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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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zu schlagen, und doch ahnete mir, seine Kleider machten von ihm eine falsche Aussage.
    Erster Diener
. Was hat er für einen Arm! Er schwenkte mich herum mit seinem Daum und Finger, wie man einen Kreisel tanzen läßt.
    Zweiter Diener
. Nun, ich sah gleich an seinem Gesicht, daß was Besonderes in ihm steckte. Er hatte dir eine Art von Gesicht, sag’ ich – ich weiß nicht, wie ich es nennen soll.
    Erster Diener
. Das hatte er. Er sah aus, gleichsam – ich will mich hängen lassen, wenn ich nicht dachte, es wäre mehr in ihm, als ich denken konnte.
    Zweiter Diener
. Das dachte ich auch, mein’ Seel’. Er ist gradezu der herrlichste Mann in der Welt.
    Erster Diener
. Das glaube ich auch. Aber einen besseren Krieger als er kennest du doch wohl.
    Zweiter Diener
. Wer? mein Herr?
    Erster Diener
. Ja, das ist keine Frage.
    Zweiter Diener
. Der wiegt sechs solche auf.
    Erster Diener
. Nein, das nun auch nicht; doch ich halte ihn für einen bessern Krieger.
    Zweiter Diener
. Mein’ Treu’! sieh, man kann nicht sagen, was
    man davon denken soll; was die Verteidigung einer Stadt betrifft, da ist unser Feldherr vorzüglich.
    Erster Diener
. Ja, und auch für den Angriff.
    Der dritte Diener kommt zurück.
    Dritter Diener
. Oh, Bursche, ich kann euch Neuigkeiten erzählen, Neuigkeiten, ihr Flegel!
    Die beiden Andern
. Was? was? was? Laß hören!
    Dritter Diener
. Ich wollte kein Römer sein, lieber alles in der Welt, lieber wäre ich ein verurteilter Mensch.
    Erster
und
Zweiter Diener
. Warum? warum?
    Dritter Diener
. Nun, der ist da, der unsern Feldherrn immer zwackte, der Cajus Marcius.
    Erster Diener
. Warum sagtest du, »unsern Feldherrn zwacken«?
    Dritter Diener
. Ich sage just nicht, »unsern Feldherrn zwacken«; aber er war ihm doch immer gewachsen.
    Zweiter Diener
. Kommt, wir sind Freunde und Kameraden. Er war ihm immer zu mächtig, das habe ich ihn selbst sagen hören.
    Erster Diener
. Er war ihm, kurz und gut, zu mächtig. Vor Corioli hackte und zackte er ihn wie eine Karbonade.
    Zweiter Diener
. Und hätte er was von einem Kannibalen gehabt, so hätte er ihn wohl gebraten und aufgegessen dazu.
    Erster Diener
. Aber dein andres Neues?
    Dritter Diener
. Nun, da drinnen machen sie so viel Aufhebens von ihm, als wenn er der Sohn und Erbe des Mars wäre. Obenan gesetzt bei Tische, von keinem der Senatoren gefragt, der sich nicht barhäuptig vor ihn hinstellt. Unser Feldherr selbst tut, als wenn er seine Geliebte wäre, segnet sich mit Berührung seiner Hand, und dreht das Weiße in den Augen heraus, wenn er spricht. Aber der Grund und Boden meiner Neuigkeit ist: unser Feldherr ist mitten durchgeschnitten, und nur noch die Hälfte von dem, was er gestern war; denn der andre hat die Hälfte durch Ansuchen und Genehmigung der ganzen Tafel. Er sagt, er will gehn und den Pförtner von Rom bei den Ohren im Kot sühlen, er will alles vor sich niedermähen und sich glatten Weg machen.
    Zweiter Diener
. Und er ist der Mann danach, es zu tun, mehr als irgend jemand, den ich kenne.
    Dritter Diener
. Es zu tun? Freilich wird er’s tun! Denn versteht, Leute, er hat ebenso viel Freunde als Feinde; und diese Freunde, Leute, wagten gleichsam nicht, versteht mich, Leute, sich als seine Freunde, wie man zu sagen pflegt, zu zeigen, solange er in Mißkreditierung war.
    Erster Diener
. In Mißkreditierung? was ist das?
    Dritter Diener
. Aber Leute, wenn sie seinen Helmbusch wieder hoch sehen werden, und den Mann in seiner Kraft, so werden sie aus ihren Höhlen kriechen wie Kaninchen nach dem Regen, und ihm alle nachlaufen.
    Erster Diener
. Aber wann geht das los?
    Dritter Diener
. Morgen, heute, sogleich. Ihr werdet die Trommel heut nachmittag schlagen hören, es ist gleichsam noch eine Schüssel zu ihrem Fest, die verzehrt werden muß, ehe sie sich den Mund abwischen.
    Zweiter Diener
. Nun, so kriegen wir doch wieder eine muntre Welt. Der Friede ist zu nichts gut, als Eisen zu rosten Schneider zu vermehren und Bänkelsänger zu schaffen.
    Erster Diener
. Ich bin für den Krieg, sage ich, er übertrifft den Frieden, wie der Tag die Nacht; er ist lustig, wachsam, gesprächig, immer was Neues; Friede ist Stumpfheit, Schlafsucht, dick, faul, taub, unempfindlich, und bringt mehr Bastarde hervor, als der Krieg Menschen erwürgt.
    Zweiter Diener
. Richtig; und wie man auf gewisse Weise den Krieg Notzucht nennen kann, so macht, ohne Widerrede, der Friede viele Hahnrei.
    Erster Diener
. Ja, und er macht, daß die Menschen einander

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