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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Kreatur!
    Du, der die Schlüssel meines Rates trug,
    Der meiner Seele sah bis auf den Grund,
    Der mich beinah’ in Gold ausprägen mochte,
    Hätt’st du um Vorteil dich bei mir bemüht:
    Ist’s möglich, daß aus dir die fremde Löhnung
    Nur einen Funken Übels konnte ziehn,
    Den Finger mir zu kränken? ’s ist so seltsam,
    Daß, sticht die Wahrheit gleich so derb hervor,
    Wie schwarz auf weiß, mein Aug’ sie kaum will sehn.
    Verrat und Mord, sie hielten stets zusammen,
    Wie ein Gespann von einverstandnen Teufeln,
    So plump auf ein natürlich Ziel gerichtet,
    Daß die Verwund’rung über sie nicht schrie;
    Du aber, wider alles Ebenmaß,
    Läßt dem Verrat und Mord Erstaunen folgen.
    Und was es für ein schlauer Feind auch war,
    Der so verkehrt auf dich hat eingewirkt,
    Die Hölle hat den Preis ihm zugesprochen;
    Denn andre Teufel, die Verrat eingeben,
    Staffieren, stutzen die Verdammnis auf
    Mit Flicken, falschen Farben, Schaugepränge,
    Vom Gleisnerschein der Frömmigkeit entlehnt;
    Doch er, der dich gemodelt, hieß dich aufstehn,
    Gab keinen Grund dir, den Verrat zu tun,
    Als weil er nur dich zum Verräter schlug.
    Wenn dieser Dämon, der dich so berückt,
    Mit seinem Löwenschritt die Welt umginge,
    Zum öden grausen Tartarus zurück
    Würd’ er sich wenden, um den Legionen
    Zu sagen: »Keine Seele werd’ ich je
    So leicht als dieses Englischen gewinnen.«
    Oh, wie hast du vergällt mit Eifersucht
    Die Süßigkeit des Zutrauns! Zeigt sich jemand treu?
    Nun wohl, du auch. Scheint er gelehrt und ernst?
    Nun wohl, du auch. Stammt er aus edlem Blut?
    Nun wohl, du auch. Scheint er voll Andacht?
    Nun wohl, du auch. Ist er im Leben mäßig,
    Von wildem Ausbruch frei in Lust und Zorn,
    Von Geiste fest, nicht schwärmend mit dem Blut,
    Geziert, bekleidet mit bescheidnen Gaben,
    Dem Aug’ nicht folgend ohne das Gehör,
    Und ohne reifes Urteil keinem trauend?
    So, und so fein gesichtet, schienest du:
    So ließ dein Fall auch einen Fleck zurück,
    Den völl’gen bestbegabten Mann zu zeichnen
    Mit ein’gem Argwohn. Ich will um dich weinen,
    Denn dieses dein Empören dünket mich
    Ein zweiter Sündenfall. – Die Schuld ist klar:
    Verhaftet sie zum Stehen vor Gericht,
    Und spreche Gott sie ihrer Ränke los!
    Exeter
.
    Ich verhafte dich um Hochverrat, bei dem Namen
    Richard Graf von Cambridge.
    Ich verhafte dich um Hochverrat, bei dem Namen
    Heinrich Lord Scroop von Masham.
    Ich verhafte dich um Hochverrat, bei dem Namen
    Thomas Grey, Ritter von Northumberland.
    Scroop
.
    Gerecht hat unsern Anschlag Gott entdeckt,
    Es reut mein Fehler mehr mich als mein Tod;
    Ich bitt’ Eu’r Hoheit, mir ihn zu verzeihn,
    Obschon mein Leib den Lohn dafür bezahlt.
    Cambridge
.
    Mich hat das Gold von Frankreich nicht verführt,
    Wiewohl als Antrieb ich es gelten ließ,
    Was ich entworfen, schneller auszuführen.
    Doch Gott sei Dank für die Zuvorkommung,
    Der ich mich herzlich will im Leiden freun,
    Anflehend Gott und Euch, mir zu vergeben.
    Grey
.
    Nie freut ein treuer Untertan sich mehr,
    Weil man gefährlichen Verrat entdeckt,
    Als ich in dieser Stunde über mich,
    Gehindert am verruchten Unternehmen.
    Verzeiht, Herr, meiner Schuld, nicht meinem Leib.
    König Heinrich
.
    Gott sprech’ euch gnädig los! Hört euren Spruch.
    Ihr habt auf unsre fürstliche Person
    Verschwörung angestiftet, euch verbündet
    Mit dem erklärten Feind und habt aus seinen Kisten
    Das goldne Handgeld unsers Tods empfangen.
    Ihr wolltet euren Herrn dem Mord verkaufen,
    Der Knechtschaft seine Prinzen, seine Pairs
    Der Schmach, dem Drucke seine Untertanen
    Und der Verheerung sein ganz Königreich.
    Wir suchen keine Rache für uns selbst,
    Doch liegt uns so das Heil des Reiches ob,
    Des Fall ihr suchtet, daß wir dem Gesetz
    Euch überliefern müssen. Drum macht euch fort,
    Elende arme Sünder, in den Tod,
    Wovon den Schmack euch Gott aus seiner Gnade
    Geduld zu kosten geb’, und wahre Reu’
    Für eure Missetaten! – Schafft sie fort!
    Die Verschwornen werden mit Wache abgeführt.
    Nun, Lords, nach Frankreich, welches Unternehmen
    Für euch wie uns wird eben glorreich sein.
    Wir zweifeln nicht an einem günst’gen Krieg;
    Da Gott so gnädig an das Licht gebracht
    Den Hochverrat, an unserm Wege lauernd,
    Um den Beginn zu stören, zweifl’ ich nicht,
    Daß jeder Anstoß nicht geschlichtet sei.
    Wohlauf denn, liebe Landgenossen! Laßt
    In Gottes Hand uns geben unsre Macht,
    Indem wir gleich sie zur Vollstreckung führen.
    Fröhlich zur See! Die Fahnen

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