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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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ab.
    ¶

Fünfte Szene
    Aufidius und ein Hauptmann treten auf.
    Aufidius
.
    Noch immer laufen sie dem Römer zu?
    Hauptmann
.
    Ich weiß nicht, welche Zauberkraft er hat;
    Doch dient zum Tischgebet er Euren Kriegern,
    Wie zum Gespräch beim Mahl und Dank am Schluß.
    Ihr seid in diesem Krieg verdunkelt, Herr,
    Selbst von den Eignen.
    Aufidius
.
    Jetzt kann ich’s nicht ändern,
    Als nur durch Mittel, die die Kräfte lähmten
    Von unsrer Absicht. Er beträgt sich stolzer,
    Selbst gegen mich, als ich es je erwartet,
    Da ich zuerst ihn aufnahm. Doch sein Wesen
    Bleibt darin sich getreu. Ich muß entschuld’gen,
    Was nicht zu bessern ist.
    Hauptmann
.
    Doch wünscht’ ich, Herr,
    Zu Eurem eignen Heil, Ihr hättet nie
    Mit ihm geteilt Eu’r Ansehn, nein, entweder
    Die Führung selbst behalten, oder ihm
    Allein sie überlassen.
    Aufidius
.
    Wohl weiß ich, was du meinst; und, sei versichert,
    Wenn’s zur Erklärung kommt, so denkt er nicht,
    Wes ich ihn kann beschuld’gen. Scheint es gleich,
    Und glaubt er selbst, und überzeugt sich auch
    Das Volk, daß er in allem redlich handelt
    Und guten Haushalt für die Volsker führt,
    Ficht, gleich dem Drachen, siegt, sobald er nur
    Das Schwert gezückt: doch blieb noch ungetan,
    Was so den Hals ihm bricht, oder den meinen
    Gefährdet, wenn wir miteinander rechnen.
    Hauptmann
.
    Herr, glaubt Ihr, daß er Roms sich wird bemeistern?
    Aufidius
.
    Jedwede Stadt ist sein, eh’ er belagert,
    Und ihm ergeben ist der Adel Roms;
    Patrizier lieben ihn und Senatoren.
    Den Krieg versteht nicht der Tribun. Das Volk
    Wird schnell zurück ihn rufen, wie’s ihn eilig
    Von dort verstieß. Ich glaub’, er ist für Rom,
    Was für den Fisch der Meeraar, der ihn fängt
    Durch angeborne Macht. Erst war er ihnen
    Ein edler Diener; doch er konnte nicht
    Die Würden mäßig tragen. Sei’s nun Stolz,
    Der immer, bleibt das Glück unwandelbar,
    Den Held befleckt; sei’s Mangel an Verstand,
    Wodurch er nicht den Zufall klug beherrscht,
    Der ihn begünstigt; oder sei’s Natur,
    Die ihn aus einem Stück schuf, – stets derselbe
    Im Helme wie im Rat, herrscht’ er im Frieden
    Mit unbeugsamer Streng’ und finsterm Ernst,
    Wie er dem Krieg gebot. Schon eins von diesen
    (Von jedem hat er etwas, keines ganz,
    So weit sprech’ ich ihn frei) macht’ ihn gefürchtet,
    Gehaßt, verbannt. – Doch so ist sein Verdienst,
    Daß es im Übermaß erstirbt. So fällt
    Stets unser Wert der Zeiten Deutung heim;
    Und Macht, die an sich selbst zu loben ist,
    Hat kein so unverkennbar Grab, als wenn
    Von Rednerbühnen wir ihr Tun gepriesen.
    Der Nagel treibt den Nagel, Brand den Brand,
    Kraft sinkt durch Kraft, durch Recht wird Recht verkannt.
    Kommt, laßt uns gehn! Ist, Cajus, Rom erst dein,
    Dann bist der Ärmste du, dann bist du mein.
    Sie gehn ab.
    ¶

FÜNFTER AUFZUG
Erste Szene
    Es treten auf Menenius, Cominius, Sicinius, Brutus und andere.
    Menenius
.
    Nein, ich geh’ nicht. – Ihr hört, was dem er sagte,
    Der einst sein Feldherr war; der ihn geliebt
    Aufs allerzärtlichste. Mich nannt’ er Vater:
    Doch was tut das? – Geht ihr, die ihn verbannt,
    ’ne Meile schon vor seinem Zelt fallt nieder,
    Und schleicht so knie’nd in seine Gnade! – Nein:
    Wollt’ er nichts von Cominius hören bleib ich
    Zu Haus.
    Cominius
.
    Er tat, als kennte er mich nicht.
    Menenius
. Hört ihr’s?
    Cominius
.
    Doch einmal nannt’ er mich bei meinem Namen:
    Die alte Freundschaft macht’ ich geltend, Blut,
    Gemeinsam sonst vergossen. Coriolan
    Wollt’ er nicht sein, verbat sich jeden Namen:
    Er sei ein Nichts, ein ungenanntes Wesen,
    Bis er sich einen Namen neu geschmiedet
    Im Brande Roms.
    Menenius
.
    Ah, so! Ihr machtet’s gut!
    Ein Paar Tribunen, welche Rom verdarben,
    Wohlfeil zu machen Kohlen! – Edler Ruhm!
    Cominius
.
    Ich mahnt’ ihn, wie so königlich Verzeihung,
    Je minder sie erwartet sei. Er sprach,
    Das sei vom Staat ein kahles Wort an ihn,
    Den selbst der Staat bestraft.
    Menenius
.
    Das war ganz recht.
    Was konnt’ er anders sagen?
    Cominius
.
    Ich suchte dann sein Mitleid zu erwecken
    Für die besondern Freund’. Er gab zur Antwort:
    Nicht lesen könn’ er sie aus einem Haufen
    Verdorbner, schlechter Spreu; auch sei es Torheit,
    Um ein, zwei arme Körner stinken lassen
    Den Unrat unverbrannt.
    Menenius
.
    Um ein paar Körner?
    Davon bin ich eins, seine Frau und Mutter,
    Sein Kind, der wackre Freund, wir sind die Körner:
    Ihr seid die dumpfe Spreu, und eu’r Gestank
    Dringt bis zum Mond; wir

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