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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Ich lasse alles, wie ich’s gefunden, und damit gut. Pandarus ab.
    Es wird zum Kampf geblasen.
    Troilus
.
    Still, rauhe Töne! Still, unholder Klang! –
    Narr’n beiderseits! Schön sein muß Helena,
    Wenn ihr sie täglich schminkt mit eurem Blut.
    Der Anlaß kann mich nicht zum Kampf begeistern,
    Zu dürftig für mein Schwert ist dieser Preis! –
    Und Pandarus, – wie quält ihr mich, ihr Götter!
    Zugänglich nur wird Cressida durch ihn;
    Den Kind’schen werb’ ich nie zum Werben an,
    Und sie bleibt spröd’ verschlossen jeder Bitte.
    Sag mir, Apoll,’ um deiner Daphne Liebe,
    Was Cressida, was Pandar ist, was ich?
    Ihr Bett ist Indien! Dort als Perle ruht sie;
    Was zwischen ihrem Thron und unserm Ilium,
    Nenn’ ich empörtes, flutbewegtes Meer,
    Mich selbst den Kaufherrn, und den Schiffer Pandar
    Mein Boot, mein Schiffgeleit: mein zweifelnd Hoffen.
    Trompeten. Äneas tritt auf.
    Äneas
.
    Wie nun, Prinz Troilus? Weshalb nicht im Feld?
    Troilus
.
    Weil ich nicht dort. Die Weiberantwort paßt,
    Denn weibisch ist es, draußen nicht zu sein. –
    Was gibt’s, Äneas, Neues heut im Feld?
    Äneas
.
    Daß Paris heimgekommen und verwundet.
    Troilus
.
    Durch wen, Äneas?
    Äneas
.
    Menelaus tat’s.
    Troilus
.
    Zum Lachen! Nahm ihn jener so aufs Korn?
    Paris geschrammt von Menelaus’ Horn?
    Äneas
.
    Horch! Lust’ge Jagd dort außen, hell und scharf!
    Troilus
.
    Weit schöner hier, wenn » dürft’ ich « hieß: » ich darf «
    Doch hin zur Jagd des Felds! Willst du hinunter?
    Äneas
.
    In aller Eil’.
    Troilus
.
    So gehn wir rasch und munter!
    Sie gehn ab.
    ¶

Zweite Szene
    Ebendaselbst.
    Es treten auf Cressida und Alexander, ihr Diener.
    Cressida
.
    Wer ging vorbei?
    Alexander
.
    Die Königin Hekuba
    Und Helena.
    Cressida
.
    Wohin?
    Alexander
.
    Zum Turm nach Osten,
    Des Höh’ die ganze Gegend überschaut,
    Die Schlacht zu sehen. Hektor, des Geduld
    Sonst unerschütterlich, ward heut bewegt:
    Er schalt Andromache und schlug den Wappner;
    Und gleich, als gölt’ im Kriege gute Wirtschaft,
    War er in Waffen vor dem Morgenlicht
    Und zog ins Feld hinaus, wo jede Blume
    Wie ein Prophet beweint, was sie voraussieht
    In Hektors Zorn.
    Cressida
.
    Was reizte seine Wut?
    Alexander
.
    So wird erzählt: im Heer der Griechen kämpfte
    Ein Fürst aus Troerblut, des Hektors Neffe,
    Ajax mit Namen.
    Cressida
.
    Wohl; was sagt man weiter?
    Alexander
.
    Er ist, so heißt’s, ein ganz besondrer Mann
    Und steht allein.
    Cressida
. Das tun alle Männer, wenn sie nicht betrunken oder krank sind oder keine Beine haben.
    Alexander
. Dieser Mann, mein Fräulein, hat sich die Eigentümlichkeit von allerlei Tieren zugeeignet: er ist so kühn wie der Löwe, so täppisch wie der Bär, so langsam wie der Elefant: ein Mann, in dem die Natur so viele Launen gehäuft hat, daß seine Tüchtigkeit in Torheit untergeht, seine Torheit durch Verständigkeit gewürzt ist. Niemand besitzt eine Tugend, von der er nicht einen Anflug bekommen hätte, noch irgend jemand eine Unart, von der ihm nicht etwas anklebte; er ist melancholisch ohne Ursach’ und lustig wider den Strich; er hat die Gelenkigkeit zu jedem Dinge, aber jedes Ding ist an ihm so ungelenk, daß er wie ein gichtischer Briareus hundert Hände und keine zum Gebrauch hat, oder wie ein stockblinder Argus lauter Augen und keine Sehkraft.
    Cressida
. Wie kann aber dieser Mann, dermich lächeln macht, den Hektor in Zorn bringen?
    Alexander
. Man erzählt, er sei gestern mit Hektor in der Schlacht handgemein geworden und habe ihn niedergeschlagen, und der Verdruß darüber und die Schmach habe den Hektor seitdem nicht essen noch schlafen lassen.
    Pandarus kommt.
    Cressida
. Wer kommt? –
    Alexander
. Fräulein, Euer Oheim Pandarus.
    Cressida
. Hektor ist ein tapfrer Degen.
    Alexander
. Wie nur irgend einer in der Welt, Fräulein!
    Pandarus
. Was sagt Ihr? Was sagt Ihr? –
    Cressida
. Guten Morgen, Oheim Pandarus!
    Pandarus
. Guten Morgen, Muhme Cressida! Wovon sprecht Ihr? Guten Morgen, Alexander! – Wie geht’s dir, Nichte? Wann warst du in Ilium?
    Cressida
. Heute morgen, Oheim.
    Pandarus
. Wovon spracht Ihr, als ich kam? War Hektor schon gewaffnet und ins Feld gezogen, als du nach Ilium kamst? Helena war wohl noch nicht aufgestanden, nicht wahr? –
    Cressida
. Hektor war schon fort, aber Helena noch nicht aufgestanden.
    Pandarus
. Ja, ja, Hektor war recht früh auf den Beinen.
    Cressida
. Davon sprachen wir eben; und daß er aufgebracht sei.
    Pandarus
. War er

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