Sämtliche Dramen
nicht dein bin; hieran halt’ ich fest,
Spricht auch das Schicksal: »Nein.« Sei fröhlich, Holde,
Zerstreue alle Sorgen so wie diese
Im Scherz der Gegenwart. Die Gäste kommen:
Erheitre dein Gesicht, als wäre heut
Der hochzeitliche Tag, den wir uns beide
Geschworen, daß er kommen soll.
Perdita
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Fortuna
Sei uns geneigt!
Es treten auf der alte und junge Schäfer mit vielen andern Schäfern; Polyxenes und Camillo verkleidet unter ihnen. Mopsa, Dorcas und andere Mädchen.
Florizel
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Sieh, deine Gäste nahn:
Nun stimme dich, sie froh zu unterhalten,
Daß rot die Wangen sind in Freud’ und Scherz.
Der alte Schäfer
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Pfui, Tochter! da noch meine Alt’ am Leben,
An dem Tag war sie Schaffner, Kellner, Koch,
Hausfrau und Magd, empfing, bediente jeden,
Sang ihren Vers, tanzt’ ihren Reih’n; bald hier,
Zu oberst an dem Tisch, bald in der Mitte;
Auf den gelehnt und den; ihr Antlitz Feuer,
Durch Arbeit und durch das, womit sie’s löschte,
Denn allen trank sie zu; du bist so blöde,
Als wärst du von den Gästen, nicht die Wirtin
Des Hauses: bitte, geh und heiß’ willkommen
Die unbekannten Freunde; denn so werden
Sie uns zu bessern und bekanntern Freunden.
Komm, dämpfe dein Erröten, zeige dich
Vorstand des Festes, wie du bist; komm her,
Und heiß’ bei deiner Schafschur uns willkommen,
Daß dir gedeih’ die Herde!
Perdita
zu Polyxenes.
Herr, willkommen!
Mein Vater will, daß ich der Hausfrau Amt
Heut übernehmen soll: – Ihr seid willkommen!
Gib mir die Blumen, Dorcas! – Würd’ge Herrn,
Für euch ist Rosmarin und Raute; Frische
Und Duft bewahren sie den ganzen Winter:
Sei Gnad’ und Angedenken euer Teil!
Willkommen unsrer Schafschur!
Polyxenes
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Schäferin,
Wie bist du schön; dem Alter ziemend schenkst du
Uns Winterblumen.
Perdita
.
Wenn das Jahr nun altert –
Noch vor des Sommers Tod und der Geburt
Des frost’gen Winters –, dann blühn uns am schönsten
Blutnelken und die streif’gen Liebesstöckel,
Bastarde der Natur will man sie nennen:
Die trägt nicht unser Bauergarten; Senker
Von ihnen hab’ ich nie gesucht.
Polyxenes
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Weshalb
Verschmähst du sie, mein holdes Kind?
Perdita
.
Ich hörte,
Daß, nächst der großen schaffenden Natur,
Auch Kunst es ist, die diese bunt färbt.
Polyxenes
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Sei’s:
Doch wird Natur durch keine Art gebessert,
Schafft nicht Natur die Art: so, ob der Kunst,
Die, wie du sagst, Natur bestreitet, gibt es
Noch eine Kunst, von der Natur erschaffen.
Du siehst, mein holdes Kind, wie wir vermählen
Den edlern Sproß dem allerwildsten Stamm;
Befruchten so die Rinde schlechtrer Art
Durch Knospen edler Frucht. Dies ist ’ne Kunst,
Die die Natur verbessert, – mind’stens ändert:
Doch diese Kunst ist selbst Natur.
Perdita
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So ist es.
Polyxenes
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Drum schmück’ mit Liebesstöckeln deinen Garten,
Schilt sie Bastarde nicht!
Perdita
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Den Spaten steck’ ich
Nicht in die Erd’, ein einz’ges Reis zu pflanzen:
So wenig als, wär’ ich geschminkt, ich wünschte,
Daß dieser Jüngling mich drum lobt’, und deshalb
Nur mich zur Braut begehrt’. – Hier habt ihr Blumen!
Lavendel, Münze, Salbei, Majoran;
Die Ringelblum’, die mit der Sonn’ entschläft
Und weinend mit ihr aufsteht: das sind Blumen
Aus Sommersmitt’, und die man geben muß
Den Männern mittlern Alters: seid willkommen!
Camillo
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Wär’ ich aus deiner Herd’, ich ließ’ die Fluren
Und lebte nur vom Schauen.
Perdita
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O weh! Ihr würdet
So mager dann, daß durch und durch Euch bliesen
Die Stürme des Januar. – Nun, schönster Freund,
Wünscht’ ich mir Frühlingsblumen, die sich ziemen
Für Eure Tageszeit, und Eur’, und Eure,
Die Ihr noch tragt auf jungfräulichem Zweig
Die Mädchenknospe. – O Proserpina!
Hätt’ ich die Blumen jetzt, die du erschreckt
Verlorst von Plutos Wagen! Anemonen,
Die, eh’ die Schwalb’ es wagt, erscheinen und
Des Märzes Wind’ mit ihrer Schönheit fesseln;
Violen, dunkel wie der Juno Augen,
Süß wie Cytherens Atem; bleiche Primeln,
Die sterben unvermählt, eh’ sie geschaut
Des goldnen Phöbus mächt’gen Strahl, ein Übel,
Das Mädchen oft befällt; die dreiste Maßlieb.
Die Kaiserkrone, Lilien aller Art,
Die Königslilie drunter! Hätt’ ich die,
Dir Kron’ und Kranz zu flechten, süßer Freund,
Dich ganz damit bestreuend!
Florizel
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Wie den Leichnam?
Perdita
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Nein, wie der Liebe Lager, drauf zu kosen,
Nicht wie ein Leichnam, mind’stens nicht
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