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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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so wäre dir besser, du hättest deine Mutter geschlagen, du Spitzbube von Papiergesicht!
    Wirtin
. O Jemine, daß Sir John doch zurück wäre! Ich weiß wohl, wem er einen blutigen Tag machen würde. Aber ich bitte Gott, daß die Frucht ihres Leibes zu Schaden kommen mag.
    Erster Büttel
. Wenn das geschieht, so sollt Ihr ein Dutzend Kissen wieder haben; Ihr habt jetzt nur noch elfe. Kommt, ihr müßt beide mit mir gehn: der Mann ist tot, den ihr und Pistol beide unter euch geprügelt habt.
    Dortchen
. Ich will dir was sagen, du ausgedörrter Knecht Ruprecht, dafür sollt Ihr mir tüchtig ausgewalkt werden, Ihr Schuft von Blaurock! Ihr garstiger, hungriger Zuchtmeister! Wenn Ihr nicht geprügelt werdet, so will ich keine kurzen Schürzen wieder tragen.
    Erster Büttel
.
    Kommt, kommt, Ihr irrende Ritterin! Kommt!
    Wirtin
.
    O daß Recht die Gewalt so unterdrücken muß!
    Nun, aus Leiden kommen Freuden.
    Dortchen
. Kommt, Ihr Schelm! Kommt, bringt mich vor einen Friedensrichter!
    Wirtin
. Ja, kommt, Ihr ausgehungerter Bluthund!
    Dortchen
. Gevatter Tod! Gevatter Beingerippe!
    Wirtin
. Du Skelett du!
    Dortchen
. Kommt, Ihr magres Ding! Kommt, Ihr spitziger Bube!
    Erster Büttel
. Es ist schon gut.
    Alle ab.
    ¶

Fünfte Szene
    Ein öffentlicher Platz bei der Westminsterabtei.
    Zwei Kammerdiener, die Binsen streuen.
    Erster Kammerdiener
. Mehr Binsen! Mehr Binsen!
    Zweiter Kammerdiener
. Die Trompeten haben schon zweimal geblasen.
    Erster Kammerdiener
. Es wird zwei Uhr, ehe sie von der Krönung kommen. Mach’ zu! Mach’ zu!
    Beide ab.
    Falstaff, Schaal, Pistol, Bardolph und der Page kommen.
    Falstaff
. Steht hier neben mir, Herr Robert Schaal, ich will machen, daß Euch der König Gnade erzeigt. Ich will ihn anblinzeln, wie er vorbeigeht, und merkt nur auf die Mienen, die er mir machen wird!
    Pistol
. Gott segne deine Lunge, guter Ritter!
    Falstaff
. Komm her, Pistol, stell’ dich hinter mich! Zu, Schaal. O hätte ich nur die Zeit gehabt, neue Livreien machen zu lassen, ich hätte die von Euch geliehnen tausend Pfund daran gewandt. Aber es tut nichts: dieser armselige Aufzug ist besser: es beweist den Eifer, den ich hatte, ihn zu sehn.
    Schaal
. Das tut’s.
    Falstaff
. Es zeigt die Herzlichkeit meiner Zuneigung.
    Schaal
. Das tut’s.
    Falstaff
. Meine Ergebenheit.
    Schaal
. Das tut’s, das tut’s, das tut’s.
    Falstaff
. So Tag und Nacht zu reiten, nicht zu überlegen, nicht zu denken, nicht die Geduld zu haben, mich anders anzuziehn.
    Schaal
. Das ist sehr gewiß.
    Falstaff
. Schmutzig von der Reise dazustehn, schwitzend vor Begierde, ihn zu sehen, an nichts anders gedacht, alles andre der Vergessenheit übergeben, als ob gar nichts anders zu tun wäre als ihn sehen.
    Pistol
.
    ’s ist semper idem, denn absque hoc nihil est:
    ’s ist alles überall.
    Schaal
.
    Es ist so, in der Tat.
    Pistol
.
    Ich will dein’ edle Brust entflammen, Ritter,
    Dich wüten machen.
    Dein Dortchen, deines edlen Sinnes Helena,
    Ist in Verhaftung schnöd’ und gift’gem Kerker,
    Hieher geschleppt
    Von allerniedrigster und schmutz’ger Hand.
    Weck’ auf die Rach’ aus schwarzer Kluft mit Schlang’ Alektos Grimm,
    Denn Dortchen sitzt: Pistol spricht Wahrheit nur.
    Falstaff
.
    Ich will sie befreien.
    Trompeten.
    Pistol
.
    Da brüllt’ die See und scholl Trompetenklang.
    Der König kommt mit seinem Zuge, darunter der Oberrichter.
    Falstaff
.
    Heil, König Heinz! Mein königlicher Heinz!
    Pistol
.
    Der Himmel hüte dich, erhabner Ruhmessproß!
    Falstaff
.
    Gott schütz’ dich, Herzensjunge!
    König
.
    Sprecht mit dem eitlen Mann, Herr Oberrichter!
    Oberrichter
.
    Seid Ihr bei Sinnen? Wißt Ihr, was Ihr sagt?
    Falstaff
.
    Mein Fürst! Mein Zeus! Dich red’ich an, mein Herz!
    König
.
    Ich kenn’ dich, Alter, nicht; an dein Gebet!
    Wie schlecht steht einem Schalksnarrn weißes Haar!
    Ich träumte lang’ von einem solchen Mann,
    So aufgeschwellt vom Schlemmen, alt und ruchlos:
    Doch, nun erwacht, veracht’ ich meinen Traum.
    Den Leib vermindre, mehre deine Gnade,
    Laß ab vom Schwelgen: wisse, daß das Grab
    Dir dreimal weiter gähnt als andern Menschen!
    Erwidre nicht mit einem Narrenspaß,
    Denk’ nicht, ich sei das Ding noch, das ich war:
    Der Himmel weiß, und merken soll’s die Welt,
    Daß ich mein vor’ges Selbst hinweggetan,
    Wie nun auch die, so mir Gesellschaft hielten.
    Vernimmst du, daß ich sei, wie ich gewesen,
    Dann komm, und du sollst sein, was du mir warst,
    Der Lehrer und der Pfleger meiner Lüste.
    Bis

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