Sämtliche Dramen
nichte macht! – Wir zweie fielen hierauf euch viere an und trotzten euch, mit einem Worte, die Beute ab, und haben sie, ja, und können sie euch hier im Hause zeigen; und Ihr, Falstaff, schlepptet Euren Wanst so hurtig davon, mit so behender Geschicklichkeit, und brülltet um Gnade, und lieft und brülltet in einem fort, wie ich je ein Bullenkalb habe brüllen hören. Was bist du für ein Sünder, deinen Degen zu zerhacken, wie du getan hast, und dann zu sagen, es sei im Gefecht geschehen? Welchen Kniff, welchen Vorwand, welchen Schlupfwinkel kannst du nun aussinnen, um dich vor dieser offenbaren Schande zu verbergen?
Poins
. Komm, laß uns hören, Hans: was hast du nun für einen Kniff?
Falstaff
. Beim Himmel, ich kannte euch so gut wie der, der euch gemacht hat. Laßt euch sagen, meine Freunde: kam es mir zu, den Thronerben umzubringen? Sollte ich mich gegen den echten Prinzen auflehnen? Du weißt wohl, ich bin so tapfer wie Herkules: aber denke an den Instinkt: Der Löwe rührt den echten Prinzen nicht an. Instinkt ist eine große Sache, ich war eine Memme aus Instinkt. Ich werde Lebenslang von dir und mir desto besser denken: von mir als einem tapfern Löwen, von dir als einem echten Prinzen. Aber beim Himmel, Bursche, ich bin froh, daß ihr das Geld habt. – Wirtin, die Türen zu! Heute nacht gewacht, morgen gebetet! – Brave, Jungen, Goldherzen! alle Titel guter Kameradschaft sei’n euch gegönnt! He, sollen wir lustig sein? Sollen wir eine Komödie extemporieren?
Prinz Heinrich
. Zugestanden! Und sie soll von deinem Davonlaufen handeln.
Falstaff
. Ach, davon nichts weiter, Heinz, wenn du mich lieb hast!
Die Wirtin kommt.
Wirtin
. Gnädiger Herr Prinz, –
Prinz Heinrich
. Sieh da, Frau Wirtin! Was hast du mir zu sagen?
Wirtin
. Ei, Herr, da ist ein angesehener Herr vom Hofe vor der Tür, der Euch sprechen will: er sagt, er kommt von Eurem Vater.
Prinz Heinrich
. Mach’ ihn zum ungesehenen Herrn und schicke ihn wieder zu meiner Mutter!
Falstaff
. Was für eine Art von Mann ist es?
Wirtin
. Ein alter Mann.
Falstaff
. Was hat die Gravität um Mitternacht außer dem Bett zu tun? – Soll ich ihm seinen Bescheid geben?
Prinz Heinrich
. Ja, tu’ das, Hans!
Falstaff
. Mein’ Treu’, ich will ihn schon heimleuchten. Ab.
Prinz Heinrich
. Nun, ihr Herren! Beim Himmel, ihr habt schön gefochten, – Ihr, Peto, und Ihr, Bardolph, – ihr seid auch Löwen, ihr lieft aus Instinkt weg; ihr wolltet den echten Prinzen nicht anrühren, bei Leibe nicht. O pfui!
Bardolph
. Meiner Treu, ich lief, wie ich die andern laufen sah.
Prinz Heinrich
. Sagt mir nur im Ernst, wie wurde Falstaffs Degen so schartig?
Peto
. Nun, er zerhackte ihn mit seinem Dolche und sagte: er wolle Stein und Bein schwören, um Euch glauben zu machen, es wäre im Gefecht geschehen, und er überredete uns, das Gleiche zu tun.
Bardolph
. Ja, und unsre Nasen mit scharfem Grase zu kitzeln, um sie bluten zu machen, und dann unsre Kleider damit zu beschmieren und zu schwören, es sei das Blut von ehrlichen Leuten. Ich habe so was seit sieben Jahren nicht getan; ich wurde rot über seine abscheulichen Einfälle.
Prinz Heinrich
. O Spitzbube, du stahlst vor achtzehn Jahren ein Glas Sekt und wurdest auf der Tat ertappt, und seitdem wirst du immerfort ex tempore rot. Du hattest Feuer und Schwert an deiner Seite, und doch liefst du davon; welch ein Instinkt bewog dich dazu?
Bardolph
. Gnädiger Herr, seht Ihr hier diese Meteore? Bemerkt Ihr diese Feuerdünste?
Prinz Heinrich
. Ja.
Bardolph
. Was denkt Ihr, daß sie bedeuten?
Prinz Heinrich
. Heiße Lebern und kalte Beutel.
Bardolph
. Galle, Herr, wenn man’s recht nimmt.
Prinz Heinrich
. Nein, wenn man’s recht nimmt, Galgen!
Falstaff kommt zurück.
Da kommt der magre Hans, da kommt das Beingerippe Nun, meine allerliebste Wulstpuppe? Wie lange ist es her, Hans, daß du dein eignes Knie nicht gesehn hast?
Falstaff
. Mein eignes Knie? Als ich in deinen Jahren war, Heinz, war ich um den Leib nicht so dick als eine Adlersklaue, ich hätte durch eines Aldermans Daumenring kriechen können. Hol’ die Pest Kummer und Seufzen! Es bläst einen Menschen auf wie einen Schlauch. – Da sind hundsföttische Neuigkeiten los: Sir John Bracy war hier von Eures Vaters wegen, Ihr müßt morgen früh an den Hof. Der bewußte tolle Kerl aus dem Norden, Percy, und der aus Wales, der den Amaimon ausprügelte und Luzifer zum Hahnrei machte und den Teufel auf das Kreuz eines wäl’schen Hakenspießes
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