Sämtliche Dramen
den Vasalleneid leisten ließ, – wie zum Henker heißt er doch?
Poins
. Oh, Glendower.
Falstaff
. Owen, Owen, eben der; und sein Schwiegersohn Mortimer, und der alte Northumberland, und der mutige Schott’ der Schotten, Douglas, der zu Pferde einen Berg steilrecht hinanrennt.
Prinz Heinrich
. Der in vollem Galopp reitet und dabei mit der Pistole einen Sperling im Fluge schießt.
Falstaff
. Ihr habt es getroffen.
Prinz Heinrich
. Er aber niemals den Sperling.
Falstaff
. Nun, der Schuft hat Herz im Leibe, der läuft nicht.
Prinz Heinrich
. Ei, was bist du denn für ein Schuft, daß du ihn um sein Laufen rühmst?
Falstaff
. Zu Pferde, du Finke! Zu Fuß weicht er keinen Fuß breit.
Prinz Heinrich
. Doch, Hans, aus Instinkt.
Falstaff
. Das gebe ich zu, aus Instinkt. Gut, der ist auch da; und ein gewisser Mordake, und sonst noch an die tausend Blaumützen. Worcester hat sich bei Nacht weggestohlen; deines Vaters Bart ist vor Schrecken über die Nachricht weiß geworden. Land ist nun so wohlfeil zu kaufen wie stinkende Makrelen.
Prinz Heinrich
. Nun, wenn ein heißer Junius kommt und diese einheimische Balgerei fortdauert, so sieht es darnach aus, daß man Jungferschaften schockweise kaufen wird, wie Hufnägel.
Falstaff
. Potz Element! Junge, du hast recht: es kann sein, daß wir in dem Punkte guten Handel haben werden. – Aber sage mir, Heinz, fürchtest du dich nicht entsetzlich? Da du Thronerbe bist, könnte die Welt dir wohl noch drei solche Gegner auslesen, als den Erzfeind Douglas, den Kobold Percy und den Teufel Glendower? Fürchtest du dich nicht entsetzlich? Rieselt’s dir nicht in den Adern?
Prinz Heinrich
. Nicht im geringsten, meiner Treu; ich brauche etwas von deinem Instinkt.
Falstaff
. Nun, du wirst morgen entsetzlich ausgeschmält werden, wenn du zu deinem Vater kommst; wenn du mich lieb hast, so sinne eine Antwort aus!
Prinz Heinrich
. Stelle du meinen Vater vor und befrage mich über meinen Lebenswandel!
Falstaff
. Soll ich? topp! – Dieser Armstuhl soll mein Thron sein, dieser Dolch mein Szepter, und dies Kissen meine Krone.
Prinz Heinrich
. Dein majestätischer Thron wird nur für einen Schemel geachtet, dein goldnes Szepter für einen bleiernen Dolch, und deine kostbare reiche Krone für eine armselige kahle Krone.
Falstaff
. Gut, wenn das Feuer der Gnade nicht ganz in dir erloschen ist, so sollst du nun gerührt werden. – Gebt mir ein Glas Sekt, damit meine Augen rot aussehen; man muß denken, daß ich geweint habe, denn ich muß es mit bewegtem Gemüt sprechen, und ich will es in des Königs Kambyses Weise tun.
Prinz Heinrich
. Gut! So mache ich meine Reverenz.
Falstaff
. Und so halte ich meine Rede. – Tretet beiseit, ihr Großen!
Wirtin
. Das ist ein prächtiger Spaß, mein’ Seel’!
Falstaff
.
Weint, holde Fürstin, nicht! Vergeblich träufeln Tränen.
Wirtin
.
O Jemine, was er sich für ein Ansehen gibt!
Falstaff
.
O Gott, Herrn! bringt mein bang Gemahl hinaus,
Denn Tränen stopfen ihrer Augen Schleusen.
Wirtin
. O prächtig! Er macht es den Lumpen-Komödianten so natürlich nach, wie man was sehen kann.
Falstaff
. Still, gute Bierkanne! still, Frau Schnaps! – Heinrich, ich wundre mich nicht bloß darüber, wie du deine Zeit hinbringest, sondern auch, in welcher Gesellschaft du lebest; denn wiewohl die Kamille, je mehr sie getreten wird, um so schneller wächst, so wird doch die Jugend, je mehr man sie verschwendet, um so schneller abgenutzt. Daß du mein Sohn bist, dafür habe ich teils deiner Mutter Wort, teils meine eigne Meinung; hauptsächlich aber einen verwünschten Zug in deinem Auge und ein albernes Hängen deiner Unterlippe, das mir Gewähr dafür leistet. Wofern du denn mein Sohn bist – dahin zielt dies eigentlich – warum, da du mein Sohn bist, wirst du das Ziel des Gespöttes? Soll die glorreiche Sonne des Himmels ein Schulschwänzer werden und Brombeeren naschen? Eine nicht aufzuwerfende Frage. Soll der Sohn Englands ein Dieb werden und Beutel schneiden? Eine wohl aufzuwerfende Frage. Es gibt ein Ding, Heinrich, wovon du oftmals gehört hast, und das vielen in unserm Lande unter dem Namen Pech bekannt ist; dieses Pech, wie alte Schriftsteller aussagen, pflegt zu besudeln: so auch die Gesellschaft, die du hältst. Denn, Heinrich, jetzt rede ich nicht im Trunke zu dir, sondern in Tränen; nicht im Scherz, sondern von Herzen; nicht bloß in Worten, sondern auch in Sorgen. – Und doch gibt es einen tugendhaften Mann, den ich oft in deiner
Weitere Kostenlose Bücher