Sämtliche Dramen
ist dein Name?
Coriolanus
.
Ein Name, schneidend für der Volsker Ohr,
Und rauhen Klangs für dich.
Aufidius
.
Wie ist dein Name?
Du hast ’nen wüsten Schein’ und deine Mien’ ist
Gebieterisch. Ist auch zerfetzt dein Tauwerk,
Zeigst du als wackres Schiff dich. Wie dein Name?
Coriolanus
.
Zieh’ deine Stirn in Falten! Kennst mich jetzt?
Aufidius
.
Nicht kenn’ ich dich. Dein Name?
Coriolanus
.
Mein Nam’ ist Cajus Marcius, der dich selbst
Vorerst und alle deine Landsgenossen
Sehr schwerverletzt’ und elend machte; zeuge
Mein dritter Name Coriolan. Die Kriegsmüh’n.
Die Todsgefahr und all die Tropfen Bluts,
Vergossen für das undankbare Rom,
Das alles wird bezahlt mit diesem Namen,
Er, starkes Mahnwort und Anreiz zu Haß
Und Feindschaft, die du mir mußt hegen.
Nur Der Name bleibt. Die Grausamkeit des Volks,
Ihr Neid, gestattet von dem feigen Adel,
Die alle mich verließen, schlang das andre.
Sie duldeten’s, mich durch der Sklaven Stimmen
Aus Rom gezischt zu sehn. – Diese Verruchtheit
Bringt mich an deinen Herd; die Hoffnung nicht,
Versteh’ mich recht, mein Leben zu erhalten;
Denn fürchtet’ ich den Tod, so mied’ ich wohl
Von allen Menschen dich zumeist; – nein, Haß, Ganz
meinen Neidern alles wett zu machen,
Bringt mich hieher. – Wenn du nun in dir trägst
Ein Herz des Grimms, das Rache heischt für alles,
Was dich als Mann gekränkt, und die Verstümm’lung
Und Schmach in deinem ganzen Land will strafen,
Mach’ dich gleich dran, daß dir mein Elend nütze,
Daß dir mein Rachedienst zur Wohltat werde;
Denn ich bekämpfe
Mein gifterfülltes Land mit aller Wut
Der Höllengeister. Doch fügt es sich so:
Du wagst es nicht und bist ermüdet, höher
Dein Glück zu steigern, dann, mit einem Wort,
Bin ich des Lebens auch höchst überdrüssig,
Dann biet’ ich dir und deinem alten Haß
Hier meine Gurgel. – Schneidest du sie nicht,
So würdest du nur als ein Tor dich zeigen;
Denn immer hab’ ich dich mit Grimm verfolgt
Und Tonnen Blutes deinem Land entzapft.
Ich kann nur leben dir zum Hohn, es sei denn,
Um Dienste dir zu tun.
Aufidius
.
O Marcius, Marcius!
Ein jedes Wort von dir hat eine Wurzel
Des alten Neids mir aus der Brust gejätet.
Wenn Jupiter
Von jener Wolk’ uns als Orakel riefe:
»Wahr ist’s!« – nicht mehr als dir würd’ ich ihm glauben.
Ganz edler Marcius! oh! laß mich umwinden
Den Leib mit meinen Armen, gegen den
Mein fester Speer wohl hundertmal zerbrach,
Und schlug den Mond mit Splittern. Hier umfang’ ich
Den Amboß meines Schwerts, und ringe nun
So edel und so heiß mit deiner Liebe,
Als je mein eifersücht’ger Mut gerungen
Mit deiner Tapferkeit. Laß mich bekennen:
Ich liebte meine Braut, nie seufzt’ ein Mann
Mit treu’rer Seele; doch, dich hier zu sehn,
Du hoher Geist! dem springt mein Herz noch freud’ger,
Als da mein neuvermähltes Weib zuerst
Mein Haus betrat. Du Mars, ich sage dir,
Ganz fertig steht ein Kriegsheer, und ich wollte
Noch einmal dir den Schild vom Arme hauen,
Wo nicht den Arm verlieren. Zwölfmal hast du
Mich ausgeklopft, und jede Nacht seitdem
Träumt’ ich vom Balgen zwischen dir und mir.
Wir waren beid’ in meinem Schlaf am Boden,
Die Helme reißend, bei der Kehl’ uns packend;
Halbtot vom Nichts erwacht’ ich. – Würd’ger Marcius!
Hätt’ ich nicht andern Streit mit Rom, als nur,
Daß du von dort verbannt, ich böte auf
Von zwölf zu siebzig alles Volk, um Krieg
Ins Herz des undankbaren Roms zu gießen,
Mit überschwell’nder Flut. – O komm! tritt ein,
Und nimm die Freundeshand der Senatoren,
Die jetzt hier sind, mir Lebewohl zu sagen,
Der eure Länderei’n angreifen wollte,
Wenn auch nicht Rom selbst.
Coriolanus
.
Götter, seid gepriesen!
Aufidius
.
Willst du nun selbst als unumschränkter Herr
Dein eigner Rächer sein, so übernimm
Die Hälfte meiner Macht, bestimme du,
Wie dir gefällt, da du am besten kennst
Des Landes Kraft und Schwäche, deinen Weg, –
Sei’s, anzuklopfen an die Tore Roms,
Sei’s, sie an fernen Grenzen heimzusuchen,
Erst schreckend, dann vernichtend. Doch tritt ein,
Und sei empfohlen jenen, daß sie ja
Zu deinen Wünschen sprechen. – Tausend Willkomm!
Und mehr mein Freund als du je Feind gewesen,
Und, Marcius, das ist viel. Komm, deine Hand!
Coriolanus und Aufidius gehn ab.
Erster Diener
. Das ist eine wunderliche Veränderung.
Zweiter Diener
. Bei meiner Hand, ich dachte ihn mit eine Prügel hinaus
Weitere Kostenlose Bücher