Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
so ungeheuer ist? Sagt mir, denn ihr scheint ehrliche, einfache Leute, was ihr bei dem König anzubringen habt; da ich gewissermaßen in einem freundlichen Verhältnis mit ihm bin, will ich euch zu ihm an Bord bringen, eure Personen seiner huldreichen Gegenwart vorstellen, ihm zu eurem Besten ins Ohr flüstern; und wenn außer dem König jemand imstande ist, euer Begehr durchzusetzen, so steht hier ein Mann, der es vermag.
    Der junge Schäfer
. Er scheint von außerordentlichem Einfluß zu sein: macht Euch an ihn, gebt ihm Gold; und ist auch die Größe ein störriger Bär, so wird sie doch oft durch Gold bei der Nase herum geführt; zeigt das Inwendige Eures Beutels dem Auswendigen seiner Hand, und damit gut: denkt nur, »gesteinigt« und »lebendig geschunden«!
    Der alte Schäfer
. Wenn Ihr die Gnade haben wollt, unsre Sache zu übernehmen, so ist hier alles Gold, das ich bei mir habe; ich will noch mal so viel holen und diesen jungen Mann hier zum Pfande lassen, bis ich es Euch bringe.
    Autolycus
. Wenn ich getan habe, was ich versprach?
    Der alte Schäfer
. Ja, Herr.
    Autolycus
. Gut, so gib mir die Hälfte; – bist du auch in dieser Sache beteiligt?
    Der junge Schäfer
. Gewissermaßen, Herr; sollte es mir auch an die Haut gehn, so hoffe ich doch, man wird mich nicht aus ihr herausschinden.
    Autolycus
. O nein, das ist nur der Fall bei des Schäfers Sohn: – an den Galgen mit ihm, an ihm muß man ein Exempel statuieren.
    Der junge Schäfer
. Ein schöner Trost! Wir müssen zum König und ihm unsre wunderlichen Geschichten zeigen; er muß erfahren, daß sie weder Eure Tochter noch meine Schwester ist; sonst ist es aus mit uns. Herr, ich will Euch ebenso viel geben, wie dieser alte Mann, wenn die Sache durchgeführt ist, und, wie er sagt, als Pfand bei Euch bleiben, bis er es bringt.
    Autolycus
. Ich will euch trauen. Geht voraus nach dem Ufer, geht da nur rechts hin; ich will nur einmal über die Hecke sehen und euch gleich nach kommen.
    Der junge Schäfer
. Dieser Mann ist uns ein Segen, das muß man sagen, ein wahrer Segen.
    Der alte Schäfer
. Laß uns voraus gehn, wie er uns befahl; er ist recht dazu bestellt, uns Gutes zu tun.
    Die beiden Schäfer gehn ab.
    Autolycus
. Wenn ich auch Lust hätte, ehrlich zu sein, so seh’ ich doch, das Schicksal will es nicht; es läßt mir die Beute in den Mund fallen. Ein doppelter Vorteil bewirbt sich jetzt um mich: Gold, und ein Mittel, dem Prinzen, meinem Herrn, Liebes zu tun; wer weiß, wie mir das noch einmal zu Gute kommt? Ich will diese beiden blinden Maulwürfe an Bord bringen zu ihm; wenn er’s für gut hält, sie wieder ans Ufer zu setzen, und betrifft die Klage, die sie dem König anbringen wollen, ihn nicht, so mag er mich, für meine zu große Dienstfertigkeit, einen Schelm nennen; denn gegen diesen Titel und die Schande, die dazu gehört, bin ich gestählt. Ich will sie ihm vorstellen, es kann doch zu etwas führen.
    Er geht ab.
    ¶

FÜNFTER AUFZUG
Erste Szene
    Sizilien, Palast.
    Es treten auf Leontes, Cleomenes, Dion, Paulina und andre.
    Cleomenes
.
    Mein Fürst, Ihr habt genug getan, gebüßt
    Gleich einem Heil’gen: was Ihr immer fehltet,
    Habt Ihr dadurch gesühnt; ja, Ihr bezahltet
    Mehr Reu’, als Sünde Ihr begingt. Zum Schluß,
    Tut wie der Himmel tat, vergeßt Gescheh’nes;
    Verzeiht es Euch, wie er!
    Leontes
.
    Solang’ ich ihrer
    Gedenk’ und ihrer Tugend, kann ich nimmer
    Der eignen Schmach vergessen; stets ja quält mich
    Das Unrecht, das ich selbst mir tat, so groß,
    Daß es mein Reich der Erben bat beraubt;
    Zerstört die holdste Frau, die einem Mann
    Je süße Hoffnung gab.
    Paulina
.
    Wahr, allzu wahr, mein Fürst.
    Wenn, Weib auf Weib, die ganze Welt Ihr freitet,
    Wenn Ihr von jeder etwas Gutes nähmet,
    Und schüf’t das beste Weib: die Ihr erschlugt,
    Wär’ dennoch unerreicht.
    Leontes
.
    Jawohl! Erschlagen:
    Die ich erschlug! – Ich tat’s, doch du verwundest
    Mich tödlich, da du’s sagst; gleich bitter ist’s,
    Wenn du es sprichst, als wenn ich’s denke: – Liebe,
    Sprich so nur selten!
    Cleomenes
.
    Niemals, werte Frau!
    Ihr könntet tausend Dinge sprechen, welche
    Der Zeit mehr ziemten und Euch freundlicher
    Uns zeigen möchten.
    Paulina
.
    Ihr seid einer derer,
    Die neuvermählt ihn wünschen.
    Dion
.
    Wünscht Ihr’s nicht,
    So liebt Ihr nicht das Land, nicht seines Namens
    Erlauchte Fortpflanzung; erwägt nur wenig,
    Was für Gefahr, da kinderlos der Herr,
    Dem Reiche droht, auch die verschlingen kann,
    Die

Weitere Kostenlose Bücher