Sämtliche Dramen
müssen für euch brennen.
Sicinius
.
Seid milde doch, wenn Ihr zu helfen weigert
In so ratloser Zeit! Verhöhnt uns mind’stens
Mit unserm Elend nicht; denn sprächet Ihr
Für Euer Vaterland, – Eu’r gutes Wort,
Mehr als ein eilig aufgerafftes Heer,
Hemmt’ unsern Landsmann.
Menenius
.
Nein, ich bleib’ davon.
Sicinius
.
Ich bitt’ Euch, geht zu ihm!
Menenius
.
Was soll es nutzen?
Brutus
.
Versuchen nur, was Eure Liebe kann
Für Rom bei Marcius,
Menenius
.
Und gesetzt, daß Marcius
Zurück mich schickt, wie er Cominius tat,
Ganz ungehört: – Die Folge?
Noch ein gekränkter Freund, von Gram durchbohrt
Durch seine Härte. Nun?
Sicinius
.
Euern Willen
Erkennt Rom dankbar nach dem Maß, wie Ihr
Die gute Meinung zeigt.
Menenius
.
Ich will’s versuchen –
Kann sein, er hört mich; doch, die Lippe beißen
Und grollen mit Cominius schwächt mein Herz.
Man traf die Stunde nicht, vor Tische war’s.
Und sind die Adern leer, ist kalt das Blut
Dann schmollen wir dem Morgen, sind unwillig
Zu geben und vergeben; doch gefüllt
Die Röhren und Kanäle unsers Bluts
Mit Wein und Nahrung, macht die Seele schmeid’ger
Als priesterliches Fasten. – Drum erpass’ ich,
Bis er für mein Gesuch in Tafellaune,
Und dann mach’ ich mich an ihn.
Brutus
.
Ihr kennt den wahren Pfad zu seiner Güte
Und könnt des Wegs nicht fehlen.
Menenius
.
Gut, ich prüf ihn.
Geh’s, wie es will, bald werd’ ich selber wissen,
Ob’s mir gelang.
Geht ab.
Cominius
.
Er hört ihn nimmer.
Sicinius
.
Nicht?
Cominius
.
Glaubt mir, er sitzt im Gold, sein Blick so feurig,
Als wollt’ er Rom verbrennen; und sein Zorn
Ist Wächter seiner Gnad’. – Ich kniete nieder,
Nur leise sprach er: »Auf!« – entließ mich – so –
Mit seiner stummen Hand. Was er tun würde,
Schickt’ er mir schriftlich nach; was er nicht könne,
Zwäng’ ihn ein Eid sich selbst nicht nachzugeben.
So daß uns keine Hoffnung bleibt –
Wenn’s seine edle Mutter nicht und Gattin –;
Die, hör’ ich, sind gewillt, ihn anzuflehn
Um Gnade für die Stadt; drum gehn wir hin,
Daß unser bestes Wort sie noch mehr treibe!
Gehn ab.
¶
Zweite Szene
Zwei Wachen der Volsker, zu ihnen kommt Menenius.
Erste Wache
.
Halt! – Woher kommt Ihr?
Zweite Wache
.
Halt, und geht zurück!
Menenius
.
Ihr wacht wie Männer. Gut; doch mit Vergunst,
Ich bin ein Staatsbeamter, und gekommen,
Mit Coriolan zu sprechen.
Erste Wache
.
Von wo?
Menenius
.
Von Rom.
Erste Wache
.
Ihr kommt nicht durch, Ihr müßt zurück. – Der Feldherr
Will nichts von dort mehr hören.
Zweite Wache
.
Ihr sollt Eu’r Rom in Flammen sehn, bevor
Mit Coriolan Ihr sprecht.
Menenius
.
Ihr guten Freunde,
Habt ihr gehört von Rom den Feldherrn sprechen
Und seinen Freunden dort? Zehn gegen eins,
So traf mein Nam’ eu’r Ohr: er heißt Menenius.
Erste Wache
.
Mag sein. Zurück! denn Eures Namens Würde
Bringt Euch nicht durch.
Menenius
.
Ich sage dir, mein Freund,
Dein Feldherr liebt mich: denn ich war die Chronik
Des Guten, das er tat, und wo sein Ruhm
Als gleichlos stand, wohl etwas übertrieben.
Stets sagt’ ich Wahrheit aus von meinen Freunden
(Von denen er der Liebste), ganz und groß
Wie sich’s nur breiten läßt. Zuweilen wohl,
So wie die Kugel auf ganz sanftem Grund,
Sprang ich was jenseits, machte fast im Loben
Ein wenig Wind. – Drum, Kerl, muß ich auch durch.
Erste Wache
. Mein’ Treu’, Herr, wenn Ihr auch so viele Lügen für ihn, als jetzt Worte für Euch, gesprochen habt, so sollt Ihr doch nicht durch. Nein, – und wenn auch das Lügen so verdienstlich wäre, wie ein keusches Leben. Darum zurück!
Menenius
. Ich bitte dich, Mensch, erinnere dich, daß ich Meneniusheiße, der immer die Partei deines Feldherrn hielt.
Zweite Wache
. Wenn Ihr auch sein Lügner gewesen seid, wie Ihr vorgebt, so bin ich einer, der in seinem Dienst die Wahrheit spricht, und Euch sagt, daß Ihr hier nicht hinein dürft. Darum, zurück!
Menenius
. Hat er zu Mittag gegessen? Weißt du’s nicht? Denn ich wollte nicht gern eher mit ihm reden, als nach der Mahlzeit.
Erste Wache
. Nicht wahr, Ihr seid ein Römer?
Menenius
. Ich bin, was dein Feldherr ist.
Erste Wache
. Dann solltet Ihr auch Rom hassen, so wie er. Könnt ihr, nachdem ihr euern Verteidiger zu euren Toren hinaus gestoßen und in eurer blödsinnigen Volkswut euerm Feind euern eignen Schild gegeben habt, noch glauben, seine Rache ließe sich durch die
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