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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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fürchten.
    Valentin
.
    Ihr Freunde –
    Erster Räuber
.
    Das sind wir nicht, Herr; wir sind Eure Feinde.
    Zweiter Räuber
.
    Still; hört ihn an!
    Dritter Räuber
.
    Bei meinem Bart, das woll’n wir;
    Er ist ein feiner Mann.
    Valentin
.
    So wißt, ich habe wenig zu verlieren.
    Ich bin ein Mann, den Unglück niederschlug;
    Mein Reichtum sind nur diese armen Kleider:
    Wenn ihr von denen mich entblößen wollt,
    Nehmt ihr mir alles, meine ganze Habe.
    Erster Räuber
. Wohin reist Ihr?
    Valentin
. Nach Verona.
    Erster Räuber
. Woher kommt Ihr?
    Valentin
. Von Mailand.
    Dritter Räuber
. Habt Ihr Euch lang’ da aufgehalten?
    Valentin
.
    An sechzehn Mond’; und blieb’ gern länger dort,
    Wenn nicht das häm’sche Glück mir widerstrebte.
    Erster Räuber
. Seid Ihr von dort verbannt?
    Valentin
. Ich bin’s.
    Zweiter Räuber
. Für welch Vergehn?
    Valentin
.
    Für etwas, das mich quält, wenn ich’s erzähle:
    Ich tötet’ einen Mann, was sehr mich reut;
    Doch schlug ich ihn im ehrlichen Gefecht,
    Ohn’ falschen Vorteil oder niedre Tücke.
    Erster Räuber
.
    Ei, laßt es Euch nicht reu’n, wenn’s so geschah;
    Doch seid Ihr um so kleine Schuld verbannt?
    Valentin
.
    Ich bin’s, und war noch froh des milden Spruchs.
    Erster Räuber
.
    Versteht Ihr Sprachen?
    Valentin
.
    Ja, meinen Jugendreisen dank’ ich das.
    Sonst wär’ es mir wohl manchmal schlimm ergangen.
    Dritter Räuber
.
    Der Bursch wär’, bei der Glatz’ von Robin Hoods
    Dickwanst’gem Mönch, für unsre Band’ ein König!
    Erster Räuber
.
    Wir woll’n ihn haben; hört –
    Flink
.
    Geht unter sie;
    Es ist ’ne ehrenwerte Dieberei.
    Valentin
.
    Schweig’, Schlingel!
    Zweiter Räuber
.
    Sagt, habt Ihr was, worauf Ihr Hoffnung setzt?
    Valentin
.
    Nichts als mein Glück.
    Dritter Räuber
.
    Wißt denn, ein Teil von uns sind Edelleute,
    Die wildes Blut und ungezähmte Jugend
    Aus der Gesellschaft Rechtlicher gestoßen.
    Mich selbst hat von Verona man verbannt,
    Weil ich ein Fräulein zu entführen suchte,
    Die reich war und dem Herzog nah verwandt.
    Zweiter Räuber
.
    Und mich von Mantua, weil ich, wutentbrannt,
    Dort einem Edelmann das Herz durchstach.
    Erster Räuber
.
    Und mich um solch gering Versehn wie diese.
    Doch nun zum Zweck – (denn unsre Fehler hört Ihr,
    Damit sie unsern Räuberstand entschuld’gen):
    Wir sehn, Ihr seid ein gut gebauter Mann,
    Von angenehmer Bildung, und Ihr rühmt Euch
    Der Sprachen; solches Manns, der so vollendet,
    Bedürfen wir in unsrer Profession.
    Zweiter Räuber
.
    In Wahrheit, weil Ihr ein Verbannter seid,
    Deshalb, vor allem andern, fragen wir:
    Gefällt’s Euch, unser General zu werden?
    Wollt Ihr ’ne Tugend machen aus der Not
    Und mit uns hier in diesen Wäldern leben?
    Dritter Räuber
.
    Sprich, willst du unsrer Bande zugehören?
    Sag ja und sei der Hauptmann von uns allen:
    Wir huld’gen dir und folgen deinem Wort
    Und lieben dich als unsern Herrn und König.
    Erster Räuber
.
    Doch stirbst du, wenn du unsre Gunst verschmähst.
    Zweiter Räuber
.
    Nicht sollst du prahlen je mit unserm Antrag.
    Valentin
.
    Den Antrag nehm’ ich an, mit euch zu leben,
    Mit dem Beding, daß ihr nicht Unbill übt
    An schwachen Frau’n und armen Reisenden.
    Dritter Räuber
.
    Nein, wir verschmäh’n so ehrlos feige Taten.
    Komm mit, wir bringen dich zu unsrer Schar
    Und zeigen dir den Schatz, den wir gehäuft;
    Und dieser, so wie wir, sind dir zu Dienst.
    Alle ab.
    ¶

Zweite Szene
    Palast.
    Proteus tritt auf.
    Proteus
.
    Erst war ich treulos gegen Valentin,
    Nun muß ich auch an Thurio unrecht handeln:
    Mit falschem Schein, als spräch’ ich seinethalb,
    Nutz’ ich den Zutritt eignem Liebeswerben.
    Doch Silvia ist zu schön, zu treu, zu heilig,
    Gehör zu geben niedriger Bestechung.
    Beteur’ ich treu ergebnen Sinn für sie,
    Wirft sie mir vor die Falschheit an dem Freund;
    Und weih’ ich ihrer Schönheit meinen Schwur,
    Heißt sie mich meines Meineids gleich gedenken,
    Weil Julien ich mein Liebeswort gebrochen.
    Doch, wie sie mich auch immer quält und martert,
    Genug, um jede Hoffnung zu ertöten,
    Stärkt sich nur meine Lieb’ und schmeichelt ihr,
    Dem Hündchen gleich, je mehr zurückgestoßen.
    Doch Thurio kommt, jetzt müssen wir zum Fenster
    Und ihrem Ohr ein nächtlich Ständchen bringen.
    Thurio kommt mit Musikanten.
    Thurio
.
    Wie, Proteus? Seid Ihr mir vorausgeschlichen?
    Proteus
.
    Ja, werter Thurio! denn Ihr wißt, daß Liebe
    Zum Dienst hin schleicht, wo sie nicht gehen kann.
    Thurio
.
    Ja,

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