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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Dickicht ist besetzt, er kann nicht durch.
    Erster Räuber
.
    Kommt, Ihr müßt mit zu unsers Hauptmanns Höhle;
    Seid unbesorgt, er ist von edlem Sinn,
    Und keinem Weibe fügt er Unrecht zu.
    Silvia
.
    O Valentin, das duld’ ich deinethalb!
    Alle ab.
    ¶

Vierte Szene
    Wald.
    Valentin tritt auf.
    Valentin
.
    Wie wird dem Menschen Übung doch Gewohnheit!
    Der unbesuchte Wald, die dunkle Wüste
    Gefällt mir mehr als volkreich blüh’nde Städte;
    Hier kann ich einsam sitzen, ungesehn,
    Und, zu der Nachtigallen Klageliedern,
    Mein Leid und Weh in Trauertönen singen.
    O du, Beherrscherin von dieser Brust,
    Laß nicht dein Haus so lang’ verödet stehn,
    Daß nicht der Bau verfalle und zertrümmre
    Und kein Gedächtnis bleibe, was er war!
    Komm, Silvia, das Gebäude herzustellen;
    Erfreu’ den Jammernden, du holde Nymphe!
    Welch Lärmen, welch ein Aufruhr ist das heut?
    Die Bande schwärmt, Willkür ist ihr Gesetz.
    Sie machen Jagd auf arme Wandersleute;
    Sie lieben mich, doch hab’ ich viel zu tun,
    Wenn ich will rohe Ungebühr verhüten.
    Verbirg dich, Valentin; wer kommt dort her?
    Erzieht sich zurück. Proteus, Silvia und Julia treten
    auf.
    Proteus
.
    Prinzessin, was ich jetzt für Euch getan
    (Obgleich Ihr keinen Dienst des Dieners achtet),
    Mein Leben wagend, Euch von dem zu retten,
    Der Eure Ehr’ und Gunst bewält’gen wollte,
    Darf einen holden Blick zum Lohn erwarten;
    Geringern Preis als den kann ich nicht bitten,
    Und wen’ger, sicherlich, könnt Ihr nicht geben.
    Valentin
beiseit.
    Ist dies ein Traum, was ich hier seh’ und höre?
    Leih’, Liebe, mir Geduld, noch jetzt zu schweigen!
    Silvia
.
    O Elend’, Unglücksel’ge, die ich bin!
    Proteus
.
    Unglücklich wart Ihr, Fräulein, eh’ ich kam;
    Doch durch mein Kommen wart Ihr glücklich wieder.
    Silvia
.
    Durch dein Herannahn ward ich erst recht elend.
    Julia
beiseit.
    Und ich, wenn er Euch wirklich näher kommt.
    Silvia
.
    Wär’ ich vom Leu’n, dem hungrigen, ergriffen!
    Viel lieber Speise sein dem Ungetüm,
    Als daß der falsche Proteus mich errettet!
    Du, Himmel, weißt, wie Valentin ich liebe,
    Sein Leben mir so wert wie meine Seele;
    Und ganz so (dieses ist der höchste Schwur)
    Ist Abscheu mir der falsch’, meineid’ge Proteus.
    Drum fort! und quäl’ mich nicht mit läst’gem Werben!
    Proteus
.
    Dem kühnsten Unternehmen, todgefährlich,
    Entwich ich nicht um einen milden Blick.
    Es ist der Liebe Fluch bewährt geblieben,
    Daß nie ein Weib den, der sie liebt, kann lieben.
    Silvia
.
    Daß Proteus nicht die, die ihn liebt, kann lieben.
    Gedenke Julias, deiner ersten Liebe,
    Um deren Gunst du deine Treu’ gespalten
    In tausend Schwür’; und alle diese Schwüre
    In Meineid’ umgewandt, um mich zu lieben.
    Nun hast du keine Treu’ mehr, wenn nicht zwei,
    Was schlimmer wär’ als keine: besser keine
    Als Doppeltreu’, die ist zu viel um eine:
    Du Trüger deines wahren Freunds!
    Proteus
.
    In Liebe,
    Wem gilt da Freundschaft?
    Silvia
.
    Jedem, außer Proteus!
    Proteus
.
    Nun, wenn der milde Geist beredter Worte
    Auf keine Art zu sanfter Weis’ Euch stimmt,
    So werb’ ich, wie Soldaten, mit Gewalt;
    Und Liebe wird, sich selbst entartet, Zwang.
    Silvia
.
    O Himmel!
    Proteus
.
    Mit Gewalt bezwing’ ich dich.
    Valentin
.
    Du Ehrenräuber, frei laß deine Beute,
    Du Freund von schlechter Sitte!
    Proteus
.
    Valentin!
    Valentin
.
    Gemeiner Freund, das heißt, treulos und lieblos
    (Denn so sind Freunde jetzt), Verräter, du!
    Du trogst mein Hoffen; meinem Aug’ allein
    Konnt’ ich dies glauben; nun darf ich nicht sagen,
    Mir lebt ein Freund; du würd’st mich Lügen strafen.
    Wem ist zu traun, wenn unsre rechte Hand
    Sich gegen unsre Brust empört? O Proteus,
    Ich fürchte, nie kann ich dir wieder traun
    Und muß um dich die Welt als Fremdling achten.
    O schlimme Zeit! o schmerzliches Verwunden!
    Daß ich den Freund als schlimmsten Feind gefunden!
    Proteus
.
    Oh, Scham und Schuld vernichtet mich! –
    Vergib mir, Valentin; wenn Herzensreue
    Genügen kann, die Sünde abzubüßen,
    So sieh mein Leid; die Schuld ist größer nicht
    Als jetzt mein Schmerz.
    Valentin
.
    So bin ich ausgesöhnt;
    Und wieder acht’ ich dich als ehrenvoll. –
    Wen Reue nicht entwaffnen kann, der frommt
    Nicht Erd’ noch Himmel; beide fühlen mild;
    Durch Reue wird des Ew’gen Zorn gestillt; –
    Und, daß vollkommen werde mein Verzeihn,
    Geb’ ich dir alles, was in Silvien mein.
    Julia
.
    Weh mir, verloren!
    Sie wird ohnmächtig.
    Proteus
.
    Seht, was

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