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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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nicht
    Verstärkt, gehalten und betrieben würde,
    Als wäre die Erwartung eines Kriegs.
    Drum heiß’ ich’s billig, daß wir alle ziehn,
    Die schwachen Teile Frankreichs zu besehn;
    Das laßt uns tun mit keinem Schein von Furcht,
    Ja, mit nicht mehr, als hörten wir, daß England
    Sich schick’ auf einen Mohrentanz zu Pfingsten.
    Denn, bester Herr, so eitel prangt sein Thron,
    Und seinen Szepter führet so phantastisch
    Ein wilder, seichter, launenhafter Jüngling,
    Daß ihm kein Schrecken folgt.
    Connetable
.
    O still, Prinz Dauphin!
    Ihr irrt Euch allzusehr in diesem König.
    Frag’ Eure Hoheit die Gesandten nur,
    Mit welcher Würd’ er ihre Botschaft hörte,
    Wie wohl mit edlen Räten ausgestattet,
    Wie ruhig im Erwidern, und zugleich
    Wie schrecklich in entschloßner Festigkeit:
    Ihr werdet sehn, sein vorig eitles Wesen
    War nur des röm’schen Brutus Außenseite,
    Vernunft in einen Torenmantel hüllend,
    Wie oft mit Kot der Gärtner Wurzeln deckt,
    Die früh und zart vor allen treiben sollen.
    Dauphin
.
    Herr Connetable, ei, dem ist nicht so,
    Doch nehmen wir’s so an, es schadet nicht.
    Im Fall der Gegenwehr ist es am besten,
    Den Feind für mächt’ger halten, als er scheint:
    So füllet sich das Maß der Gegenwehr,
    Die sonst, bei schwachem, kärglichem Entwurf,
    Gleich einem Filz, ein wenig Tuch zu sparen,
    Den Rock verdirbt.
    König Karl
.
    Gut! Halten wir den König Heinrich stark,
    Und Prinzen, rüstet stark euch wider ihn.
    Denn sein Geschlecht hat unser Fleisch gekostet,
    Und er stammt ab von dieser blut’gen Reih’,
    Die auf den heim’schen Pfaden uns verfolgt.
    Des zeugt der zu gedächtniswürd’ge Tag,
    Als Cressys Schlacht verderblich ward geschlagen
    Und unsre Prinzen alle in die Hände
    Dem schwarzen Namen Eduard fielen,
    Dem Schwarzen Prinz von Wales, indes sein Vater,
    Des Berges Fürst, auf einem Berge stehend,
    Hoch in der Luft, gekrönt von goldner Sonne,
    Den Heldensprößling sah, und ihn mit Lächeln
    Die Werke der Natur verstümmeln sah
    Und Bildnisse verlöschen, welche Gott
    Und fränk’sche Väter zwanzig Jahr hindurch
    Geschaffen hatten. Dieser ist ein Zweig
    Von jenem Siegerstamm: und laßt uns fürchten
    Die angeborne Kraft und sein Geschick!
    Ein Bote tritt auf.
    Bote
.
    Gesandte Heinrichs, Königes von England,
    Begehren Zutritt zu Eu’r Majestät.
    König Karl
.
    Wir geben ihnen gleich Gehör. – Geht, holt sie.
    Bote und einige Herren vom Hofe ab.
    Ihr seht, die Jagd wird heiß betrieben, Freunde.
    Dauphin
.
    Macht Halt und bietet Stirn! Denn feige Hunde
    Sind mit dem Maul am freisten, wenn ihr Wild
    Schon weit vorausläuft. Bester Fürst, seid kurz
    Mit diesen Englischen und laßt sie wissen,
    Von welcher Monarchie das Haupt Ihr seid.
    Selbstliebe, Herr, ist nicht so schnöde Sünde
    Als Selbstversäumnis.
    Die Herren kommen mit Exeter und Gefolge zurück.
    König Karl
.
    Von unserm Bruder England?
    Exeter
.
    Von ihm; so grüßt er Eure Majestät.
    Er heischt in des Allmächt’gen Gottes Namen,
    Daß Ihr Euch abtun und entkleiden sollt
    Erborgter Hoheit, die durch Gunst des Himmels,
    Durch der Natur und Völker Recht ihm zusteht
    Und seinen Erben; namentlich die Krone
    Und aller Ehren weiten Kreis, den Sitte
    Und Anordnung der Zeiten zugeteilt
    Der Krone Frankreichs. Daß Ihr wissen mögt,
    Dies sei kein loser ungereimter Anspruch,
    Entdeckt im Wurmfraß längst verschwundner Tage,
    Vom Staube der Vergessenheit gescharrt,
    Schickt er Euch diese höchst denkwürd’ge Reih’,
    überreicht ein Papier
    In jedem Zweige wahrhaft überzeugend,
    Und heißt Euch diesen Stammbaum überschaun.
    Und wenn Ihr grade abgestammt ihn findet
    Vom rühmlichsten der hochberühmten Ahnen,
    Eduard dem Dritten, heißt er Euch Verzicht
    Auf Kron’ und Reich tun, die Ihr unrechtmäßig
    Ihm als gebornen Eigner vorenthaltet.
    König Karl
.
    Sonst, was erfolgt?
    Exeter
.
    Der blut’ge Zwang; denn wenn ihr selbst die Krone
    In euren Herzen bürg’t, er stört nach ihr.
    Deswegen kommt er an in wildem Sturm,
    In Donner und Erdbeben, wie ein Zeus,
    Auf daß er nöt’ge, wenn kein Mahnen hilft;
    Und heißt Euch, beim Erbarmen Gott des Herrn,
    Die Krone abstehn und der armen Seelen,
    Für welche dieser gier’ge Krieg den Rachen
    Schon öffnet, schonen; und auf Euer Haupt
    Wälzt er der Waisen Schrei, der Witwen Tränen,
    Der Toten Blut, verlaßner Mädchen Ächzen
    Um Gatten, Väter und um Anverlobte,
    Die diese Zwistigkeit verschlingen wird.
    Dies ist sein Ruf, sein Drohn und meine

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