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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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dies gleichgültig sehn. Ist es nicht fromm,
    Wenn wir die Seligkeit der Kön’gin preisen?
    Ist es nicht frömmer noch, – um Kronenerben,
    Um gegenwärt’gen Trost und künft’ges Heil, –
    Das Bett der Majestät aufs neu’ zu segnen
    Mit einer holden Gattin?
    Paulina
.
    Kein’ ist’s wert,
    Denkt Ihr an sie, die starb. Auch will die Gottheit,
    Daß ihr geheimer Ratschluß werd’ erfüllt.
    Denn sprach nicht so der himmlische Apoll,
    War das nicht des Orakels heil’ges Wort:
    Es soll Leontes keinen Erben haben,
    Bis sein verlornes Kind sich fand? Dies ist
    Nach unsrer Einsicht ebenso unmöglich,
    Als daß Antigonus das Grab durchbräche
    Und wieder zu mir käme; der doch wahrlich
    Verdarb zusamt dem Kind. Ist’s Euer Wille,
    Daß unser Herr dem Himmel widerstrebt
    Und seinem Ratschluß trotzt? – Sorgt nicht um Herrscher;
    Es find’t das Reich den Erben. Alexander
    Ließ seins dem Würdigsten; so war’s vermutlich
    Der Beste, der ihm folgte.
    Leontes
.
    O, Paulina, –
    Ich weiß, du Gute hältst das Angedenken
    Hermionens in Ehren. Hätt’ ich immer
    Mich deinem Rat gefügt! – Dann könnt’ ich jetzt
    In meiner Kön’gin helles Auge schaun,
    Schätz’ ihrer Lipp’ entnehmen.
    Paulina
.
    Die dann reicher
    Durch Geben ward.
    Leontes
.
    Oh! du sprichst wahr.
    So gibt’s kein Weib mehr; drum kein Weib; ein schlechtres
    Und mehr geliebt, trieb’ ihren sel’gen Geist
    In ihren Leichnam und auf diese Bühne,
    Wo ich, ihr Mörder, steh’; und rief’ im Schmerz:
    »Warum geschieht mir das?«
    Paulina
.
    Wär’s ihr vergönnt,
    Sie spräche so mit Recht.
    Leontes
.
    Gewiß, und würde
    Zum Morde mich der zweiten Frau entflammen.
    Paulina
.
    War’ ich der irre Geist, ich käme dann
    Und hieß’ Euch schaun in jener Aug’, und fragte,
    Ob Ihr um diesen matten Blick sie wähltet;
    Dann kreischt’ ich auf, daß Euer Ohr zerrisse,
    Und schiede mit dem Wort: »Gedenke mein!«
    Leontes
.
    Ha. Sterne, Sterne waren’s,
    Und alle andern Augen tote Kohlen! –
    Oh, fürchte du kein Weib,
    Ich will kein Weib, Paulina.
    Paulina
.
    Wollt Ihr schwören,
    Nie, bis ich beigestimmt, Euch zu vermählen?
    Leontes
.
    Niemals, bei meiner Seele Heil, Paulina.
    Paulina
.
    Ihr, werte Herrn, seid Zeugen seines Schwurs.
    Cleomenes
.
    Ihr quält ihn allzusehr.
    Paulina
.
    Bis eine andre,
    Hermione so ähnlich wie ihr Bild,
    Sein Auge schaut.
    Cleomenes
.
    Oh, laßt –
    Leontes gibt ihm einen Wink.
    Ich schweige still.
    Paulina
.
    Doch will mein König sich vermählen, – wollt Ihr,
    Wollt Ihr durchaus, – so überlaßt es mir,
    Die Gattin ihm zu wählen; nicht so jung
    Wie Eure erste soll sie sein, doch so,
    Daß, käm’ der ersten Kön’gin Geist, er freudig
    In Eurem Arm sie sähe.
    Leontes
.
    Treue Freundin,
    Nur, wenn du’s willst, vermählen wir uns.
    Paulina
.
    Das
    Ist nur, wenn Eure Kön’gin wieder lebt;
    Bis dahin nie.
    Ein Edelmann tritt auf.
    Edelmann
.
    Ein Jüngling, der Prinz Florizel sich nennt,
    Den Sohn Polyxenes’, mit seiner Gattin, –
    Die schönste Fürstin, die ich je gesehn, –
    Wünscht Eurer Hoheit sich zu nahn.
    Leontes
.
    Wer mit ihm?
    Er kommt nicht in des Vaters Glanz: sein Nahn
    So ohne Förmlichkeit, so plötzlich, sagt uns,
    Nicht vorbedacht sei der Besuch; erzwungen
    Durch Not und Zufall nur. Was für Gefolge?
    Edelmann
.
    Geringe nur und wen’ge.
    Leontes
.
    Die Gemahlin,
    So sagst du, mit ihm?
    Edelmann
.
    Ja, das herrlichst schönste
    Geschöpf, das je die Sonne nur beglänzte.
    Paulina
.
    O Hermione!
    Wie jede Gegenwart sich prahlend höher
    Als beßre Vorzeit stellt: so wird dein Grab
    Auch jetzt geschmäht vom Neu’sten. Herr, Ihr selbst,
    Ihr spracht, Ihr schriebt (doch nun ist Eure Schrift
    Kalt, wie ihr Gegenstand): »sie war niemals
    Und wird auch nie erreicht«; – so trug Eu’r Lied
    Ihr Lob in hoher Flut, – sehr ward es Ebbe,
    Da Ihr jetzt eine schöner preist.
    Edelmann
.
    Verzeiht!
    Die ein’ ist fast vergessen, zürnt mir nicht!
    Doch diese, wenn sie Euer Aug’ entzückte,
    Stimmt’ Eure Zunge auch. Sie ist ein Wesen,
    Das, lehrt sie Ketzerei, den Eifer löscht
    In jedem Gläub’gen, – Proselyt wird jeder,
    Wenn sie ihn folgen heißt.
    Paulina
.
    Wie? auch die Frauen?
    Edelmann
.
    Die Frauen lieben sie, weil Frau sie ist,
    Mehr wert als alle Männer; und die Männer,
    Weil sie der Frauen schönste.
    Leontes
.
    Geh, Cleomenes;
    Du selbst mit deinen würd’gen Freunden, führt
    In unsre Arme sie!
    Cleomenes mit mehrern andern ab.
    Doch seltsam

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