Sämtliche Dramen
gelten.
Warwick
.
Ihr mögt zu Bett nur gehn und wieder träumen,
Um Euch zu schirmen vor dem Sturm der Schlacht.
Clifford
.
Ich bin auf einen größern Sturm gefaßt,
Als den du heut herauf beschwören kannst;
Und schreiben will ich das auf deinen Helm,
Kenn’ ich dich nur am Zeichen deines Hauses.
Warwick
.
Bei meines alten Vater Nevil Zeichen!
Den steh’nden Bär, am knot’gen Pfahl gekettet,
Ich trag’ ihn heut auf meinem Helme hoch,
Der Zeder gleich auf eines Berges Gipfel,
Die jedem Sturm zum Trotz ihr Laub bewahrt,
Um dich zu schrecken durch den Anblick schon.
Clifford
.
Und dir vom Helme reiß’ ich deinen Bär
Und tret’ ihn in den Staub mit allem Hohn,
Zum Trotz dem Bärenwärter, der ihn schützt.
Clifford Sohn
.
Und zu den Waffen so, sieghafter Vater!
Zu der Rebellen Sturz und ihrer Rotte!
Richard
.
Pfui! Glimpflich! Wollt Euch nicht so hart erweisen!
Ihr müßt zu Nacht mit dem Herrn Christus speisen.
Clifford Sohn
.
Das ist mehr, schnödes Brandmal, als du weißt!
Richard
.
Wo nicht im Himmel, in der Hölle speist!
Alle ab.
¶
Zweite Szene
Sankt Albans.
Getümmel. Angriffe.Warwick tritt auf.
Warwick
.
Clifford von Cumberland, der Warwick ruft!
Und wenn du nicht dich vor dem Bären birgst,
Jetzt, da die zornige Trompete schmettert
Und Sterbender Geschrei die Luft erfüllt,
So sag’ ich: Clifford, komm und ficht mit mir!
Du stolzer nord’scher Lord von Cumberland,
Warwick hat heiser sich an dir gerufen!
York tritt auf.
Was gibt’s, mein edler Lord? Wie, so zu Fuß?
York
.
Cliffords Vertilger-Hand erschlug mein Roß,
Doch tat ich Gleiches ihm um Gleiches an
Und machte sein geliebtes wackres Tier
Zur Beute für des Aases Kräh’n und Geier.
Clifford tritt auf.
Warwick
.
Die Stund’ ist da für einen von uns beiden.
York
.
Halt, Warwick! Such’ dir einen andern Fang:
Ich selbst muß dieses Wild zu Tode jagen.
Warwick
.
Dann wacker, York! Du fichtst um eine Krone. –
So wahr ich, Clifford, heut Gedeihen hoffe,
Dich unbekämpft zu lassen, kränkt mein Herz.
Ab.
Clifford
.
Was siehst du, York, an mir? Was zauderst du?
York
.
In dein mannhaftes Tun würd’ ich verliebt,
Wärst du nicht mein so ausgemachter Feind.
Clifford
.
Auch deinem Mute würde Preis zu teil,
Wenn du nicht schimpflich im Verrat ihn zeigtest.
York
.
So helf’ er jetzt mir wider dies dein Schwert,
Wie ich bei Recht und Wahrheit ihn beweise!
Clifford
.
Ich setze Seel’ und Leib an dieses Werk.
York
.
Furchtbare Waage! Mach’ dich gleich bereit
Sie fechten, und Clifford fällt.
Clifford
.
La fin couronne les œuvres.
Stirbt.
York
.
Krieg gab dir Frieden nun, denn du bist still.
Mit deiner Seele Frieden, so Gott will!
Ab.
Der junge Clifford tritt auf.
Clifford Sohn
.
Scham und Verwirrung! Alles flüchtet sich;
Die Furcht schafft Unordnung, und statt zu schirmen,
Verwundet sie. O Krieg, du Sohn der Hölle,
Gebraucht zum Werkzeug von des Himmels Zorn!
Wirf in die frost’gen Busen unsers Volks
Der Rache heiße Kohlen! – Keiner fliehe:
Wer wahrhaft sich dem Krieg gewidmet, hat
Selbstliebe nicht, und wer sich selbst noch liebt,
Führt nicht dem Wesen nach, zufällig nur,
Des Tapfern Namen. –
Er erblickt seinen toten Vater.
O ende, schnöde Welt!
Des Jüngsten Tags vorausgesandte Flammen,
Macht eins aus Erd’ und Himmel!
Es blase die Gerichtstrompete nun,
Daß Unbedeutendheit und kleine Laute
Verstummen! – War’s verhängt dir, lieber Vater,
In Frieden deine Jugend hinzubringen,
Des reifen Alters Silbertracht zu führen
Und in der Ehr’ und Ruhe Tagen so
In wilder Schlacht zu sterben? – Bei dem Anblick
Versteinert sich mein Herz, und steinern sei’s,
Solang’ es mein ist! – York schont nicht unsre Greise:
Ich ihre Kinder nicht; der Jungfrau’n Tränen,
Sie sollen mir wie Tau dem Feuer sein,
Und Schönheit, die Tyrannen oft erweicht,
Soll Öl mir gießen in des Grimmes Flammen.
Ich will hinfort nichts von Erbarmen wissen;
Treff’ ich ein Knäblein an vom Hause York,
Ich will’s zerhauen in so viele Bissen,
Als am Absyrtus wild Medea tat:
Ich suche meinen Ruhm in Grausamkeit.
Komm, neue Trümmer von des alten Cliffords Haus!
Nimmt die Leiche auf.
So trug Aeneas einst den Greis Anchises,
So trag’ ich dich auf meinen Mannesschultern.
Doch trug Aeneas da lebend’ge Last:
Nichts ist so schwer als dies mein Herzeleid.
Ab.
Richard Plantagenet und Somerset kommen fechtend, Somerset wird
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