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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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ob dir: bei meinem heil’gen Orden!
    Ich glaubte, dein Gemüt sei bessern Stoffs.
    Erschlugst du Tybalt? Willst dich selbst erschlagen?
    Auch deine Gattin, die in dir nur lebt,
    Durch so verruchten Haß, an dir verübt?
    Was schiltst du auf Geburt, auf Erd’ und Himmel?
    In dir begegnen sie sich alle drei,
    Die du auf einmal von dir schleudern willst.
    Du schändest deine Bildung, deine Liebe
    Und deinen Witz. O pfui! Gleich einem Wuch’rer
    Hast du an allem Überfluß, und brauchst
    Doch nichts davon zu seinem echten Zweck,
    Der Bildung, Liebe, Witz erst zieren sollte.
    Ein Wachsgepräg’ ist deine edle Bildung,
    Wenn sie der Kraft des Manns abtrünnig wird;
    Dein teurer Liebesschwur ein hohler Meineid,
    Wenn du die tötest, der du Treu’ gelobt;
    Dein Witz, die Zier der Bildung und der Liebe,
    Doch zum Gebrauche beider mißgeartet,
    Fängt Feuer durch dein eignes Ungeschick,
    Wie Pulver in nachläss’ger Krieger Flasche;
    Und was dich schirmen soll, zerstückt dich selbst.
    Auf, sei ein Mann! denn deine Julia lebt,
    Sie, der zu Lieb’ du eben tot hier lagst:
    Das ist ein Glück. Dich wollte Tybalt töten,
    Doch du erschlugst ihn: das ist wieder Glück.
    Dein Freund wird das Gesetz, das Tod dir drohte,
    Und mildert ihn in Bann: auch das ist Glück.
    Auf deine Schultern läßt sich eine Last
    Von Segen nieder, und es wirbt um dich
    Glückseligkeit in ihrem besten Schmuck;
    Doch wie ein ungezognes, laun’sches Mädchen
    Schmollst du mit deinem Glück und deiner Liebe;
    O hüte dich! denn solche sterben elend.
    Geh hin zur Liebsten, wie’s beschlossen war;
    Ersteig’ ihr Schlafgemach: fort! tröste sie!
    Nur weile nicht, bis man die Wachen stellt,
    Sonst kömmst du nicht mehr durch nach Mantua.
    Dort lebst du dann, bis wir die Zeit ersehn,
    Die Freunde zu versöhnen, euren Bund
    Zu offenbaren, von dem Fürsten Gnade
    Für dich zu flehn, und dich zurück zu rufen
    Mit zwanzig hunderttausendmal mehr Freude,
    Als du mit Jammer jetzt von hinnen ziehst.
    Geh, Wärterin, voraus, grüß’ mir dein Fräulein;
    Heiß’ sie das ganze Haus zu Bette treiben,
    Wohin der schwere Gram von selbst sie treibt:
    Denn Romeo soll kommen.
    Wärterin
.
    O je! ich blieb’ hier gern die ganze Nacht,
    Und hörte gute Lehr’. Da sieht man doch,
    Was die Gelahrtheit ist! Nun, gnäd’ger Herr,
    Ich will dem Fräulein sagen, daß Ihr kommt.
    Romeo
.
    Tu’ das, und sag der Holden, daß sie sich
    Bereite, mich zu schelten!
    Wärterin
.
    Gnäd’ger Herr,
    Hier ist ein Ring, den sie für Euch mir gab.
    Eilt Euch, macht fort! sonst wird es gar zu spät.
    Ab.
    Romeo
.
    Wie ist mein Mut nun wieder neu belebt!
    Lorenzo
.
    Geh! gute Nacht! Und hieran hängt dein Los:
    Entweder geh, bevor man Wachen stellt,
    Wo nicht, verkleidet in der Frühe fort:
    Verweil’ in Mantua; ich forsch’ indessen
    Nach deinem Diener, und er meldet dir
    Von Zeit zu Zeit ein jedes gute Glück,
    Das hier begegnet. – Gib mir deine Hand!
    Es ist schon spät: fahr wohl denn! Gute Nacht!
    Romeo
.
    Mich rufen Freuden über alle Freuden,
    Sonst wär’s ein Leid, von dir so schnell zu scheiden.
    Leb wohl!
    Beide ab.
    ¶

Vierte Szene
    Ein Zimmer in Capulets Hause.
    Capulet, Gräfin Capulet, Paris.
    Capulet
.
    Es ist so schlimm ergangen, Graf, daß wir
    Nicht Zeit gehabt, die Tochter anzumahnen.
    Denn seht, sie liebte herzlich ihren Vetter;
    Das tat ich auch: nun, einmal stirbt man doch. –
    Es ist schon spät, sie kommt nicht mehr herunter;
    Ich sag’ Euch, wär’s nicht der Gesellschaft wegen,
    Seit einer Stunde läg’ ich schon im Bett.
    Paris
.
    So trübe Zeit gewährt nicht Zeit zum Frein;
    Gräfin, schlaft wohl, empfehlt mich Eurer Tochter!
    Gräfin
.
    Ich tu’s, und forsche morgen früh sie aus:
    Heut nacht verschloß sie sich mit ihrem Gram.
    Capulet
.
    Graf Paris, ich vermesse mich zu stehn
    Für meines Kindes Lieb’; ich denke wohl,
    Sie wird von mir in allen Stücken sich
    Bedeuten lassen, ja ich zweifle nicht.
    Frau, geh noch zu ihr, eh’ du schlafen gehst,
    Tu’ meines Sohnes Paris Lieb’ ihr kund
    Und sag ihr, merk’ es wohl: auf nächsten Mittwoch –
    Still, was ist heute?
    Paris
.
    Montag, edler Herr.
    Capulet
.
    Montag? So so! Gut, Mittwoch ist zu früh.
    Sei’s Donnerstag! – Sag ihr: am Donnerstag
    Wird sie vermählt mit diesem edlen Grafen.
    Wollt Ihr bereit sein? Liebt Ihr diese Eil’?
    Wir tun’s im Stillen ab; nur ein paar Freunde.
    Denn seht, weil Tybalt erst erschlagen ist,
    So dächte man, er läg’ uns nicht am Herzen
    Als

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