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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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    Und jetzt nicht nehmen können; ihn zu ehren,
    Der mehr zu wirken hoffte, gab ich nach
    Sehr wenig nur. Doch neuer Sendung, Bitte,
    Sei’s nun vom Staat, von Freunden, leih’ ich nun
    Mein Ohr nicht mehr. – Ha! welch ein Lärm ist das?
    Geschrei hinter der Szene.
    Werd’ ich versucht, zu brechen meinen Schwur,
    Indem ich ihn getan? Ich werd’ es nicht.
    Es treten auf Virgilia, Volumnia, die den jungen Marcius an der Hand führt, Valeria mit Gefolge. Alle in Trauer.
    Mein Weib voran, dann die ehrwürd’ge Form,
    Die meinen Leib erschuf, an ihrer Hand
    Der Enkel ihres Bluts. – Fort, Sympathie!
    Brecht, all ihr Band’ und Rechte der Natur!
    Sei’s tugendhaft, in Starrsinn fest zu bleiben!
    Was gilt dies Beugen mir? dies Taubenauge,
    Das Götter lockt zum Meineid? – Ich zerschmelze!
    Und bin nicht festre Erd’ als andre Menschen. –
    Ha! meine Mutter beugt sich –
    Als wenn Olympus sich vor kleinem Hügel
    Mit Flehen neigte; und mein junger Sohn
    Hat einen Blick der Bitt’, aus dem allmächtig
    Natur schreit: »Weigre’s nicht!« – Nein, pflüge auf
    Der Volsker Rom, verheer’ Italien! – Nimmer
    Soll, wie unflügge Brut, Instinkt mich führen;
    Ich steh’, als wär’ der Mensch sein eigner Schöpfer
    Und kennte keinen Ursprung.
    Virgilia
.
    Herr und Gatte!
    Coriolanus
.
    Mein Auge schaut nicht mehr wie sonst in Rom.
    Virgilia
.
    Der Gram, der uns verwandelt hat, macht dich
    So denken.
    Coriolanus
.
    Wie ein schlechter Spieler jetzt
    Vergaß ich meine Roll’ und bin verwirrt,
    Bis zur Verhöhnung selbst. – Blut meines Herzens!
    Vergib mir meine Tyrannei; doch sage
    Drum nicht: »Vergib den Römern!« – Oh! ein Kuß,
    Lang wie mein Bann und süß wie meine Rache!
    Nun, bei der Juno Eifersucht, den Kuß
    Nahm ich, Geliebte, mit, und meine Lippe
    Hat ihn seitdem jungfräulich treu bewahrt.
    Ihr Götter! wie? ich huld’ge?
    Und aller Mütter edelste der Welt
    Blieb unbegrüßt? – Mein Knie, sink’ in die Erde,
    Drück’ tiefer deine Pflicht dem Boden ein,
    Als jeder andre Sohn!
    Er kniet nieder.
    Volumnia
.
    Steh auf gesegnet!
    Daß, auf nicht weicherm Kissen als der Stein,
    Ich vor dir knie’ und Huld’gung neuer Art
    Dir weihe, die bisher ganz falsch verteilt
    War zwischen Kind und Eltern.
    Sie kniet.
    Coriolanus
.
    Was ist das?
    Ihr vor mir knien? vor dem bestraften Sohn?
    Dann mögen Kiesel von der sand’gen Bucht
    Frech an die Sterne springen; rebell’sche Winde
    Die Feuersonn’ mit stolzen Zedern peitschen,
    Mordend Unmöglichkeit, zum Kinderspiel
    Zu machen das, was ewig nie kann sein.
    Volumnia
.
    Du bist mein Krieger,
    Ich hoffe fügsam. Kennst du diese Frau?
    Coriolanus
.
    Die edle Schwester des Publicola.
    Die Luna Roms, keusch, wie die Zacken Eis,
    Die aus dem reinsten Schnee der Frost geformt
    Am Heiligtum Dianens. Seid gegrüßt, Valeria!
    Volumnia
.
    Dies ein kleiner Auszug von dir selbst,
    Der durch die Auslegung erfüllter Jahre
    Ganz werden kann wie du.
    Coriolanus
.
    Der Gott der Krieger,
    Mit Beistimmung des höchsten Zeus, erziehe
    Zum, Adel deinen Sinn, daß du dich stählst,
    Der Schande unverwundbar, und im Krieg
    Ein groß Seezeichen stehst, die Winde höhnend,
    Die rettend, die dir nachsehn!
    Volumnia
.
    Knie’ nieder, Bursch!
    Coriolanus
.
    Das ist mein wackrer Sohn.
    Volumnia
.
    Er und dein Weib, die Frau hier und ich selbst
    Sind Flehende vor dir.
    Coriolanus
.
    Ich bitt’ Euch, still!
    Wo nicht, bedenket dies, bevor Ihr sprecht:
    Was zu gewähren ich verschwor, das nehmt nicht
    Als Euch verweigert; heißt mich nicht entlassen
    Mein Heer; nicht, wieder unterhandeln mit
    Den Handarbeitern Roms; nicht sprecht mir vor,
    Worin ich unnatürlich scheine; denkt nicht
    Zu sänft’gen meine Wut und meine Rache
    Mit Euren kältern Gründen!
    Volumnia
.
    Oh! nicht mehr! nicht mehr!
    Du hast erklärt, du willst uns nichts gewähren;
    Denn nichts zu wünschen haben wir, als das,
    Was du schon abschlugst; dennoch will ich wünschen,
    Daß, weichst du unsern Bitten aus, der Tadel
    Nur deine Härte treffen mag. Drum hör’ uns!
    Coriolanus
.
    Aufidius und ihr Volsker, merkt, wir hören
    Nichts in geheim von Rom. Nun, Eure Bitte?
    Volumnia
.
    Wenn wir auch schwiegen, sagte doch dies Kleid
    Und unser bleiches Antlitz, welch ein Leben
    Seit deinem Bann wir führten. Denke selbst,
    Wie wir, unsel’ger als je Frau’n auf Erden,
    Dir nahn! Dein Anblick, der mit Freudentränen
    Die Augen füllen soll, das Herz mit Wonne,
    Netzt sie mit Leid, die Brust erbebt

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