.
Doch, Prinz,
Brecht Ihr dies Wort einst, wenn, und so geschieht’s,
Des Königs Macht sich ihm entgegen stellt:
Eins von den beiden wird Notwendigkeit,
Die dann gebeut, daß Eure Liebe ende,
Wo nicht mein Leben.
Florizel
.
Teure Perdita,
Verdunkle mit so fernen Sorgen nicht
Des Festes Lust; dein will ich sein, Geliebte,
Oder des Vaters nicht; denn ich kann nimmer
Mein eigen sein noch irgend wem gehören,
Wenn ich
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