Sämtliche Dramen
der Schulz verbindlich mir das Schloß
Und nannt’ es Rougemont; bei dem Namen stutzt’ ich,
Weil mir ein Bard’ aus Irland einst gesagt,
Nicht lange lebt’ ich, wenn ich Richmond sähe.
Buckingham
.
Mein Fürst, –
Richard
.
Was ist die Uhr?
Buckingham
.
Ich bin so dreist, Eu’r Hoheit zu erinnern
An was Ihr mir verspracht.
Richard
.
Gut, doch was ist die Uhr?
Buckingham
.
Zehn auf den Schlag.
Richard
.
Nun gut, so laß es schlagen.
Buckingham
.
Warum es schlagen lassen?
Richard
.
Weil zwischen deiner Bitt’ und meinem Denken
Du wie ein Glockenhans den Hammer hältst.
Ich bin nicht in der Gebelaune heut.
Buckingham
.
Nun, so erklärt Euch, ob Ihr wollt, ob nicht.
Richard
.
Du störst mich nur; ich bin nicht in der Laune.
Richard mit seinem Gefolge ab.
Buckingham
.
So steht’s? Bezahlt er meine wicht’gen Dienste
Mit Hohn? Macht’ ich zum König dazu ihn?
O laß mich Hastings warnen und, derweilen
Dies bange Haupt noch steht, nach Brecknock eilen!
Ab.
¶
Dritte Szene
Ebendaselbst.
Tyrrel tritt auf.
Tyrrel
.
Geschehn ist die tyrannisch blut’ge Tat,
Der ärgste Greuel jämmerlichen Mords,
Den jemals noch dies Land verschuldet hat.
Dighton und Forrest, die ich angestellt
Zu diesem Streich ruchloser Schlächterei,
Zwar eingefleischte Schurken, blut’ge Hunde, –
Vor Zärtlichkeit und mildem Mitleid schmelzend,
Weinten wie Kinder bei der Trau’rgeschichte.
»O so«, sprach Dighton, »lag das zarte Paar«;
»So, so«, sprach Forrest, »sich einander gürtend
Mit den unschuld’gen Alabasterarmen:
Vier Rosen eines Stengels ihre Lippen,
Die sich in ihrer Sommerschönheit küßten.
Und ein Gebetbuch lag auf ihrem Kissen;
Das wandte fast«, sprach Forrest, »meinen Sinn;
Doch oh! der Teufel« – dabei stockt der Bube,
Und Dighton fuhr so fort: »Wir würgten hin
Das völligst süße Werk, so die Natur
Seit Anbeginn der Schöpfung je gebildet.« –
Drauf gingen beide voll Gewissensbisse,
Die sie nicht sagen konnten, und ich ließ sie,
Dem blut’gen König den Bericht zu bringen.
Richard tritt auf.
Hier kommt er eben. – Heil, mein hoher Herr!
Richard
.
Freund Tyrrel, macht mich deine Zeitung glücklich?
Tyrrel
.
Wenn das vollbracht zu wissen, was Ihr mir
Befohlen, Euch beglückt, so seid denn glücklich:
Es ist geschehn.
Richard
.
Doch sahst du selbst sie tot?
Tyrrel
.
Ja, Herr.
Richard
.
Und auch begraben, lieber Tyrrel?
Tyrrel
.
Der Kapellan im Turm hat sie begraben;
Wo, weiß ich nicht, die Wahrheit zu gestehn.
Richard
.
Komm zu mir, Tyrrel, nach dem Abendessen,
Da sagst du mir den Hergang ihres Tods.
Denk’ drauf, was ich zu lieb dir könnte tun,
Und dein Begehren fällt sogleich dir zu.
Leb indes wohl!
Tyrrel
.
Zu Gnaden Euch empfohlen.
Ab.
Richard
.
Den Sohn des Clarence hab’ ich eingesperrt,
Die Tochter in geringem Stand vereh’licht;
Im Schoß des Abraham ruh’n Eduards Söhne,
Und Anna sagte gute Nacht der Welt.
Nun weiß ich, der Bretagner Richmond trachtet
Nach meiner jungen Nicht’, Elisabeth,
Und blickt, stolz auf dies Band, zur Kron’ empor:
Drum will ich zu ihr, als ein muntrer Freier.
Catesby tritt auf.
Catesby
.
Herr, –
Richard
.
Gilt es gute oder schlimme Zeitung,
Daß du so grad’ hereinstürmst?
Catesby
.
Herr, schlimme Zeitung: Morton floh’ zum Richmond,
Und Buckingham, verstärkt mit tapfern Wäl’schen,
Rückt in das Feld, und seine Macht nimmt zu.
Richard
.
Ely samt Richmond drängen näher mich
Als Buckinghams schnell aufgeraffte Macht
Komm, denn ich lernte, bängliches Erwägen
Sei schläfrigen Verzuges blei’rner Diener;
Verzug führt Bettelei im lahmen Schneckenschritt.
Sei denn mein Flügel, feur’ge Schnelligkeit,
Zum Königsherold und Merkur bereit!
Geh, mustre Volk: mein Schild ist jetzt mein Rat;
Verrätertrotz im Felde ruft zur Tat.
Beide ab.
¶
Vierte Szene
Vor dem Palast.
Königin Margareta tritt auf.
Margareta
.
So, jetzo wird der Wohlstand überreif
Und fällt in den verfaulten Schlund des Todes.
Hier in der Nähe hab’ ich schlau gelauscht,
Um meiner Feinde Schwinden abzuwarten.
Von einem grausen Vorspiel war ich Zeugin
Und will nach Frankreich, hoffend, der Erfolg
Werd’ auch so bitter, schwarz und tragisch sein.
Unglückliche Margreta, fort! Wer kommt?
Königin Elisabeth und die Herzogin von York treten auf.
Elisabeth
.
Ach, arme Prinzen! Meine zarten Knaben!
Unaufgeblühte Knospen! Süße Keime!
Fliegt eure holde
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