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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Gloster.
    Kommt, Fürstin, Ihr müßt gleich nach Westminster:
    Dort krönt man Euch als Richards Eh’gemahl.
    Elisabeth
.
    Ach! lüftet mir die Schnüre,
    Daß mein beklemmtes Herz Raum hat zu schlagen,
    Sonst sink’ ich um bei dieser Todesbotschaft.
    Anna
.
    Verhaßte Nachricht! Unwillkommne Botschaft!
    Dorset
.
    Seid gutes Muts! – Mutter, wie geht’s Eu’r Gnaden?
    Elisabeth
.
    O Dorset, sprich nicht mit mir! Mach’ dich fort!
    Tod und Verderben folgt dir auf der Ferse;
    Verhängnisvoll ist deiner Mutter Name.
    Willst du dem Tod entgehn, fahr’ übers Meer,
    Bei Richmond leb’, entrückt der Hölle Klau’n.
    Geh, eil’ aus dieser Mördergrube fort,
    Daß du die Zahl der Toten nicht vermehrst
    Und unter Margaretas Fluch ich sterbe,
    Noch Mutter, Weib, noch Königin geachtet.
    Stanley
.
    Voll weiser Sorg’ ist dieser Euer Rat. –
    Nehmt jeder Stunde schnellen Vorteil wahr;
    Ich geb’ Euch Briefe mit an meinen Sohn,
    Empfehl’ es ihm, entgegen Euch zu eilen:
    Laßt Euch nicht fangen durch unweises Weilen.
    Herzogin
.
    O schlimm zerstreu’nder Wind des Ungemachsl –
    O mein verfluchter Schoß, des Todes Bett!
    Du hecktest einen Basilisk der Welt,
    Des unvermiednes Auge mörd’risch ist.
    Stanley
.
    Kommt, Fürstin, kommt! Ich ward in Eil’ gesandt.
    Anna
.
    Mit höchster Abgeneigtheit will ich gehn. –
    O wollte Gott, es wär’ der Zirkelreif
    Von Gold, der meine Stirn umschließen soll,
    Rotglüh’nder Stahl und sengte mein Gehirn!
    Mag tödlich Gift mich salben, daß ich sterbe,
    Eh’ wer kann rufen: Heil der Königin!
    Elisabeth
.
    Geh, arme Seel’, ich neide nicht dein Glück;
    Mir zu willfahren, wünsche dir kein Leid.
    Anna
.
    Wie sollt’ ich nicht? Als er, mein Gatte jetzt,
    Hinzutrat, wie ich Heinrichs Leiche folgte,
    Als er die Hände kaum vom Blut gewaschen,
    Das dir entfloß, mein erster Engelgatte,
    Und jenem toten Heil’gen, den ich weinte;
    Oh, als ich da in Richards Antlitz schaute,
    War dies mein Wunsch: Sei du, sprach ich, verflucht,
    Der mich, so jung, so alt als Witwe macht!
    Und wenn du freist, umlagre Gram dein Bett,
    Und sei dein Weib (ist eine so verrückt)
    Elender durch dein Leben, als du mich
    Durch meines teuren Gatten Tod gemacht!
    Und sieh, eh’ ich den Fluch kann wiederholen,
    In solcher Schnelle, ward mein Weiberherz
    Gröblich bestrickt von seinen Honigworten
    Und unterwürfig meinem eignen Fluch,
    Der stets seitdem mein Auge wach erhielt:
    Denn niemals eine Stund’ in seinem Bett
    Genoß ich noch den goldnen Tau des Schlafs,
    Daß seine bangen Träume nicht mich schreckten.
    Auch haßt er mich um meinen Vater Warwick
    Und wird mich sicherlich in kurzem los.
    Elisabeth
.
    Leb wohl, du armes Herz! Mich dau’rt dein Klagen.
    Anna
.
    Nicht mehr, als Eur’s mich in der Seele schmerzt.
    Dorset
.
    Leb wohl, die du mit Weh die Hoheit grüßest!
    Anna
.
    Leb, arme Seele, wohl, die von ihr scheidet!
    Herzogin
zu Dorset.
    Geh du zu Richmond: gutes Glück geleite dich! –
    Zu Anna.
    Geh du zu Richard: gute Engel schirmen dich! –
    Zu, Elisabeth.
    Geh du zur Freistatt: guter Trost erfülle dich! –
    Ich in mein Grab, wo Friede mit mir ruhe!
    Mir wurden achtzig Leidensjahr’ gehäuft
    Und Stunden Lust in Wochen Grams ersäuft.
    Elisabeth
.
    Verweilt noch, schaut mit mir zurück zum Turm!
    Erbarmt euch, alte Steine, meiner Knaben,
    Die Neid in euren Mauern eingekerkert!
    Du rauhe Wiege für so holde Kinder!
    Felsstarre Amme! Finstrer Spielgesell
    Für zarte Prinzen! Pflege meine Kleinen!
    So sagt mein töricht Leid Lebwohl den Steinen.
    Alle ab.
    ¶

Zweite Szene
    Ein Staatszimmer im Palast.
    Trompetenstoß. Richard als König auf seinem Thron, Buckingham, Catesby, ein Edelknabe und andre.
    Richard
.
    Steht alle seitwärts. – Vetter Buckingham, –
    Buckingham
.
    Mein gnäd’ger Fürst?
    Richard
.
    Gib mir die Hand. So hoch, durch deinen Rat
    Und deinen Beistand, sitzt nun König Richard.
    Doch soll der Glanz uns einen Tag bekleiden,
    Wie? oder dauern, und wir sein uns freun?
    Buckingham
.
    Stets leb’ er, möge dauern immerdar!
    Richard
.
    Ah, Buckingham! Den Prüfstein spiel’ ich jetzt,
    Ob du dich wohl als echtes Gold bewährst.
    Der junge Eduard lebt: rat’, was ich meine.
    Buckingham
.
    Sprecht weiter, bester Herr.
    Richard
.
    Ei, Buckingham, ich möchte König sein.
    Buckingham
.
    Das seid Ihr ja, mein hochberühmter Fürst.
    Richard
.
    Ha! Bin ich König? Wohl, doch Eduard lebt.
    Buckingham
.
    Wahr, edler Prinz.
    Richard
.
    O bittre Folgerung!
    Daß

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